Stefan Leuthold, VR-Präsident und Delegierter der SPAR Gruppe Schweiz

Von Radovan Milanovic


Moneycab: Die holländische Spar ist die grösste Handelskette der weltweit mehr als 13’600 Spar Supermärkten auf vier Kontinenten. Die Kette wies 2007 einen Gesamtumsatz von über 43 Mrd. CHF aus. Können Sie uns erklären, wie Spar Schweiz in die Gruppe eingebunden ist und welches die Besitzer der Spar Gruppe Schweiz sind?


Stefan Leuthold: SPAR Schweiz hat 1989 die Lizenz von der internationalen SPAR Zentrale in Amsterdam erworben, um in der Schweiz das erfolgreiche SPAR Supermarkt Konzept zu multiplizieren. Die SPAR Gruppe Schweiz ist ein Familienunternehmen und im Mehrheitsbesitz der Familie Leuthold.



«Da sich jede Organisation in ihrem Land selbst den lokalen Marktbedürfnissen anpasst, haben wir für die Schweiz das Nachbarschafts-Supermarkt Geschäft gewählt.» Stefan Leuthold, VR-Präsident und Delegierter der SPAR Gruppe Schweiz


Unterscheidet sich die Spar Gruppe Schweiz von anderen Spar Gruppen des Spar Handelskette? Ist allenfalls eine Abspaltung des schweizerischen Arms von Spar Schweiz geplant, insbesonders im Hinblick auf die andere Preis- und Organisationsstruktur im Vergleich zu den Spar Gruppen innerhalb der EU?


Die Besitzverhältnisse sind in jedem SPAR Land unterschiedlich. Von Familienunternehmungen über börsenkotierte Aktiengesellschaften bis hin zu Teilen von grossen weltweiten Lebensmittelketten ist SPAR in jedem Land verschieden organisiert. Da es sich beim SPAR Konzept um eine freiwillige Handelskette handelt, kann sich jeder Lizenznehmer selbst in seinem Land organisieren und auf die lokalen Bedürfnisse ausrichten.


Im vergangenen Jahr erzielten die Detailhandelsgeschäfte der Spar Gruppe Schweiz einen Umsatz von 301,233 Mio. Euro auf einer Ladenfläche von 61,104 m2. Im internationalen Vergleich sind die Geschäfte der Spar Gruppe Schweiz bei einer durchschnittlichen Ladenfläche von 397 m2 im unteren Viertel vertreten, weisen jedoch im Vergleich zu mitteleuropäischen Spar Geschäften einen durchschnittlichen Umsatz auf. Ist die relativ kleine Ladenfläche in der Schweiz von Ihnen präferiert? Falls ja, warum?


Da sich jede Organisation in ihrem Land selbst den lokalen Marktbedürfnissen anpasst, haben wir für die Schweiz das Nachbarschafts-Supermarkt Geschäft gewählt, da wir im Segment zwischen 300 und 800 m2 Verkaufsfläche eine echte Marktchance für unsere modernen SPAR Supermärkte sehen. Wichtig ist nicht die Grösse der Ladenflächen in den einzelnen Ländern, sondern das SPAR Konzept, das auf die Kundenbedürfnisse der einzelnen Länder ausgerichtet ist. 


Bei einer angenommenen Umsatz-Nettogewinn von 3% und einer durchschnittlichen Ladenfläche von 397 m2 dürfte ein Besitzer (= Franchisenehmer) eines Sparmarktes einen Nettogewinn von knapp 148.00 CHF/m2 erzielen. In Anbetracht steigender Lebensmittelpreise, welche auch aus Konkurrenzgründen nicht ganz weitergegeben werden können, dürfte der Netto-Umsatzgewinn auf rund 2,7% bis 2,5%, bzw auf rund 133,00 CHF bis 123.00 CHF fallen. Entsprechen diese Annahmen Ihren Erfahrungswerten? Wie viele Mitarbeiter arbeiten durchschnittlich in einem Spar Markt in der Schweiz?


SPAR Schweiz kommuniziert weder die Gewinnzahlen der Zentrale noch diejenigen der SPAR Franchisenehmer. Die Anzahl der Mitarbeitenden pro SPAR Supermarkt variiert stark nach Grösse und Umsatz des Marktes wie auch, wie der Franchisenehmer und seine Familie selbst im Markt tätig sind. Darum kann zu diesem Punkt keine klare Aussage gemacht werden.


Im vergangenen Jahr konnte die Spar Detaillisten in der Schweiz von einem starken Wachstum des Detailhandels in der Schweiz von 5,1% profitieren. Sie sind aktuell mit 155 Spar und Eurospar Märkten, sowie den acht TopCC Cash & Carry Märkten in der Schweiz vertreten. Die aufkeimende Rezession dürfte eine völlig neue Ausgangsituation schaffen. Mit welchen Wachstums- und Gewinnprognosen geht die Spar-Gruppe Schweiz aus? Zeigen sich bei Spar Schweiz schon Bremsspuren im Umsatz wegen des Konjunktureinbruches?


Wir erwarten für das kommende Jahr eine gute Umsatzentwicklung. Genaue Zahlen kommunizieren wir jeweils erst per Ende Jahr. Dank der klaren Positionierung im Nachbarschafts-Supermarktgeschäft sowie im Cash & Carry Abholhandel erwarten wir keine grossen konjunkturellen Einbrüche für das nächste Jahr.



«Wichtig ist nicht die Grösse der Ladenflächen in den einzelnen Ländern, sondern das SPAR Konzept, das auf die Kundenbedürfnisse der einzelnen Länder ausgerichtet ist.»


Vor kurzem wurde bekannt, dass sich Migros und Coop beim Einkauf von Produkten zusammenschliessen, um einen grösseren Einfluss auf die Preise beim Einkauf nehmen zu können. Wie ist Ihre Situation beim Kampf um günstigere Ankaufkosten? Werden solche Aufgaben von der Konzernzentrale für den Gesamtkonzern übernommen?


Mir ist nichts von einem gemeinsamen Einkauf von Migros und Coop bekannt, wäre doch dies absolut gegen die Richtlinien des Wekos. Wir führen heute über 650 SPAR Eigenmarken und eine über 300 Artikel umfassende Tiefpreislinie in unserem Sortiment, die wir zum grössten Teil durch das Internationale SPAR Netzwerk zu günstigen Einkaufspreisen beziehen können. Somit verfügen wir im europäischen Vergleich über gleichgrosse, wenn nicht bessere Einkaufskonditionen als die Schweizerischen Mitkonkurrenten.


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Bis zum Frühjahr sind die Commodity Preise beinahe explodiert. In der Zwischenzeit sind diese wieder erheblich zurückgekommen. Anderseits hat sich das Kostengefüge wegen höherer Transportpreise, Nebenkosten und Mieten erheblich verändert. Inwiefern konnte Spar diese Mehrkosten auf die Produkte überwälzen? Geben Sie Detaillisten die Verkaufspreise vor? Was unternehmen Sie, um diese Kostensteigerungen in den Griff zu bekommen?


SPAR berechnet laufend die Teuerung auf ihren Sortimenten. Per heute ist unsere interne berechnete Inflation auf unseren Sortimenten wesentlich tiefer als diejenige vom Bundesamt für Statistik ausgewiesene Teuerung. Dies ist möglich dank unserer aggressiven Preis- und Aktionspolitik sowie dem Ausbau unserer Dauertiefpreislinie «Unser kleinster Preis».


Wie verteilen sich die Umsätze der grossen Schweizer Detailhändler Migros, Coop, Denner, Spar und ?? Welche sind die aktuellen Marktanteile? Wie dürften sich die Marktanteile in Zukunft entwickeln?


Gemäss Umsatzauswertung laut Nielsen erreicht SPAR einen Marktanteil von 2% schweizweit. Da wir aber nur in der Deutschschweiz tätig sind, sind die Marktanteile bedeutend höher. SPAR wird auch in Zukunft weiter wachsen und somit Marktanteile gewinnen.


Angenommen, ein Detailhändler plant, sich einer Gruppe wie Denner oder Spar anzuschliessen. Was ist der Unterschied zwischen einem Denner-Satelliten und einem Spar-Markt? Welches ist der rechtliche Stand von Spar-Detaillisten? Was für Vorteile können Sie einem Spar-Detaillisten bieten?


SPAR und Denner sind die einzig übrig gebliebenen Konzepte im Lebensmittel-Detailhandel, die einem selbständigen Unternehmer Zukunftsperspektiven bieten. Der Unterschied zwischen den zwei Konzepten ist ganz klar, SPAR ist der Nachbarschafts-Supermarkt mit grosser Frischekompetenz und lokalen Produkten und Denner ist der Discounter, der hauptsächlich Alkohol und Zigaretten verkauft und keine Frischekompetenz aufweist. Ein Unternehmer muss sich somit entscheiden, welches Konzept für ihn besser geeignet, wenn er als selbständiger Franchise-Nehmer arbeiten will. 


Während Carrefour das Handtuch geworfen und die Schweiz verlassen hat, drängt Aldi und neu auch Lidl in den Schweizerischen Detailhandel. Spürt Spar den Einfluss und eine Abwanderung von Kunden? Gehen Sie davon aus, dass Spar Marktanteile an die Discounter verlieren wird?


Aldi ist mittlerweile 3 Jahre im schweizerischen Markt tätig und an vielen SPAR Standorten ist ein Aldi präsent. SPAR sieht sich als Komplementär zu Aldi mit einem grossen Frischprodukte-Sortiment, Markenartikeln und günstigen Eigenmarken im Gegensatz zu Aldis 700 meist importierten und in plastikverpackten Produkten. 



«SPAR ist der Nachbarschafts-Supermarkt mit grosser Frischekompetenz und lokalen Produkten und Denner ist der Discounter, der hauptsächlich Alkohol und Zigaretten verkauft und keine Frischekompetenz aufweist.»


Wegen der schwächeren Konjunktur und die trüben Wirtschaftsaussichten dürften die Konsumenten preissensibler werden und Kunden zu Gunsten von Discountern führen. Was ist Ihr Rezept gegen diese Entwicklung?


Sollte sich die Konjunktur stark abschwächen, ist SPAR bestens gerüstet, sind wir doch überzeugt, dass sich der Schweizerische Konsument nicht von standardisierten und möglichst lagerfähigen Massenwaren mit homogenisiertem Geschmack und keiner Auswahl ernähren will.


Welche langfristige Strategie verfolgt die Spar Gruppe Schweiz?


SPAR wird auch in Zukunft wachsen, da das Nachbarschafts-Supermarkt-Segment ganz klar Vorteile gegenüber den Discountern sowie den grossen Einkaufspalästen aufweist.


 



Der Gesprächspartner:
Stefan Leuthold ist VR-Präsident und Delegierter der SPAR Gruppe Schweiz, seit 21 Jahren im Familienunternehmen tätig und seit 2000 Verwaltungsratspräsident und Delegierter. Er ist 49 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier erwachsener Kinder und wohnt in St. Gallen.


Das Unternehmen:
Das in Gossau (SG) domizilierte Familienunternehmen ist Lizenznehmerin von SPAR International. Die Gruppe erzielte im 2007 einen Umsatz von Fr. 900 Mio. Die SPAR Gruppe Schweiz ist im Grosshandel mit den 8 TopCC Abholmärkten und der Belieferung von Drittkunden sowie und im Detailhandel mit den 155 SPAR/EUROSPAR tätig. Zur Zeit beschäftigt das Unternehmen ca.1560 Mitarbeitende.

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