Stephan Wintsch, CEO Metall Zug AG

von Christa Spoerle


Herr Wintsch, anlässlich der Präsentation des Jahresergebnisses 2009 rechneten Sie für das laufende Jahr mit einem Umsatz von mehr als 800 Mio CHF und einem Betriebsgewinn von etwa 85 Mio CHF. Sieht es denn so aus, dass Sie sich an diese Vorgaben halten können?


Aufgrund des Geschäftsverlaufs in den ersten Monaten des laufenden Jahres sind wir zuversichtlich, diese Prognosen erfüllen zu können.


Auf welchem ihrer vier Standbeine ruhen mittelfristig die grössten Wachstumshoffnungen?


Wir sehen in allen Bereichen Wachstumspotential. Im Haushaltapparatebereich wollen wir die Marktanteile in der Schweiz weiter ausbauen und auch durch die Internationalisierung des Geschäfts wachsen. Im Bereich Infection Control sind wir in den vergangenen fünf Jahren trotz eines Umsatzrückgangs im 2009 um durchschnittlich 11.4% und damit deutlich stärker als der Markt gewachsen ? und dies hauptsächlich organisch. Hier erwarten wir auch für die mittelfristige Zukunft im Durchschnitt zweistellige Wachstumsraten. Auch den Markt für Kabelverarbeitungsmaschinen schätzen wir nach wie vor als attraktiv ein, er wird sich nach dem starken Einbruch im vergangenen Jahr mittelfristig wieder erholen und unserer Schleuniger Gruppe wieder ein Wachstum ermöglichen. Im Immobilienbereich planen wir signifikante Investitionen in neue Projekte und damit eine kontinuierliche Steigerung der Mieterträge.


Bei Schleuniger, also im Bereich Kabelverarbeitung, mussten Sie 2009 weltweit 85 Stellen streichen.&Konnten Sie damit ihre Kostenbasis der Nachfrageentwicklung anpassen?


Für den Bereich Wire Processing lassen die seit Ende des Jahres 2009 erkennbar gewordenen Erholungstendenzen im Standardmaschinengeschäft hoffen, auch wenn es noch einige Jahre dauern kann, bis das Marktvolumen wieder das Niveau von 2008 erreichen wird. Im spätzyklischen Projektgeschäft ist hingegen mit einem Umsatzrückgang zu rechnen. Insgesamt kann also nicht von einer schnellen Erholung der Märkte und deshalb nur von einer moderaten Umsatzsteigerung ausgegangen werden. Die Kostenstruktur der Schleuniger Gruppe wurde jedoch an diese neuen Verhältnisse angepasst, so dass 2010 trotzdem ein break-even Resultat erzielt werden sollte.



«Wir sehen in allen Bereichen Wachstumspotential.» Stephan Wintsch, CEO Metall Zug Gruppe


In welchen Regionen rechnen Sie sich für diesen internationalen Bereich die grössten Wachstumschancen aus?


Am stärksten ausgeprägt dürfte das Wachstum des Bereichs Wire Processing nach wie vor in Asien und insbesondere in China sein, wo der Bedarf nach modernen Fertigungsmitteln ? beispielsweise für die Automobil-Zulieferindustrie ? kontinuierlich steigt.


Bestätigt sich ihr Optimismus für den Medizinbereich bisher?


Der globale Markt für Infection Control Equipment ist attraktiv. Wachstumstreiber wie die Alterung der Bevölkerung, die stärkere Wahrnehmung von Infektionskrankheiten, die Intensivierung der Forschungstätigkeit und der Kostendruck auf das Gesundheitswesen haben nicht an Bedeutung verloren. Dennoch sahen wir im vergangenen Jahr dämpfende Effekte der Finanzkrise auf das Investitionsverhalten der Kunden. Insbesondere im ersten Halbjahr war Belimed in den USA von einem starken Nachfragerückgang im Medizinsegment betroffen, da die Spitäler dort zu einem grossen Teil privat organisiert sind und ihre Investitionsvorhaben über den Kreditmarkt finanzieren. Rückgänge sahen wir auch in einigen Ländern Westeuropas, in Osteuropa und dem mittleren Osten, während die Nachfrage in asiatischen Märkten weiterhin anstieg. Die Pharmaindustrie investierte nach wie vor stark und schien auch keine Finanzierungsschwierigkeiten zu haben. Belimed hat sich hier durch die regionale Ausdehnung und die Ausrichtung der Organisation auf global tätige Kunden in eine gute Ausgangslage gebracht und konnte deshalb von diesem Wachstum profitieren und im Pharmasegment einen Rekordwert im Auftragseingang verbuchen. Im laufenden Jahr sehen wir nun eine gewisse Erholung im Medizinbereich, welche sich in steigenden Auftragseingängen auszuwirken beginnt. Für 2010 kann deshalb ein leichtes Umsatzwachstum erwartet werden.


Sind im Immobilienbereich weitere Akquisitionen geplant?


Wir würden entsprechende Möglichkeiten prüfen, allerdings verfügen wir mit Projekten auf den eigenen Landreserven zurzeit über ausreichend Wachstumspotential. Anfangs Juni 2010 wurde der Grundstein für die Überbauung «Suurstoffi» in Rotkreuz gelegt. Die MZ-Immobilien AG realisiert hier ein vielfältiges und hochwertiges Quartier in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Es wird ? in städtebaulicher Anordnung ? Raum für Leben und Arbeiten mit einer aussergewöhnlichen Vielfalt an hochwertigen Mietwohnungen mit hoher Wohnraumqualität und einem autonomen Bürobau geschaffen. Die ersten Mietwohnungen können Ende 2011 bezogen werden.


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Wie schreitet die Internationalisierung im Bereich Haushaltsgeräte voran? Wann rechnen Sie hier mit substanziellen Beiträgen aus dem Auslandsgeschäft?


Seit Mitte 2009 verfügen wir über ein exportfähiges Sortiment. Die Wirtschaftskrise hat das Umfeld in verschiedenen Regionen der Welt aber noch schwieriger gemacht und es braucht grosse Anstrengungen, um die Märkte zu bearbeiten. Trotzdem treiben wir unsere internationale Expansion systematisch voran. So konnte die V-ZUG AG mit weiteren bedeutenden Partnern in verschiedenen Ländern Abkommen treffen und in Australien die erste ausländische Tochtergesellschaft eröffnen. Bis diese Aktivitäten in einem anspruchsvollen Marktumfeld jedoch substanzielle Beiträge bringen werden, braucht es noch einige Jahre.


Könnten Sie sich denn in diesem Bereich auch Akquisitionen vorstellen, um schneller zu wachsen?


Wachstum um jeden Preis ist nicht unsere Strategie. Wenn sich jedoch eine Möglichkeit im Premium Segment in unseren Zielmärkten ergibt, werden wir diese selbstverständlich näher prüfen.


Welche Innovationen bezeichnen Sie hier als die erfolgreichsten?


Erfolgreiche Innovationen bei Haushaltapparaten erleichtern die Hausarbeit. Beispiele dafür sind unser Combi-Steam SL mit dem Programm GourmetDämpfen, die Garautomatik beim Backofen Combair SL und beim Steamer-Sortiment sowie unsere Waschmaschine Adora SLQ mit dem Programm Dampfglätten. Auch die Ökologie ist ein zentrales Thema: hier hat unser Wärmepumpentrockner Adora TSL, der energieeffizienteste Trockner Europas mit einem um 45% geringeren Stromverbrauch, bei seiner Lancierung im Jahr 2008 eine neue Marke gesetzt.


Zwei Drittel der verkauften Apparate ersetzen alte Geräte, wie gross ist da der Spagat zwischen Lebensdauer und Qualität?


Bei der Qualität machen wir keine Kompromisse, ZUGer Produkte sind deshalb auch bekannt für ihre lange Lebensdauer. Ein ausgezeichneter Kundendienst sowie eine Ersatzteilgarantie, die gewährleistet, dass eine Reparatur auch nach 15 Jahren noch möglich ist, tragen weiter dazu bei, dass unsere Kunden sich sehr lange an ihren ZUGer Produkten freuen können. So erzielen wir eine hohe Zufriedenheit und Loyalität bei unseren Kunden.



«Wir prüfen aktiv Akquisitionsmöglichkeiten. Der Fokus liegt dabei primär in der weiteren Stärkung der bestehenden Geschäftsbereiche.»


Wie sehen ihre Investitionspläne für das laufende und die kommenden Jahre aus? Wo werden ihre Schwerpunkte liegen?


Im Immobilienbereich werden wir mit der Realisierung der Überbauung «Suurstoffi» in Rotkreuz über die nächsten Jahre substantiell investieren. In den industriellen Geschäfts¬bereichen werden die Maschinen und Anlagen laufend auf dem neusten technischen Stand gehalten. Darüber hinaus integriert die V-ZUG AG im laufenden Jahr einen neuen Wareneingang in das neu erstellte Logistikcenter «ZUGgate» und erneuert ihr ERP-System.


Sind Sie mit ihren vier Standbeinen zufrieden, oder könnten Sie sich vorstellen noch einen weiteren Bereich zu aquirieren?


Wir prüfen aktiv Akquisitionsmöglichkeiten. Der Fokus liegt dabei primär in der weiteren Stärkung der bestehenden Geschäftsbereiche.


Sie bezeichnen ihre Beteiligung an Schlatter als reines Finanzinvestment, wie geduldig werden Sie denn der weiteren Entwicklung dieses Investments zusehen?


Wir haben auch bei unserer Beteiligung an Schlatter einen langfristigen Horizont und verfolgen eine nachhaltige Unternehmensentwicklung.





Zur Person: 
Stephan Wintsch, Jahrgang  1966, schloss seine Studien in St. Gallen und Rochester als MBA ab. Er kam im Oktober 2004 zur Metall Zug Gruppe, zunächst als CFO und seit Mai 2008 zusätzlich als CEO. Zuvor war er in leitenden Positionen bei Siemens Building Technologies tätig.

Zum Unternehmen:
Die Metall Zug Gruppe umfasst .vier Geschäftsbereiche: Haushaltapparate, Infection Control, Wire Processing und Immobilien. Mit der Übernahme der in der Herstellung von Kabelverarbeitungsmaschinen aktiven Schleuniger Gruppe schaffte sich die Gruppe ein viertes Standbein.  Der Bereich Haushaltapparate umfasst die V-Zug AG, die SIBIR Haushalttechnik AG und die F. Gehrig AG. Belimed fokussiert auf ihr Kerngeschäft als Systemanbieter im Bereich Infection Control. Zum Bereich Immobilien zählt die Gruppe die MZ-Immobilien AG, die Parkhotel Zug AG sowie die ZEW Immobilien AG. Die Gruppe beschäftigt rund 3’000 Personen und erzielte 2009 einen Umsatz von 790 Mio CHF.

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