Streik in Bellinzona geht weiter – SBB-Cargo sistiert Stellenabbau in Freiburg

Die SBB-Spitze hatte angeboten, die Sanierung zu sistieren, sofern die Streikenden an ihre Arbeitsplätze zurückkehrten. Dies lehnten die 430 Arbeiter am Donnerstag einstimmig ab. Eine blosse Aussetzung der Sanierung stelle keine genügende Garantie dar, hiess es an der Versammlung. Unter dem Kampfruf «Widerstand, Widerstand, Widerstand» und «Hände weg von den Werkstätten» beschlossen die Anwesenden, solange weiter zu streiken, bis die SBB-Direktion Garantien für den Erhalt der Arbeitsplätze und die Zukunft der Werkstätten liefere.


«Ungenügendes Signal»
Das am Mittwoch von SBB-Chef Andreas Meyer gemachte Angebot sei zwar «ein Signal der Eröffnung eines Dialogs» sagte Gianni Frizzo, Präsident des Streikkomitees. Aber das Signal sei ungenügend: «Das Tessin hat schon zu viele Kehrtwendungen der SBB erlebt, die ihre Versprechungen nie gehalten hat», rief Frizzo in den Saal.


SBB: «Unser konstruktives Angebot steht»
Bei den SBB nimmt man den Entscheid der Personalversammlung «zur Kenntnis», wie SBB-Sprecher Roland Binz sagte. «Unser konstruktives Angebot steht.» Die SBB sei nach wie vor bereit, die Umsetzung der Massnahmen im Industriewerk Bellinzona zu sistieren und «offen den Dialog mit allen interessierten Partnern für gute Lösungen zu führen».


Freiburg soll sich anschliessen
Eine Delegation der Streikenden wird am Freitag die SBB-Werkstätten in Freiburg besuchen. «Wir wollen sie davon überzeugen, sich unserer Bewegung anzuschliessen», sagte Frizzo, der sich erhofft, dass der Streikaufruf auch in Biel und Basel befolgt wird, denn «nur gemeinsam sind wir stark.»


SBB-Cargo sistiert Stellenabbau in Freiburg
Mittlerweile hat die SBB aber  die Abbaumassnahmen in Freiburg bis zur Debatte im Nationalrat am nächsten Mittwoch sistiert. Dies gab SBB-Chef Andreas Meyer am Donnerstag nach einem Treffen mit Bundesrat Moritz Leuenberger und einer Deputation des Freiburger Staatsrats bekannt. Sollten in der Parlamentsdebatte neue Elemente auftauchen und der Auftrag an SBB Cargo verändert werden, werde die SBB dem Rechnung tragen, sagte Meyer: «Wir sind offen für alles». Es sei nur ein Akt der Fairness, Freiburg die selbe Hand auszustrecken wie dem Tessin. In Freiburg sollen 165 Stellen abgebaut werden. Mit dem Entscheid, die Debatte im Nationalrat abzuwarten, sei jeder emotionale Grund weggefallen, von dem vom Gesamtarbeitsvertrag (GAV) vorgesehenen Verfahren abzuweichen, sagte Leuenberger. Schon der Gedanke an einen Streik sei unzulässig und würde jede Lösung verunmöglichen.   (awp/mc/pg)

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