Studie: Tiefer Lohn bedeutet nicht unbedingt «Working Poor»

Dies geht aus der Erhebung «Tieflöhne und Working Poor in der Schweiz» des Bundesamtes für Statistik hervor. «Tieflöhne» und «Working Poor» sind danach keine Synonyme: Der Lohn ist ein individueller Faktor, während die Armut auf die Haushalte bezogen wird. Gemäss den Lohnstrukturerhebungen bezogen 2006 insgesamt 11,6% der Arbeitnehmenden einen Bruttolohn (umgerechnet auf Vollzeitstellen) von weniger als 3’783 CHF, was als Tieflohngrenze festgelegt wurde.


Frauen und junge Erwachsene mit grösserem Tieflohnrisiko
Laut der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) leben 3,9% der Arbeitnehmenden in einem Haushalt, dessen Gesamteinkommen trotz eines Vollzeitpensums unterhalb der Armutsgrenze liegt. Sie zählen somit zu den Working-Poor. Nimmt man die Selbständigerwerbenden hinzu, erhöht sich die Quote auf 4,5%. Frauen und junge Erwachsene weisen laut der Studie ein erhöhtes Tieflohnrisiko auf, sind aber weniger häufig Working Poor. Im Falle der Frauen hängt dies damit zusammen, dass in der Regel ein ebenfalls berufstätiger Partner vorhanden ist.


Mangelnde Bildung schlägt negativ zu Buche
Junge Erwachsene haben noch keine familiären Verpflichtungen, können also den (tiefen) Lohn ganz für sich behalten. Ebenfalls stark betroffen von tiefen Löhnen sind Ausländer, Erwerbspersonen ohne nachobligatorische (Berufs-)Ausbildung, Arbeitnehmende in bestimmten Wirtschaftszweigen und Personen mit befristetem Arbeitsvertrag. Ein besonders hohes Working-Poor-Risiko weisen kinderreiche Familien und Einelternfamilien auf. Im Jahr 2006 konnten 80% der Personen mit einem Tieflohn die Armut dank anderen Einnahmequellen vermeiden. Auf der anderen Seite hatten zwei Drittel der Working-Poor einen Lohn von über 3’783 CHF und somit keinen Tieflohn. (awp/mc/ps)

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