Studie untersucht Nachfrage nach Mikrokrediten in der Schweiz

Ebenso soll mittels der Studie eruiert werden, auf welche Schwierigkeiten kleine Unternehmen bei der Kreditaufnahme stossen. Die Studie wird von der «Association World Microfinance Forum Geneva» (WMFG) geleitet und soll anschliessend auf die ganze Schweiz ausgedehnt werden.


Banken ignorieren kleinere Unternehmen oftmals
Sollte dabei eine grosse «kreditwürdige» Nachfrage ans Licht kommen, werde den lokalen Banken ein Produkt zur Mikrofinanzierung vorgeschlagen. Ziel sei es, die kleinen Unternehmen, die für die Schweiz sehr wichtig seien, mit genügend Geld zu versorgen, erklärt Melchior de Muralt, Präsident der WMFG. Es gehe auch darum, zu sehen, ob so indirekt neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, sagt Projektchefin Claire Favre. Ohne genügende Garantien oder mit zu geringen Kreditsummen im Vergleich zu den mit der Kreditaufnahme verbundenen Kosten würden kleine Unternehmen von den Banken ignoriert. Die neuen Technologien, an erster Stelle das Internet, könnten diese Kosten senken, glaubt Melchior de Muralt.


Bislang nur dünnes Angebot
Die Ökonomin Maria Nowak, die 1989 die «Association pour le droit à l’initiative économique» (Adie) gegründet hat, ist sehr optimistisch was die Entwicklung von Mikrokrediten in Europa betrifft. In der Schweiz sei die Philosophie aber anders, sagte MSS-Präsidentin Yvette Jaggi. Hier stehe nicht der Kampf gegen die Armut im Vordergrund, sondern die Gründung von neuen Unternehmen. Nur wenige Stellen gewähren bisher in der Schweiz Mikrokredite im eigentlichen Sinn, also Kredite bis maximal 50’000 CHF und eine Begleitung der Geschäftstätigkeit. Die Zinsen liegen zwischen 3,5 und 6%.


Hoffnungsträger statt Illusionsverkäufer  
Die Vereinigungen, die Mikrokredite gewährten, seien strikt bei den Bedingungen für den Erhalt von Krediten. Sie wünschten nicht Verkäufer von Illusionen, sondern Träger von Hoffnungen zu sein, sagt Jaggi. Die Überlebensfähigkeit der so gegründeten Unternehmen liege bei rund 90%. In Genf hat die 1997 gegründete Fondetec «Fondation communale pour le développement des emplois et du tissu économique» im vergangenen Jahr zehn von 29 angefragten Mikrokrediten gewährt. 2008 waren es fünf von 21 Projekten. Die Anfragen stammten von Arbeitslosen, jungen Schulabgängern oder Frauen nach der Scheidung, erklärt Fondetec-Direktor Jérôme Favoulet.


Stiftung «Arbeitslosenrappen» erwartet steigende Nachfrage
Bei der Stiftung «Microcrédit Solidaire Suisse» (MSS) mit Sitz in Lausanne hielten sich die Anfragen von Arbeitslosen und Personen, die sich selbstständig machen wollten, in etwa die Waage, sagt Andréa Lehmann-Beytrison. Von den rund hundert Anfragen seien rund zwanzig berücksichtigt worden. Seit der Gründung von MSS sei die Nachfrage kontinuierlich gestiegen. Bereits seit 1983 gibt es in Basel die Stiftung «Arbeitslosenrappen». Die Nachfrage sei seit 2008 gesunken, erklärte ihr Präsident Leonhard Müller. Er rechnet aber mit einem Anstieg in nächster Zeit als Folge der Weltwirtschaftskrise.


«Funktionierendes System»
Erst im vergangenen Jahr Büros eröffnet haben GO! in Zürich und «mikrokredite.ag» im Aargau. Die Anfragen sind sehr zahlreich (400 in Zürich und 150 im Aargau), aber mehrheitlich zu wenig konkret. Lediglich rund ein Dutzend Darlehen wurden bisher gewährt. Die Verantwortliche im Aargau, Brigitt Hauert, zeigt sich überzeugt, dass es in der Deutschschweiz in zehn Jahren fünf bis zehn Zentren für Mikrokredite gibt. Der Grund dafür sei, dass das System Mikrokredite funktioniere und die Kosten geringer seien als bei Arbeitslosigkeit. (awp/mc/ps/16)

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