Swiss: Businessplan zum Abspecken


Bei der Swiss International Air Lines AG wird an einem neuen radikalen Businessplan gefeilt. Laut der Sonntagszeitung schrumpft die Swiss so, dass 3000 Arbeitsplätze verloren gehen.


Swiss soll um 3000 Stellen schrumpfen (pd)
Am 22. Juni tritt der Verwaltungsrat zusammen, am 23. werden Personal und Presse informiert. Auf den Winterflugplan 2003/2004 hin werden die Massnahmen umgesetzt. Die Firma wird von heute über 9´000 auf noch 6´000 Angestellte verkleinert, will die «Sonntagszeitung» in der Ausgabe vom 25.05.03 wissen. Die Langstrecke wird auf 18 Flieger reduziert, die 25 Airbus der Mittelstrecke werden in ähnlichem Ausmass abgebaut.


30 bis 40 Jets bei Swiss-Express
Swiss-Sprecher Peter Marthaler sagt: «Ein solches Szenario ist nicht auszuschliessen. Die Arbeiten am Businessplan sind noch im Gang. Daher lässt sich noch nicht genau sagen, wie einschneidend die Massnahmen sein werden.» Die kleineren Regionaljets werden in die Swiss-Express ausgelagert. Wie viele das schliesslich sein werden, ist noch unklar. Man spricht von 30 bis 40. Dies hat noch weitere Konsequenzen: Bei den Flugnahen Betrieben wie Gate Gourmet, SRTechnics und Swissport würden zusammen etwa 2´000 Stellen gefährdet.


Zur Ausarbeitung des neuen Businessplans wurden auch neue Berater angeheuert: nicht mehr die Firma Roland Berger, die den ursprünglichen 26/26 Plan kreierte, sondern die amerikanischen Consultants von Bain & Co. Damit erhofft man sich eine objektivere neue Sichtweise. Positiv für Swiss ist, dass die Leasingverträge für die meisten Flugzeuge innerhalb von drei oder vier Monaten kündbar sind. Schluss mit hohen Verkaufskomissionen
Gravierend ist die Entwicklung auch für die Reisebranche. Denn im neuen Businessplan der Swiss ist kein Platz mehr für hohe Verkaufskommissionen. Im Gegenteil: Im einen Interview mit dem Branchenmagazin «Travel Manager» spricht William L. Meany, Chief Commercial Officer der Swiss Klartext: «Einiges spricht für 0 Prozent Kommission.» Das bedeutet, dass die Reisebüros zwar bei ihren Kunden eine Gebühr für die Ausstellung der Tickets berechnen können, die Swiss selbst aber nichts mehr bezahlt. Lässt sich das durchsetzen, wäre dies eine grosse Einsparung für die Swiss, denn im Moment gibt es Sonderaktionen, die den Reisebüros Kommissionen von bis zu 19 Prozent bringen. Verhandlungen mit Lufthansa und Air France
Die Schrumpfkur der Swiss hat noch andere Hintergründe. Bekanntlich verhandelt die Swiss mit der Lufthansa über eine Fusion. Die kann aber nur zu Stande kommen, wenn sie ein deutlich kleineres Langstreckennetz hat als heute. Als bereits vor gut einem Jahr mit der Swiss über einen Allianzbeitritt verhandelt wurde, forderte die Lufthansa von der Swiss eine Verkleinerung der Langstreckenflotte auf 15 Flugzeuge. Mit den nun angestrebten 18 Flugzeugen kommt man dieser Forderung ziemlich weit entgegen. Durchgesickert ist mittlerweile auch, dass die Swiss auch mit der Air France über eine Fusion verhandelt. Allerdings sind dort die Gespräche weniger ernsthaft und auch noch viel weniger konkret. (afx/scc/koj)

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