Die geplante Übernahme der angeschlagenen Swiss durch die Lufthansa muss jetzt von den Grossaktionären der Schweizer Fluggesellschaft gebilligt werden. Diese halten rund 86 Prozent an der Gesellschaft. Lufthansa und Swiss hatten am Sonntagabend mitgeteilt, beide Seiten hätten sich auf ein Betriebskonzept geeinigt.
Swiss-Chef Christoph Franz – nicht verschont von der Konzentration im europäischen Luftverkehr.
Der Plan sieht vor, dass die Lufthansa die Swiss komplett übernimmt, die Marke Swiss aber erhalten bleibt. Offiziell nicht bestätigten Berichten zufolge, sollen die Grossaktionäre an diesem Montag über den Stand der Verhandlungen unterrichtet werden.
Durchschnittlicher Kurs der letzten 30 Handelstage
Lufthansa will den Kleinaktionären der Swiss ihre Aktien nach Angaben einer Sprecherin vom Montag zum durchschnittlichen Kurs der letzten 30 Handelstage abkaufen – rückwirkend berechnet vom Zeitpunkt nach der Zustimmung zur Übernahme und Anmeldung des Angebots. Experten zufolge müsste die Lufthansa für diese 14 Prozent über 60 Millionen Schweizer Franken (38,7 Mio. Euro) ausgeben. Für die Grossaktionäre – darunter der Schweizer Staat – gelten andere Konditionen.
«Es wird eine gesonderte Vereinbarung mit den Grossaktionären geben»
In Medien wurde bereits spekuliert, dass die Grossaktionäre mit einem symbolischen Preis von nur einem Euro oder einem Franken abgefunden werden könnten. Die Lufthansa und die Swiss wollten dies offiziell am Montag nicht kommentieren. «Es wird eine gesonderte Vereinbarung mit den Grossaktionären geben», sagte eine Lufthansa-Sprecherin lediglich auf Anfrage.
Drehkreuz des Lufthansa-Konzerns
Mit der Übernahme würde sichergestellt, dass die Schweiz weiterhin an das internationale Luftverkehrsnetz angebunden bleibt. Zürich soll neben Frankfurt und München ein weiteres Drehkreuz des Lufthansa-Konzerns werden.
Fusion wird allgemein positiv gesehen
Am Aktienmarkt kamen die Übernahmepläne gut an. Die Lufthansa-Aktie startete am Morgen in einem schwächeren Gesamtmarkt mit einem deutlichen Plus von 1,52 Prozent auf 11,34 Euro. Auch unter Experten wird die Fusion positiv gesehen. Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler bewertete vor allem den Marktzugang zur Schweiz, den die Lufthansa über die Swiss erhalte, positiv. Zudem sei das Risiko der Übernahme überschaubar. So habe die Swiss ihre Verluste inzwischen auf 140 (Vj: 687) Millionen Schweizer Franken verringert, und auch die Verschuldung halte sich in Grenzen.
Konzentration im europäischen Luftverkehr
Mit der Übernahme der Swiss schreitet ein Jahr nach der Fusion der französischen Air France und der niederländischen KLM die Konzentration im europäischen Luftverkehr voran. Ein erster Anlauf der Lufthansa zur Übernahme der Swiss war 2003 von den Schweizern abgelehnt worden. (awp/mc/gh)
