Swissair-Pleite: «Der Bankrott der Gruppe war voraussehbar»

Die SAirGroup sei bereits im Jahr 2000 hoch verschuldet gewesen, sagte Weber: «Der Bankrott der Gruppe war voraussehbar.» Den Angeklagten werden als Tatbestände Gläubigerschädigung, ungetreue Geschäftsbesorgung, Falschbeurkundung, falsche und unwahre Angaben, Misswirtschaft und Gläubigerbevorzugung vorgeworfen.


Unter Anklage stehen:
Unter Anklage stehen die Konzernchefs Philipp Bruggisser, Eric Honegger und Mario Corti sowie die Verwaltungsräte des Jahres 2001 Gaudenz Staehelin, Bénédict Hentsch, Vreni Spoerry, Lukas Mühlemann, Andres Leuenberger, Thomas Schmidheiny, Gerhard Fischer und Paul-Antoine Höfliger.


Weitere Angeklagte:
Daneben sind die Finanzchefs Georges Schorderet und Jacqualyn Fouse sowie einige weitere leitende SAir-Mitarbeitende angeklagt. Ausserdem sind unter den Angeklagten auch der Präsident der polnischen Fluggesellschaft LOT, Jan Litwinski, sowie zwei Berater aus von der Staatsanwaltschaft nicht genannten Beratungsfirmen.


Schulden ohne Gegenleistung erlassen
Zu Straftatbeständen kam es laut Anklage bei der versuchten Sanierung, die der Verwaltungsrat im März 2001 genehmigte: Dabei seien der Flugtochter SAirLines Schulden von 726 Mio CHF ohne Gegenleistung erlassen worden. Zudem seien Schulden der SAirLines Europe von mehr als 600 Mio CHF hinter Forderungen von Dritten angestellt worden.


Anweisungen des Verwaltungsrat nicht befolgt
Entgegen den Anweisungen des Verwaltungsrat hätten Konzernchef Bruggisser und Finanzchef Schorderet zudem Ende 2000 das Buchungssystem Galileo nicht verkauft, sondern mit der SAirLines fusioniert.


Zahlungen an die konkursbedrohte Sabena
Gegenstand der Anklage sind auch Zahlungen an die bereits vom Konkurs bedrohte belgische Fluggesellschaft Sabena von Anfang 2001 über 150 Mio EUR unter dem damaligen Konzernchef Eric Honegger. Zudem sollen 2000 bis 2001 auch unrechtmässige Zahlungen von 1 Mio CHF an die polnische Fluggesellschaft LOT geflossen sein.


Informationspolitik von Corti
Konzernchef Mario Corti wird insbesondere seine Informationspolitik zur Last gelegt: Er habe die Aktionäre fälschlicherweise über einen Bankenkredit über 1 Mrd CHF informiert und auch falsche Angaben über ein Kostensenkungsprogramm genacht. Verschwiegen habe er dagegen Zahlungen an die Air Littoral über 850 Mio Francs.


Hinauszögerung der Nachlassstundung
Corti und seine Finanzchefin Jacqualyn Fouse müssen sich auch wegen des Hinauszögerns der Nachlassstundung verantworten: Sie hätten spätestens Mitte September gewusst, dass die SAirGroup ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könne, so die Anklage, unterliessen es aber, die Nachlassstundung vorzubereiten.


Zahlungen verursachten Schaden von 220 Mio CHF
Corti und Fouse hätten trotz der Situation Anfang September noch Zahlungen an ausgewählte Gläubiger vorgenommen, wobei der Gruppe laut Weber ein Schaden von 220 Mio CHF entstand. Dabei wurden auch Beratungsfirmen noch mit Honorarzahlungen bedacht. (awp/mc/ab)

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