Swissfirst: Pensionskassen müssen professioneller geführt werden

«Im ganzen Pensionskassenwesen ist der Wurm drin», sagte Grete in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio DRS. Grete hatte bereits mehrmals betont, die Zahl der Pensionskassen müsse drastisch verkleinert werden. «Heute gibt es 8000 Pensionskassen, 1000 wären genug.» Grete kritisiert vorab die Stiftungsräte. Hier brauche es unbedingt verantwortungsbewusste Persönlichkeiten mit Sachverstand. Doch letzteres wird per Gesetz nicht vorgeschrieben. Ein Stiftungsrat muss paritätisch zusammengesetzt sein. «Genau so entstehen Führungsfehler», bedauerte Grete.


«Der Staat kann unmöglich einzelne Transaktionen überprüfen»
Aufsicht durch den Staat sei aber keine Lösung, meinte Grete. Die Verwaltung sei allein schon von ihrer Struktur her nicht geeignet, solche Aufgaben zu übernehmen. «Der Staat kann unmöglich einzelne Transaktionen überprüfen.» Ob die Swissfirst-Affäre jemals vollständig aufgeklärt werden wird, sei ungewiss, so Grete. «Die strafrechtlichen und aufsichtsrechtlichen Behörden müssen jetzt einen sauberen Job machen». Ein Imageschaden bei den Vorsorgesystemen sei aber nicht zu vermeiden. Ähnlich äusserte sich Rudolf Stämpfli, Präsident des Arbeitgeberverbandes, in einem Interview mit der «SonntagsZeitung»: «Der Fall Swissfirst wie auch die hohen Löhne der Topmanager untergraben zusehends das Vertrauen in das System Schweiz.»


Misstrauen und Überregulierung
Fehler und Auswüchse würden sich in letzter Zeit häufen, was gefährlich für das Stimmungsbild in der breiten Bevölkerung sei, sagte Stämpfli. «Die Folgen sind wachsendes Misstrauen und Überregulierung.»


Festigkeit der 2. Säule wird nicht erschüttert
Anders äusserten sich zwei Westschweizer Pensionskassenchefs gegenüber der Zeitung «Le Temps». Die Festigkeit der 2. Säule werde nicht erschüttert – selbst wenn es zu gerichtlichen Verurteilungen kommen würde, sagte Bernard-Yves Voltolini, CEO bei der Genfer Pensionskasse CEH. Die Zahlen zeigen, dass die Pensionskassen die Gelder der 2. Säule richtig managen», findet auch Claude-Victor Graf, Geschäftsführer bei der Genfer Pensionskasse CIA. Voltolini und Graf betonten, dass beide Pensionskassen mit der Swissfirst-Affäre nichts zu tun hätten.


Flucht nach vorne
Die Swissfirst hatte am Freitag die Flucht nach vorne angetreten. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung suchen einen Käufer für die Bankengruppe und wollen daraufhin zurücktreten. Die Bank sieht sich als Opfer einer Diffamierungskampagne. Die Swissfirst steht seit Wochen wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit ihrer Fusion mit der Bank am Bellevue im Herbst 2005 in den Schlagzeilen. Vor dem Zusammenschluss hatten mehrere Aktionäre – darunter auch Pensionskassen – dem Swissfirst-Chef Thomas Matter Swissfirst- Aktien verkauft. Nach der Fusion war der Swissfirst-Aktienkurs deutlich gestiegen. Den Pensionskassen seien damit Millionengewinne entgangen, lautet der Vorwurf.


«Für mich ist das eine echte Tragödie»
Swissfirst-Grossaktionär und Wirtschaftsmann Rolf Soiron nahm Matter derweil in Schutz: «Er hatte nie eine Chance gegen die Diffamierungskampagne», sagte Soiron in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Da werde das Lebenswerk eines hart arbeitenden Bankiers zerstört. «Für mich ist das eine echte Tragödie.» (awp/mc/gh)

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