Tchibo-CEO Harald J. Mayer: «Hohe Qualität zu tiefen Preisen»


Tchibo drängt mit Riesenschritten in den Schweizer Detailhandel. Vor kurzem wurde in Bern die 34. Filiale eröffnet, in den nächsten Monaten folgen weitere. CEO Harald J. Mayer verrät im Moneycab-Interview das Erfolgsgeheimnis.

Von Lukas Schweizer

Moneycab: Herr Mayer, geplant waren 24 Schweizer Filialen in zwei Jahren, nun sind es bereits 34. Was macht Tchibo so erfolgreich?
Harald J. Mayer: Tchibo arbeitet mit einem einzigartigen Konzept, das auf drei starken Säulen aufbaut: Röstkaffee, Kaffee und Snacks sowie ein auf aktuelle Themen zugeschnittenes Angebot von Gebrauchsartikeln. Unser Sortiment an Gebrauchsartikeln wechselt jede Woche und überzeugt die Konsumenten mit hoher Qualität zu günstigen Preisen.

Ihr Motto lautet: «Jeden Monat eine neue Filiale». Wie lange können Sie dieses Tempo noch durchziehen?
Wir wollen bis in etwa zwei Jahren an den meisten erstklassigen Einkaufsstandorten in der Deutschschweiz vertreten sein. Deshalb wird Tchibo in den nächsten Monaten weitere Filialen eröffnen.

Wie sehen die weiteren Expansionspläne aus? Geht es Richtung Westschweiz oder in den Tessin?
Derzeit prüfen wir Projekte im Kanton Tessin und in der Westschweiz. Wann genau der Markteintritt erfolgen wird, ist zur Zeit noch nicht abzusehen.

Offensichtlich scheinen Ihnen Konkurrenten wie Starbucks keine grossen Sorgen zu bereiten. Warum nicht?
Das Tchibo-System ist weltweit einzigartig. Natürlich stehen wir mit einzelnen Produkten immer wieder im Wettbewerb. Da unsere Produkte im Nonfood-Bereich jedoch jede Woche wechseln, kann man uns als Fachgeschäft auf Zeit bezeichnen. Alle Produkte unserer Non Food Palette zeichnen sich durch ein exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis aus. Unsere Produktpalette reicht von Mode und Schmuck über Wohnaccessoires, Sportartikel und Küchenprodukten bis zu Unterhaltungselektronik und Büroartikel.

Wann werden Sie in der Schweiz Marktleader sein?
In allen Ländern, in denen Tchibo mit Produkten und Filialen vertreten ist, hat das Unternehmen eine führende Marktstellung. Dieses Ziel setzen wir uns selbstverständlich auch in der Schweiz. Allerdings müssen wir dafür noch hart arbeiten, ist doch der Schweizer Detailhandel sehr wettbewerbsintensiv.

Der Kernumsatz (international) von Tchibo ist 2003 um acht Prozent auf 3,313 Milliarden Euro gewachsen. Wie sehen die Geschäftszahlen in der Schweiz aus?
Tchibo veröffentlicht zu den einzelnen Ländergesellschaften keine Geschäftszahlen. Ich kann Ihnen aber verraten, dass Tchibo mit der Entwicklung in der Schweiz sehr zufrieden ist.

Und wie viel werden Sie dieses Jahr zulegen?
Mit jeder neuen Filiale können wir die Umsätze weiter erhöhen und zusätzliche Konsumentinnen und Konsumenten als Kunden gewinnen.

Dennoch sind auch Schwierigkeiten da. Der sinkende Röstkaffeepreis beispielsweise tut nicht weh?
Die schwankende Entwicklung des Röstkaffeepreises beeinflusst unseren Geschäftserfolg in der Schweiz allerdings in einem sehr kleinen Ausmass, da wir gerade intensiv damit beschäftigt sind, uns auch im Röstkaffee-Markt in der Schweiz eine sehr gute Startposition zu erarbeiten. Der Verkauf von Röstkaffee macht etwa 15 Prozent des gesamten Umsatzes in den Filialen aus. Mit einem Anteil von rund 70 Prozent sind die Gebrauchsartikel die Hauptumsatzträger.

Und die immer noch eher zurückhaltende Konsumentenstimmung auch nicht?
Tchibo bietet hohe Qualität zu günstigen Preisen. Das wird von den Konsumenten in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten besonders geschätzt.

Tchibo ist nebst der Kaffeeherstellung und dem Gastro- auch im Gebrauchsartikelgeschäft tätig, das ist eine etwas aussergewöhnliche Idee. Warum funktioniert sie?
Tchibo lädt die Konsumenten jede Woche zu einer Entdeckungsreise ein: Jeden Mittwoch bieten wir 15 bis 25 neue Gebrauchsartikel an: Die Konsumenten kommen in die Filialen, lassen sich inspirieren und kaufen spontan, was ihnen nützt und gefällt. Das Tchibo-Konzept unter dem Motto „Jede Woche eine neue Welt“ funktioniert, weil es die Konsumenten überzeugt – in der Schweiz ebenso wie in vielen anderen europäischen Ländern.

Cappuccino neben der Freiarm-Nähmaschine anzubieten tönt aber schon nach «Hans Dampf in allen Gassen»?
Der von Ihnen erwähnte Hans Dampf liebt Cappucino ebenso wie eine Nähmaschine oder eine Stereoanlage oder einen Rucksack oder ein Laufdress! Die Konsumentinnen und Konsumenten haben ganz unterschiedliche Wünsche. Tchibo hilft mit, diese Wünsche zu günstigen Preisen erfüllen zu können.

Was sind denn das für Kunden, die einen Kaffee trinken wollen und dann einen Fuselrasierer kaufen?
Das sind Menschen wie Sie und ich. Unsere Kunden stammen aus allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen. Wir haben nicht nur „jede Woche eine neue Welt“, sondern erfreulicherweise auch „jede Woche neue Kunden“.

Wann tritt Tchibo auch in der Schweiz als Mobilfunkbetreiber auf?
Tchibo legt die Priorität in der Schweiz zurzeit auf die Entwicklung eines dichten, konsumentennahen Filialnetzes. Mittelfristig wird Tchibo auch in der Schweiz sein Angebot im Bereich Dienstleistungen erweitern. Konkrete Entscheide sind allerdings noch keine gefallen.

Von den Kunden zu den Mitarbeitern. Tchibo hat 2003 die 800 erfolgreichsten Mitarbeiter auf eine Mittelmeerreise nach Kos eingeladen. Waren auch Schweizer darunter?
Tchibo konnte in zwei Jahren in der Schweiz 300 neue Arbeitsplätze schaffen. Wir entwickeln mit unseren Schweizer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das gleiche Teamverständnis wie im gesamten Tchibo-Konzern. Wer die Kunden am stärksten begeistern kann, wird speziell belohnt, zum Beispiel mit Reisen. Davon werden in Zukunft auch Mitarbeitende aus der Schweiz profitieren.

Für welche innovativen Ideen wurden diese Mitarbeiter belohnt?
Das oberste Ziel aller Tchibo-Mitarbeitenden ist es, den Kunden zu begeistern. Wer das besonders erfolgreich macht, wird noch speziell belohnt.

Die Schlussfrage: Welchen Kaffee trinken Sie am liebsten?
Einen Espresso Macchiato in einer meiner Filialen in der Schweiz.


Moneycab Interviews Der Gesprächspartner 
Harald J. Mayer, Tchibo
 
Harald J. Mayer ist am 19. Oktober 1953 in Wien geboren. Seine berufliche Karriere begann er als Key Account Manager bei American Express Banking. Von 1978-84 war er Verkaufsleiter bei Black & Decker, bis 1986 Geschäftsführer der Vitra. Danach wechslete er zu Duracell, wo er als Region Manager für Österreich, Zentraleuropa und die Türkei verantwortlich war. 1993 stiess Mayer zu Tchibo, zuerst als Geschäftsführer der Tchibo Handelsgesellschaften in Österreich, der Slowakei, Ungarn und Slowenien. Nach der Fusion Tchibo/Eduscho übernahm er die Geschäftsführung der Eduscho (Austria) und seit dem 1. September 2001 ist er Direktor und Sprecher der Geschäftsleitung der Tchibo Schweiz.

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