Telekom bereitet sich auf Konjunkturrückschlag vor

«Ich kann Ihnen nicht sagen, wann das sein wird. Aber es wird Rückschläge geben.» Obermanns Einschätzung hat Folgen auf das künftige Vorgehen der Telekom. «Wir müssen Reserven haben und werden daher bei möglichen Zukäufen vorsichtig vorgehen», sagte er. Vorerst werde es keine Multi-Milliarden-Euro-Übernahmen geben.


Kampf um jeden Kunden
Dies gelte auch für das Geschäft in den USA, wo der Umsatz im vergangenen Jahr sogar leicht zurückgegangen sei. Wann dort wieder Wachstum zu erwarten sei, wollte der Telekom-Chef nicht sagen. «Wir geben jedenfalls nicht auf, nur weil wir vorübergehend Wachstumsprobleme haben. Eine solche Delle sei kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen.» Es müsse um jeden Kunden gekämpft werden.


Telekom auch in Griechenland engagiert
Die Krise in Griechenland könnte schon bald Auswirkungen auf die Deutsche Telekom haben. Der Konzern ist an der griechischen Telekom-Gesellschaft OTE beteiligt, ein Grossteil ist jedoch noch in den Händen des griechischen Staates, der zwingend neues Geld benötigt und daher einen weiteren Verkauf erwägen könnte. Der Staat kann uns weitere Unternehmensteile anbieten, sagte Obermann.


Aktionäre gehen mit Management ins Gericht
Die Vertreter der Telekom-Aktionäre haben ihrem Ärger über die Kursentwicklung der Aktie auf der diesjährigen Hauptversammlung wieder einmal Luft gemacht. «Sprechen wir es offen aus, die Kapitalgeber dieses Unternehmens, ihre Aktionäre, haben über die Jahre heftige Verluste erlitten», sagte der Geschäftsführer der Fondsgesellschaft DWS, Klaus Kaldemorgen, am Montag in Köln. Die Telekom-Aktie macht ihren Aktionären seit Jahren keine Freude. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres verloren die Titel rund vier Prozent an Wert – zuletzt kosteten sie 9,89 Euro. «Wir müssen uns damit abfinden, dass es eine grossartige Leistung des Vorstands wäre, wenn Sie den Kurs auf 13 oder 15 Euro bringen», sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist das zu wenig: «Wir wollen mindestens 20 Euro haben!», forderte er.


US-Tochter beschäftigt Shareholder
Vor allem die US-Tochter T-Mobile USA, deren Entwicklung im vergangenen Jahr neben dem britischen Mobilfunkgeschäft hauptverantwortlich für die Gewinnwarnung war, beschäftigt die Aktionäre. DWS-Geschäftsführer Klaus Kaldemorgen fürchtet nicht nur, dass sich die Ergebnisse weiter verschlechtern. Er sieht auch den Unternehmenswert des US-Geschäfts in Gefahr. Ausserdem brauche die Telekom ein überzeugenderes Geschäftsmodell gegenüber Trittbrettfahrern auf ihrer Infrastruktur wie Apple oder Google , um stärker am Wachstum des Mobilfunkmarktes zu partizipieren. Telekom-Chef René Obermann steckt in diesem Jahr noch einmal drei Milliarden Dollar in das Mobilfunknetz in den USA, um es fit für mobile Datendienste zu machen.


Misstrauensvotum
Die Generaldebatte der Telekom-Aktionäre startete am Montag mit Verzögerung. Ein Kleinaktionär hatte eingangs erfolglos die Abwahl des Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Lehner als Versammlungsleiter beantragt – der ehemalige Henkel-Chef sei «zu unerfahren» so die Begründung. Die Mehrheit der Aktionäre sprach sich allerdings für Lehner als Leiter der Hauptversammlung aus. Insgesamt fanden 5.500 Aktionäre den Weg in die Kölner Lanxess-Arena – sie vertaten 58,71 Prozent des Grundkapitals der Telekom. (awp/mc/ps/04)

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