Telekom-Chef Ricke sieht Spielraum für Zukäufe

«In den kommenden Jahren werden sich noch interessante Gelegenheiten ergeben», sagte er dem Wirtschaftsmagazin «Capital» (Donnerstagausgabe). Die Konsolidierung der Branche in Europa habe erst begonnen. «Solange wir unsere Hausaufgaben machen und auf Kurs bleiben, stärken wir unsere Finanzkraft für künftige Möglichkeiten.»


Tatsächlich gewinnt die Fusions- und Übernahmewelle auf dem europäischen Telekommunikationsmarkt zunehmend an Fahrt. Erst vor wenigen Wochen hatte die spanische Telefonica angekündigt, den britischen Mobilfunkbetreiber O2 für 26 Milliarden Euro zu übernehmen. Zuvor hatte das Unternehmen schon den tschechischen Festnetzbetreiber Cesky Telecom erworben. In Spanien wurde ausserdem der Mobilfunkbetreiber Amena von France Telecom übernommen und in Italien der Mobilfunkanbieter Wind an Finanzinvestoren verkauft.


Verschiedene Möglichkeiten
Zum Kauf steht der dänische Marktführer TDC AS, der in Deutschland mit Talkline aktiv ist. Die schweizerische Swisscom hat vor wenigen Wochen Übernahmegespräche mit der irischen Eircom bestätigt und ist angeblich auch an der TDC und der niederländischen KPN interessiert. Bei TDC wurde in der Vergangenheit ferner die Deutsche Telekom als Kaufinteressent genannt. Nach einer Studie der WestLB würden sich für die Telekom neben der polnischen PTC, an der die Bonner bereits mit knapp unter 50 Prozent beteiligt sind, die französische Bougyues Télécom, Hutchison in Grossbritannien und Tiscali in Italien als potenzielle Zukäufe anbieten.


Übernahme der britischen O2
Ricke hat in den vergangenen Wochen allerdings immer wieder betont, dass das Unternehmen nicht ausserhalb seiner Märkte zukaufen will. So prüfte die Telekom zusammen mit KPN eine gemeinsame Übernahme der britischen O2. Das Vorhaben wurde aber abgeblasen. «Jeder Zukauf muss sich lohnen», sagte Ricke dem «Capital». Dabei betonte er, dass die Telekom mindestens eine Kapitalverzinsung von acht Prozent erwarte.


Neuer Spielraum
Da das Unternehmen seine Verbindlichkeiten inzwischen auf knapp unter 40 Milliarden Euro heruntergefahren habe, gibt es Ricke zufolge neuen Spielraum. Bei der Vorlage der Quartalszahlen Anfang November hatte der Telekom-Chef gesagt, dass er Schulden in zwei- bis dreifacher Höhe des operativen Gewinns akzeptieren könnte. Das heisst, die Telekom könnte rund 20 Milliarden Euro für Akquisitionen locker machen. Zum Finanzspielraum hatten die Bonner allerdings keine genauen Angaben gemacht. (awp/mc/as)

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