Türkischer Handelsminister Kürsad Tüzmen: «Wir bleiben hinsichtlich eines EU-Beitritts optimistisch.»


Herr Minister, welche Ziele verfolgt Ihr Land in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)?


 


Gegenwärtig beträgt das Handelsvolumen zwischen der Türkei und den VAE etwa 2.3 Milliarden Dollar. Obwohl es in den letzten Jahren stetig stieg – im Jahr 2002 standen wir erst bei 400 Millionen Dollar -, sehen wir noch viel Potenzial nach oben und peilen bis 2010 fünf Milliarden Dollar an. Nehmen Sie die türkische Bauindustrie, die weltweit ein Handelsvolumen von 17 Millairden Dollar erreicht. Gerade die arabische Golfregion und insbesondere Dubai mit seinem Bauboom stellt für uns einen interessanten Partner dar. So bin ich sehr glücklich, bei der Eröffnung der Dubaier Kale-Niederlassung, einem der besten Keramikhersteller und in ihrem Segment die Nr. 4 auf der Welt, dabei sein zu dürfen und für mein Land zu werben. Die Staaten des Golfkooperationsrates GCC (VAE, Saudi-Arabien. Kuwait, Bahrain, Katar und Oman) haben allesamt Haushaltsüberschüsse und wir wollen dies als reale Gelegenheit wahrnehmen. Die Türkei exportiert derzeit weltweit Waren und Dienstleistungen in Höhe von 100 Milliarden Dollar pro Jahr und wir pflegen hervorragende Handelsbeziehungen zu unseren Nachbarregionen. Ausserdem liegt mittlerweile die Inflation im einstelligen Bereich.


 


Entwickelt sich der Aussenhandel der Türkei mit der Golfregion besser als mit der Europäischen Union (EU)?


 


Unser Aussenhandelsanteil  mit der EU beträgt 50%, er ist essentiell für die Türkei. Natürlich wollen wir, wie erwähnt, unsere Handelsbeziehungen mit den Ländern des  GCC  weiter ausbauen. Deren Anteil am Aussenhandel lag vor sieben Jahren bei 3%, heute beträgt er 30%. Ich denke, dies ist eine gute Aufteilung für uns.


 


Die EU feiert derzeit ihr 50-jähriges Jubiläum, genau wie die Kale Gruppe aus Istanbul, zu deren Niederlassungseröffnung Sie hier sind. Stimmt es Sie wehmütig, dass die Türkei noch nicht Vollmitglied der Union ist?


 


Zunächst einmal bin auch ich fünfzig Jahre alt, diese Zahl gibt mir also mehr Anlass zur Freude als zur Sorge. Aber ernsthaft: wir sind jetzt seit meiner Kindheit ein potentielles EU-Mitglied und diesen Status haben wir immer noch. Dabei hat die Türkei mehrere EU-Standards längst übernommen. Wir beobachten, dass einige Länder, die die EU- und Maastrichtkriterien erfüllt haben, jetzt Mitglieder geworden sind. Die Türkei hat eine prosperierende Wirtschaft, unser Aussenhandel boomt und die Inflationsrate ist niedrig. Aber wir bleiben, was einen Beitritt betrifft, geduldig. In 2005 haben wir uns mit der EU «verlobt», der Hochzeitstermin steht noch nicht fest, aber wir sind weiterhin optimistisch.


 


Interview: Gérard Al-Fil


 

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