UBS-Boni: SP fordert Haltiners Kopf

Der Konsumentenschutz bedauert es, dass die Neuorganisation der Bankenaufsicht nicht dazu geführt habe, dass auch die Interessen der Kunden vertreten werden. Dass der UBS trotz Verlusten und Staatshilfe Bonuszahlungen erlaubt würden, zeige, dass die Finma in erste Linie dem Wohl der Banken verpflichtet sei. Die Boni, welche UBS-Angestellte erhalten sollen, müssten von den Bankkunden und Kleinanlegern berappt werden, schrieb die SKS am Montag in einem Communiqué. Für die SKS liegt die Wurzel des Problems in der Zusammensetzung des Finma-Verwaltungsrats.


Unabhängige für FINMA-VR gefordert
Dieser bestehe einzig aus den Leitern der Vorgängerbehörden der Finma und aus einstigen Kadermitgliedern von Versicherungen und Banken. Damit auch Kundenanliegen berücksichtigt würden, müssten Unabhängige in die Behörde Einsitz haben, findet die SKS. Ihre Forderung richtet sie in einem Brief an Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Die Westschweizer Konsumentenschutzorganisation Fédération romande des consommateurs (FRC) pflichtete auf Anfrage der SKS zu. FRC-Geschäftsführer Mathieu Fleury stört sich besonders daran, dass die UBS öffentlichen Gelder für Boni aufwende, derweil die Entschädigung der durch die Lehman-Pleite geschädigten UBS-Kunden verschleppt werde.


SP monniert mangelndes politisches Gespür
Kritik an der Finma-Führung liess am Montag auch die SP verlauten. Wer gegenüber der UBS in der heutigen Situation keine Nullrunde durchsetze, dem fehle das notwendige politische Gespür. Entweder trete Finma-Chef Haltiner selbst zurück oder Bundesrat Merz müsse handeln, schrieb die SP in einem Communiqué. Der Bundesrat solle Ordnung schaffen, nicht kuschen, hiess es von Seiten der Partei weiter. Es sei unverständlich, dass sich die Regierung von den UBS-Chefs auf der Nase herumtanzen lasse. Die Bevölkerung könne zu Recht nicht verstehen, weshalb die Bankiers für ihre Misswirtschaft auf Bundeskosten beloht werden sollen.


UBS: «Mit FINMA im Grundatz geeinigt»
Dass der UBS die Zahlung von Boni an ihre Mitarbeitenden erlaubt wird, wurde am Wochenende durch Medienberichte publik. Die UBS bestätigte am Sonntag lediglich, dass man sich mit der Finma im Grundsatz über die Bonuszahlungen geeinigt habe. In welcher Höhe sich diese bewegen, wird erst in rund zwei Wochen bekanntgegeben.


SKS: «FINMA deckt unlautere Praxis»
Von Seiten des Stiftung für Konsumentenschutz steht die Finma allerdings nicht nur wegen der UBS-Boni in Kritik. Auch die Haltung der Finma in Bezug auf die Vertriebsvergütung von Anlageprodukten stösst der SKS sauer auf. Obwohl das Bundesgericht entschieden hat, dass Zahlungen, welche Anlageberater für den Verkauf von Fonds und anderen Anlageprodukten erhalten, den Anlegern zustehen, decke die Finma die Praxis der Banken, diese sogenannten Retrozessionen den Kunden weiterhin vorzuenthalten.


SBPV pocht auf Mässigung
Diese Praxis sei nicht im Sinne der Kleinsparer, sagte SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder auf Anfrage. Es sei dringend nötig, dass die Finma als Aufsichtsbehörde nicht nur dem Wohl der Banken diene, sondern vor allem auch jenem der Bankkunden und Kleinanleger. Der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) wünscht sich von den Banken eine Mässigung bei Bonusversprechen. Auch würden es die Personalvertreter schätzen, wenn gewisse variable Lohnbestandteile abgeschafft und die Fixlöhne angepasst würden.


Erheblicher Teil der UBS-Boni nach USA?
SBPV-Geschäftsleitungsmitglied Roger Bartholdi zeigte am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA Verständnis über den Ärger, welcher die Bonuszahlung der UBS in gewissen Kreisen ausgelöst hat. Gleichzeitig mutmasste er, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bonuszahlungen an UBS-Angestellte in den USA fliessen dürfte. Dort hätten sich die international tätigen Banken mit Bonusversprechungen überboten, was zu entsprechenden Lohnexzessen geführt habe. Bartholdi wünscht sich diesbezüglich eine Mässigung. «Die Grossbanken müssten ein Gentleman Agreement abschliessen, um solche Lohn- und Bonusexzesse inskünftig zu verhindern», sagte er.


Systemwechsel vorgeschlagen
Bei den normalen Bankangestellten tieferer Lohnklassen dagegen seien die Boni nie exzessiv ausgefallen. Bonuszahlungen würden von den Banken an Stelle des 13. Monatslohns bezahlt und bewegten sich meist in der Höhe von ein bis zwei Monatslöhnen, so Bartholdi. Aus Sicht des Bankpersonalverbands wäre es dennoch sinnvoll, der Anteil von variablen Lohnbestandteilen hinabzusetzen und stattdessen wieder dem Fixlohn zuzuschlagen. Sowohl bei tieferen und insbesondere auch bei höheren Salärstufen müssten Bonuszahlungen wieder auf ein vernünftiges Mass reduziert werden, forderte Bartholdi. (awp/mc/ps/29)

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