UBS: Zustimmung zum Rettungsplan und Kritik an Konzernführung erwartet

Bereits zum vierten Mal in diesem Jahr beruft die UBS eine Generalversammlung ein, zum dritten Mal für eine Kapitalerhöhung. Neu ist allerdings, dass der Staat und nicht private Investoren der Bank zu Hilfe eilen, die seit dem Zusammenbruch der US-Subprime-Hypotheken in einem implodierenden Finanzmarkt gefangen ist.


Nur über Pflichtwandelanleihe
Konkret müssen die UBS-Aktionäre nur über einen Teil des staatlichen Rettungspakets entscheiden: Dieser beinhaltet die Schaffung von bedingtem Kapital für die von der Eidgenossenschaft zu zeichnende Pflichtwandelanleihe über 6 Mrd CHF. Angesichts möglicher Folgen einer Ablehnung und mangelnder Alternativen dürfte der Antrag klar angenommen werden.


Vertrauen bleibt weg
Der Rettungsplan, der auch die Übernahme maroder Aktiven der UBS im Volumen von 60 Mrd USD durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) vorsieht, ruft inzwischen weniger Kritik hervor als noch bei der Bekanntgabe Mitte Oktober. Dabei hat er noch nicht dazu geführt, dass das Vertrauen zurückgekehrt ist und der Aktienkurs wieder steigt.


Polemik über Managerlöhne
Überblendet wurde die Frage der Art des Staatseingriffs von der Polemik über die Managerlöhne bei der grössten Schweizer Bank. Unter grossem öffentlichen Druck will die UBS ihre Bonuspolitik ändern und führt neu auch ein Malussystem ein. Ex-Konzernchef Peter Wuffli kündigte zudem an, er verzichte auf ihm zustehende Vergütungen von 12 Mio CHF. Diesem Beispiel ist bislang keiner gefolgt, es heizte aber die Debatte über die Managerlöhne an.


Lädiertes Image
Der Bericht über das Kompensationssystem wird den Aktionären zusätzlich zum einzigen Traktandum präsentiert. Auch wenn er nur informativen Charakter hat, gibt der Bericht den Aktionären Gelegenheit, ihre Kritik über den Verwaltungsrat auszuschütten, der bei der Vertrauensbildung immer wieder Mühe zeigt. So äusserte sich Vizepräsident Sergio Marchionne wenig schmeichelhaft über Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und Konzernchef Marcel Rohner. Zudem verkaufte der erst an der ausserordentlichen GV vom 2. Oktober gewählte neue Verwaltungsrat Rainer-Marc Frey 1 Mio UBS-Aktien.


Top-Management verkauft eigene UBS-Aktien
Dieses verunsichernde Verhalten wurde wenig später in der Direktion imitiert, nämlich von Marten Hoekstra, der notfallmässig den Chef des weltweiten Vermögensverwaltungsgeschäfts, Raoul Weil, ersetzte. Weil wurde von der amerikanischen Justiz in der Steueraffäre angeklagt: ein weiteres Dossier, das die UBS noch nicht hat lösen können.


Offene Sprache
Selbst ansonsten reservierte Bankiers nehmen angesichts der Fehltritte der UBS-Verantwortlichen kein Blatt mehr vor den Mund: Jacques Rossier, Partner der Genfer Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch (LODH), bezeichnete die fehlende klare Antwort von Peter Kurer und Marcel Rohner als Führungsmangel.


Parlament ohne Alternative
Die Politik jedenfalls hat den Rettungsplan praktisch geschluckt. Die zuständigen Kommissionen von National- und Ständerat sind für die Finanzspritze von 6 Mrd CHF. Das Parlament wird erst am 8. (Nationalrat) und 9. Dezember (Ständerat) darüber befinden, eine Woche nach Emission der neuen UBS-Obligationen.


SP fordert Gegenprojekt
Die Sozialdemokraten versuchten zwar ein Gegenprojekt aufzugleisen. So forderten sie als Gegenleistung für die Milliardenhilfen insbesondere eine Teilverstaatlichung, getreu dem Vorbild der Rettungspakete in Grossbritannien und Frankreich. Die SP blieb jedoch erfolglos, die anderen Parteien folgten Finanzdepartement, Bankenkommission und Nationalbank.


Neuerliche Staatsmilliarden?
Deren Rettungspaket genügt möglicherweise aber nicht. So schloss der Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK), Daniel Zuberbühler, am Sonntag eine neuerliche Staatshilfe nicht aus, falls sich die Krise an den Finanzmärkten weiter verschlimmert. (awp/mc/ps/26)

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