Umfrage: UBS hat den schlechtesten Verwaltungsrat der Schweiz

73% der Experten beurteilten den UBS-Verwaltungsrat in der am Sonntag veröffentlichten Umfrage als den schlechtesten. Als Gründe wurden etwa Fehlentscheide und Managementfehler genannt. Die Risikosteuerung und -überwachung bei der UBS seien ungenügend. Für die Rangliste, die im Auftrag des Beratungsunternehmens Knight Gianella und der «SonntagsZeitung» erstellt wurde, befragte das Marktforschungsinstitut Demoscope 150 Wirtschafts- und Finanzexperten. Die Umfrage wurde zwischen dem 21. April und dem 22. Mai durchgeführt.


«Emotionales Urteil»
Nach Ansicht von Sandro V. Gianella, Gründer und Teilhaber von Knight Gianella, haben die Experten in Bezug auf die UBS «weniger ein sachliches als ein sehr emotionales Urteil» gefällt: «Das war ein sehr populistisches Urteil, eine kollektive Aburteilung.» Die Umfrage zeige, wie schnell hochgejubelte Personen wie der zurückgetretene UBS-Präsident Marcel Ospel «zum Buhmann der Nation» werden könnten, erklärte Gianella. Vor Jahresfrist war Ospel noch für seine Weitsicht und sein strategisches Denkvermögen zum besten Verwaltungsratspräsidenten der Schweiz gewählt worden.


Erinnerungen an Swissair
Gianella erinnerte in diesem Zusammenhang an die Swissair, die sich ebenfalls immer auf den vorderen Plätzen der in zwischen zum elften Mal durchgeführten Umfrage befunden habe. Nach dem Grounding sei das Unternehmen dann aber «in der Luft zerrissen worden». Über den besten Verwaltungsrat verfügt gemäss der Umfrage der Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Als Gründe wurden unter anderem die Performance und die nachhaltige Unternehmensführung genannt. Gute Noten erhielten auch der Pharmakonzern Roche und der Elektrotechnikkonzern ABB.


Brabeck führt VR-Liste an
Nestlé-Präsident Peter Brabeck wurde von 40% der Experten zum besten Verwaltungsratspräsidenten gewählt, gefolgt von Roche-Präsident Franz Humer und Sergio Marchionne, Präsident des Warenprüfkonzerns SGS. – Neckisches Detail: Marchionne amtiert auch als Vizepräsident des abgestraften UBS-Verwaltungsrats. Generell nahm das Vertrauen in die Verwaltungsräte gemäss der Umfrage in den vergangenen zwölf Monaten deutlich ab: Auf einer Sechser-Skala gab es noch die Note 3,73 nach 4,06 im vergangenen Jahr.


VR-Qualifikationen «knapp genügend»
Die Qualifikation der Verwaltungsräte zur Führung von grossen, global tätigen Unternehmen wurde noch als knapp genügend bewertet. Den Verwaltungsräten wird kaum mehr zugetraut, Krisenlagen zu bewältigen. Die diagnostizierten Defizite betreffen nicht nur den Finanzsektor. In der Medienmitteilung von Knight Gianella ist denn auch von «Schönwetter-Verwaltungsratsmitgliedern» die Rede, die unter erschwerten Bedingungen häufig überfordert seien. Denn – auch dies zeigt die Befragung – die Anforderungen an Verwaltungsräte steigen. (awp/mc/ps)

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