UniCredit: Gewinn bricht um die Hälfte ein
Stützend wirkte sich dabei die Anwendung der jüngst gelockerten Bilanzierungsregeln aus, die der Bank weitere hohe Abschreibungen ersparte. Insgesamt sank der Gewinn der UniCredit im dritten Quartal unter dem Strich um 54 Prozent auf 551 Millionen Euro. Die deutsche Tochter HypoVereinsbank (HVB) rutschte dagegen tief in die roten Zahlen. Zur weiteren Geschäftsentwicklung wollten sich weder Mutter noch Tochter äussern.
Aktie legt zu
Die Aktie der UniCredit startete mit einem Kurssprung in den Tag und war einer der stärksten Werte im europäischen Leitindex EuroSTOXX 50 . Händlern zufolge ist der Gewinn nicht so stark zurückgegangen wie befürchtet. «Wenn eine Lungenentzündung eingepreist ist, wird auch eine kleine Grippe honoriert», kommentierte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank die Zahlen. Zuletzt notierte die Aktie 4,3 Prozent im Plus bei 1,94 Euro.
Neue Milliardenbelastung
Die Finanzkrise schlug bei der UniCredit im abgelaufenen Quartal insgesamt mit weiteren 1,3 Milliarden Euro zu Buche und riss den Vorsteuergewinn um knapp 47 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro nach unten. Allerdings blieben der UniCredit durch die Anwendung der neuen Bewertungsregeln für nicht handelbare Wertpapiere weitere Belastungen in Höhe von 856 Millionen Euro erspart. Seit Mitte Oktober dürfen die Banken in der EU bestimmte Wertpapiere, für die es aktuell keinen Markt gibt, vom Handelsbuch in den Anlagenbestand umbuchen. Damit müssen sie diese nicht mehr zum aktuellen Marktpreis bewerten – dies hatte in Zeiten der Finanzkrise regelmässig zu hohen Abschreibungen geführt.
Dünne Kapitaldecke
Die Kapitaldecke der UniCredit wurde im abgelaufenen Quartal weiter ausgedünnt. In den drei Monaten bis Ende September sank die Kernkapitalquote (Tier 1/Basel II) leicht auf 5,67 Prozent. Im Oktober hatte die UniCredit aber bereits Massnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis bekannt gegeben: Neben der Ausgabe neuer Aktien in Form einer Wandelanleihe wird die Bar-Dividende für 2008 gestrichen. Über die Kapitalerhöhung will die Bank drei Milliarden Euro einnehmen. Mit Hilfe der Massnahmen soll die Kernkapitalquote bis Ende des Jahres auf 6,7 Prozent verbessert werden.
Handelsergebnis im Minus
Die operativen Erträge der UniCredit-Gruppe sanken im Berichtszeitraum leicht um 1,5 Prozent auf 6,75 Milliarden Euro. Das Handelsergebnis sackte wegen der Turbulenzen an den Märkten ins Minus. Die Ergebnisse seien von den «dramatischen Bedingungen auf den Finanzmärkten beeinflusst», hiess es. Die Gruppe habe dabei aber von ihrer breiten Aufstellung profitiert. Beim Zinsüberschuss verbuchte die Bank einen zweistelligen und nach Ansicht von Cheuvreux-Analyst Carlo Tommaselli «überraschend starken» Zuwachs. Der Provisionsüberschuss sank allerdings wegen eines schwächeren Vermögensverwaltung-Geschäfts zweistellig. Insgesamt verzeichnete die UniCredit wegen des sich bereits abzeichnenden Wirtschaftsabschwung einen Zuwachs an faulen Krediten.
HVB stürzt ab
Die UniCredit-Tochter HVB konnte sich im Gegensatz zu ihrer italienischen Mutter im dritten Quartal nicht in den schwarzen Zahlen halten: Unter dem Strich verzeichnete das Münchener Institut einen Verlust von 285 Millionen Euro nach einem Gewinn von 83 Millionen Euro im Vorjahr. Neben einem Minus beim Handelsergebnis von 490 Millionen Euro musste die Bank auch ihre Kredit- Risikovorsorge kräftig ausweiten. Eine Prognose für 2008 wagte die Bank noch immer nicht. Die Entwicklung bleibe «in erheblichem Umfang» abhängig vom weiteren Verlauf der Finanzmarktkrise. (awp/mc/ps/09)