Urs Kessler, CEO Jungfraubahnen Holding AG

von Alexander Saheb


Gemessen am nur marginal gesunkenen Verkehrsertrag des Jahres 2009 scheint die Wirtschaftskrise die Jungfraubahnen nicht zu tangieren?

Aufgrund der Verkaufsreisen im Herbst 2008 entschieden wir uns antizylisch zu agieren. Wir verstärkten unsere Aktivitäten in der Schweiz und den Nahmärkten. Parallel bauten wir unsere Aktivitäten in Asien aus, um die Marke Jungfraujoch-Top of Europe zu stärken und Marktanteile zu gewinnen.


Besucher aus welcher Weltregion reisten 2009 weiterhin Richtung Jungfraujoch, welche blieben tendenziell eher fern?

Auf dem Schweizermarkt und den umliegenden Ländern konnten wir zusätzliche Jungfraujochbesucher akquirieren. Dagegen verzeichneten wir aus Asien einen Rückgang von rund 100’000 Gästen.


Wurden gezielte Marketingaktionen unternommen, um die Besucherzahl zu fördern?

Wir haben bereits im Januar 2009 erste Promotionen auf dem Schweizermarkt und den umliegenden Ländern durchgeführt. Während den beiden Hochsaisonmonaten Juli und August führten wir keine Promotionen durch.




«Wir wollen nicht nur kurzfristiges Wachstum, sondern langfristig Vorteile.» Urs Kessler, CEO Jungfraubahnen Holding AG


Die maximale Besucherzahl auf dem Jungfraujoch wurde auf 5’000 pro Tag gedeckelt. Wirkt diese Massnahme wie gewünscht und verteilt die Besucher auf mehr Tage?

An acht Tagen im Jahr 2009 erreichten wir die Kapazitätsgrenze. Wir wollen nicht nur kurzfristiges Wachstum, sondern langfristig Vorteile. Diese Massnahme stärkt das Prestige und die Exklusivität unserer Marke. Zur noch besseren Verteilung führen wir neben dem Good Mornig Ticket neu auch ein Good Afternoon Ticket ein.


Gibt es viele Gäste, die sowohl aufs Jungfraujoch wie auch auf andere Destinationen Ihres Netzes, wie Kleine Scheidegg und Grindelwald First fahren?

Wir betreiben ein aktives Cross-Marketing mit unserer Leadmarke Jungfraujoch-Top of Europe, um zusätzliche Kunden zu gewinnen. Mit gezielten Produktinnovationen stellen wir eine verstärkte Ausflugskombination fest.


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Wie erleben Sie das Zusammenspiel im nationalen und internationalen Marketing mit anderen Akteuren der Region Interlaken?

Mit dem Jungfraujoch betreiben wir ein globales Marketing. Wir sind stets offen für gemeinsame Kooperationen. Gerade mit unserem Motto zehn Monate Hochsaison streben wir eine Verlängerung der Hochsaison an, um die Wertschöpfung aller touristischen Leistungsträger zu stärken. Die Zusammenarbeit funktioniert gut.


Die Aktien des Unternehmens tendieren seit dem vergangenen Sommer sichtbar fester. Allerdings bietet ihr Unternehmen eher begrenzte Wachstumsaussichten. Für wen empfehlen sich die Aktien?
Die Frequenzen und Erträge zeigen, dass wir trotz äusserst schwierigen Marktbedingungen mit Finanzkrise, Schweinegrippe und ungünstigen Wechselkursen krisenresistent sind. Wir bieten zusätzlich eine attraktive Dividendenrendite und mit dem Jubiläum 100 Jahre Jungfraubahn im Jahr 2012 werden wir weltweite Promotionen durchführen.Wir sind sehr zuversichtlich für die Zukunft und ein langfristiger Value Stock.


Es gibt einen Aktionärsclub für Personen die 250 Aktien besitzen, was einem Investment von rund 12’000 Franken entspricht. Was möchten Sie damit bewirken?

Wir streben eine langfristige Aktionärsbeziehung an. Den Aktionärsclub bauen wir schrittweise aus, um noch attraktiver für langfristige Aktionäre zu sein.


Unter Ihren Grossaktionären sind die BEKB, die BKW-FMB Beteiligungen AG wie auch die GVB Gebäudeversicherung und die Zuger Montalto Holding. Sind das alles ruhige Teilhaber, oder gibt?s da auch aktive Aktionäre, die Einfluss auf die Gesellschaftsführung wollen?

Die BEKB und die Gebäudeversicherung sind im Verwaltungsrat vertreten.


Sie arbeiten für den Ausflug und Urlaub anderer Menschen. Welche Strecke auf dem Netz der Jungfraubahnen gefällt Ihnen selbst am besten?

Jedes Ausflugsziel ist eine Perle und einzigartig. Die Jungfraubahn ist sicher ein Meisterstück der Eisenbahngeschichte und bietet ein Erlebnis, welches sonst nur für Bergsteiger zugänglich wäre. Das Label UNESCO Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch spricht für sich.





Der Gesprächspartner:
Urs Kessler (*1962) startete seine Berufslaufbahn bei der BLS und kam 1987 zur Jungfraubahn. Dort konnte er in den folgenden Jahren stetig aufsteigen, übernahm 1990 die Leitung der Marketingabteilung, wurde 1994 Mitglied der Geschäftsleitung und 1996 deren stellvertretender Vorsitzender. Seit September 2008 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung (CEO) des Unternehmens. Kessler erwarb nach der Handelsschule ein Diplom als Betriebsdisponent und absolvierte 1997 die Prüfung zum eidg. dipl. Marketingleiter. Zudem besuchte er diverse Kurse in Unternehmensführung. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. In seiner Freizeit nutzt er die Zeit für sich und seine Familie und ist sportlich vielseitig aktiv.


Das Unternehmen:
Die Jungfraubahn Gruppe umfasst die Jungfraubahn Holding AG und ihre neun Tochtergesellschaften. Die wichtigsten sind die Jungfraubahn AG und die Wengernalpbahn AG. Die Haupttätigkeit des Konzerns ist der Betrieb von Ausflugsbahnen und Wintersportanlagen in der «Eiger Mönch & Jungfrau Region» sowie die Vermarktung des Erlebnisses «Jungfraujoch – Top of Europe», der Reise zum 3454 M.ü.M. gelegenen Jungfraujoch. Die Holdinggesellschaft wurde 1994 gegründet. Sie hat ein Aktienkapital von Fr. 11’670’000.- eingeteilt in Namenaktien zu Fr. 2.-, die an der Schweizer Börse SIX gehandelt werden. Seit Dezember 2001 gehört die Region Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn zum UNESCO Weltnaturerbe.

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