US-Eröffnung: Etwas schwächer – Daten enttäuschen – Bush bittet um Geduld

US-Präsident George W. Bush bat in einer mit Spannung erwarteten Rede vor der US-Handelskammer um Geduld und Vertrauen der Amerikaner bei der Behebung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Es werde Zeit brauchen, bis die Banken wieder Kredite vergäben und die Wirtschaft wieder in Gang käme. Die «schwere Finanzkrise» habe sich inzwischen auch über den Bankensektor hinaus in die Wirtschaft ausgedehnt. Die «systematischen und aggressiven» Massnahmen der US-Regierung würden aber ihre Wirkung nicht verfehlen. Die jüngste staatliche Intervention in den Bankensektor sei keineswegs ein Schritt zur Nationalisierung der Banken, betonte Bush. Die Regierung müsse sich nur vorübergehend im Finanzsektor engagieren.


Der Leitindex Dow Jones (DJIA) verlor in der ersten Handelsstunde 0,75 Prozent auf 8.912,11 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 0,61 Prozent auf 940,62 Zähler nach. An der Nasdaq fiel der Composite-Index um 0,55 Prozent auf 1.708,27 Zähler. Der NASDAQ 100 sank um 0,67 Prozent auf 1.304,21 Punkte.


Wiederum sorgten vor allem Quartalsbilanzen für Bewegung bei einzelnen Werten. So legten Google um 5,38 Prozent auf 372,00 US-Dollar zu. Der Internet-Konzern zeigt trotz der Wirtschaftskrise Stärke und hat die Anleger im dritten Quartal mit einem überraschend kräftigen Gewinnsprung beeindruckt. Konzernchef Eric Schmidt zeigte sich ungeachtet der düsteren Konjunkturaussichten für Google optimistisch. Zugleich räumte er in einer Telefonkonferenz am Donnerstagabend ein: «Die wirtschaftliche Lage ist so im Fluss, dass wir alle in unbekanntem Gelände unterwegs sind.» Analysten nahmen die Zahlen positiv auf: Die UBS hob das Kursziel von 525 auf 540 Dollar an und blieb beim Votum «Buy», und Merrill Lynch bestätigte seine Kaufempfehlung mit einem Ziel von 466 Dollar.


Ein überraschend deutlicher Rückgang des Quartalsverlusts liess Advanced Micro Devices (AMD) um 6,55 Prozent auf 4,39 Dollar steigen. Der Chiphersteller hat auf seinem Sanierungskurs einen überraschend grossen Sprung gemacht und nähert sich der Gewinnschwelle. «Die Zahlen sind wirklich gut – besser, als irgend jemand erwartet hätte», sagte Doug Freedman, Analyst bei American Technology Research.


IBM verloren nach endgültigen Zahlen marktkonforme 0,68 Prozent auf 90,90 Dollar. Der US-Computerkonzern IBM hat die bereits vor gut einer Woche überraschend bekannt gegebenen Zahlen zum Geschäftsverlauf im 3. Quartal bestätigt. Analysten bezeichneten das Zahlenwerk als «solide». Trotz des schwachen Umfeldes arbeite IBM gerade an einer Reihe starker Produkte, ergänzte Deutsche-Bank-Analyst Chris Whitmore. Ebenso wie Louis Miscioscia von Cowen and Co. behielt er seine Kaufempfehlung für die Titel des Unternehmens bei.


Deutliche Verluste von 6,48 Prozent auf 49,75 Dollar gab es hingegen bei Schlumberger . Zwar hatte der Ölfeldausrüster im dritten Quartal mehr verdient als von Experten erwartet und beim Umsatz die Markterwartungen übertroffen, doch für die weitere Geschäftsentwicklung zeigte sich Unternehmenschef Andrew Gould vorsichtig. Die Finanzmarktkrise könnte die Aktivitäten in den USA sowie in einigen Schwellenländern bremsen, sagte er. Derzeit sei es aber noch zu früh, um sagen zu können, wie stark das Geschäft im kommenden Jahr beeinträchtigt werden könnte.


Honeywell International gaben nach einer Prognosesenkung ungeachtet einer kräftigen Steigerung des Quartalsgewinns um 7,63 Prozent auf 28,57 Dollar ab. Der US-Mischkonzern kappte seine bisher erwartete Jahresgewinnspanne am oberen Ende. Honeywell rechnet nun mit einem Gewinn je Aktie (EPS) von 3,76 bis 3,80 Dollar. Zuvor hatte der Konzern noch bis zu 3,85 Dollar für möglich gehalten. JPMorganAnalyst Stephen Tusa schrieb in einer Kundenstudie, die fundamentalen Bedingungen verschlechterten sich schneller als von ihm erwartet.


Pfizer büssten 1,24 Prozent auf 16,76 Dollar ein. Der Pharmakonzern hatte sich im Streit um vermeintliche Nebenwirkungen der Schmerzmittel Bextra und Celebrex aussergerichtlich geeinigt. Pfizer zahlt den Betroffenen eigenen Angaben zufolge eine Entschädigung von insgesamt 894 Millionen Dollar. (awp/mc/gh/31)

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