US-Regierung prüft Auffanglösung für Finanzbranche
US-Finanzminister Henry Paulson bestätigte in der Nacht zum Freitag, dass an einem Gesamtplan gearbeitet werde, um die Banken von ihren faulen Krediten zu retten. In Washington hatte sich Paulson am Donnerstagabend kurzfristig mit Bernanke, Vertretern des US- Kongresses und der Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, getroffen, um über das Vorgehen zu beraten. Paulson und US-Notenbankchef Ben Bernanke haben bereits Gespräche mit Rechtsexperten aufgenommen, um eine zügige Umsetzung zu ermöglichen.
Kurssprung um 3,76 Prozent an asiatischer Leitbörse
An der asiatischen Leitbörse lösten die Rettungspläne einen Kurssprung um 3,76 Prozent auf 11.920,86 Punkte aus. In Hongkong sprangen die Kurse um 6,5 Prozent nach oben. In New York zog der Dow Jones (DJIA) ) am Vorabend um 3,86 Prozent auf 11.019,69 Punkte an.
DAX stieg in den ersten Handelsminuten um 4,46 Prozent
In Frankfurt stieg der Leitindex DAX in den ersten Handelsminuten um 4,46 Prozent auf 6.125,21 Punkte. Die zuletzt gebeutelten Finanzwerte schnellten um bis zu 18 Prozent in die Höhe.
Bernanke: «Sehr, sehr positvie Gespräche»
«Wir beschäftigen uns mit einem Ansatz, die systemischen Risiken in den Kapitalmärkten anzugehen», sagte Paulson nach dem Treffen in Washington. «Wir sprachen über eine umfassende Herangehensweise, die per Gesetz das Problem der nicht-liquiden Vermögenswerte in den Bilanzen bewältigen soll.» Bernanke beschrieb die Gespräche im Kongress als «sehr, sehr positiv». Er freue sich auf eine enge Zusammenarbeit mit den Abgeordneten, «um die Finanzkrise zu lösen». Pelosi sagte: «Wir hoffen, sehr schnell voranzukommen. Tempo ist entscheidend.» Die Lösung wäre ähnlich wie beim Vorgehen in der schweren Krise von amerikanischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken in den späten 1980er Jahren, berichtete der Sender CNBC. In einer vom Staat organisierten Zweckgesellschaft könnten demnach riskante Papiere und «faule Kredite» gebündelt werden, die den Unternehmen derzeit massive Probleme bereiten.
Lasten aus den Bankbilanzen
Eine solche Lösung würde nach Ansicht ihrer Befürworter die Bilanzen der Banken von Lasten befreien und ihnen einen normalen Geschäftsbetrieb ermöglichen. Auch müssten nicht mehr wie bisher Rettungsaktionen für einzelne Geldhäuser gestartet werden. In der Folge wären Banken eher bereit, Geld zu verleihen. Der Rettungsplan könnte auch der um ihre Zukunft ringenden US- Investmentbank Morgan Stanley helfen. Das Traditionshaus verhandelt derzeit laut Medien einerseits mit dem viertgrössten US-Finanzkonzern Wachovia über eine Fusion. Parallel versuche die Bank aber weiter, ihre Unabhängigkeit zu retten – womöglich mit Kapital von Chinas Staatsfonds CIC. Dieser könnte seine Beteiligung von bereits zehn auf bis zu knapp 50 Prozent aufstocken.
Böswillig gestreute Gerüchte und illegale Praktiken
Die US-Justiz geht unterdessen wegen der Börsenturbulenzen verschärft gegen Spekulanten vor. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo kündigte umfassende Ermittlungen zu böswillig gestreuten Gerüchten und illegalen Praktiken bei Börsenwetten auf fallende Kurse an. Heftige Kursstürze hatten zuletzt Investmentbanken und den US-Versicherer AIG an den Rande des Abgrunds getrieben oder wie im Fall von Lehman Brothers sogar in die Insolvenz gestürzt. (awp/mc/gh/03)