US-Schluss: Sehr schwach – Sorge um GM und Berichtssaison

An der Technologiebörse NASDAQ fiel der Composite-Index um 2,81 Prozent auf 1.561,61 Zähler. Der NASDAQ 100 sank um 2,87 Prozent auf 1.275,42 Zähler.


«Die Berichtssaison ist eine potenzielle Bremse für die jüngste Rally», warnte Jeff Kleintop, Marktstratege bei LPL Financial. Einige Anleger hätten schon begonnen, Verbesserungen für das erste Quartal einzupreisen – seiner Einschätzung nach wird dieses aber «furchtbar» ausfallen. Und die Frage sei, ob es im zweiten Quartal oder im gesamten Jahr wirklich besser werde. Der Markt rechnet für die Unternehmen im marktbreiten S&P-500-Index bisher mit einem durchschnittlichen Gewinnrückgang um fast 37 Prozent. Im vierten Quartal 2008 waren die Gewinne aber um gut zwei Dritten eingebrochen.


Die Aktie von Alcoa musste schon vor der Zahlenvorlage Verluste von 1,52 Prozent auf 7,79 US-Dollar hinnehmen. Sie hielt sich damit nach den deutlicheren Anfangsverlusten aber im sehr schwachen Marktumfeld noch vergleichsweise gut. Laut Börsianern deckten sich optimistische Anleger mit Kaufoptionen ein. «Einige spekulieren darauf, dass die Zahlen nicht so schlecht wie befürchtet ausfallen und dass der Ausblick positiv überraschen könnte», sagte etwa Joe Kinahan, Derivatestratege beim Online-Brokere thinkorswim Group. Analysten erwarteten vor den Zahlen im Schnitt einen Quartalsverlust je Aktie (EPS) von 0,54 Dollar und einen Umsatz von 4,11 Milliarde Dollar. Im Vorjahr hatte Alcoa bei einem Umsatz von 7,38 Milliarden Dollar noch ein EPS von plus 0,44 Dollar erzielt.


Für General Motors (GM) ging es am Dow-Ende um satte 11,89 Prozent auf 2,00 Dollar bergab. Der krisengeschüttelte US-Autobauer hat seine Vorbereitungen auf eine mögliche Insolvenz als letzten Rettungsweg laut US-Medien nochmals beschleunigt. Zugleich suche der Verwaltungsrat der Opel-Mutter unter Hochdruck nach noch mehr Einsparungen als bisher geplant. US-Präsident Barack Obama machte weitere Milliardenhilfen von zusätzlichen Einschnitten abhängig. Sein Ultimatum für einen neuen GM-Sanierungsplan läuft Ende Mai ab. Bislang hatte der Konzern unter anderem einen Schuldenabbau um fast die Hälfte und die Streichung weiterer 47.000 Jobs auf unter 200.000 weltweit angepeilt.


Bankentitel konnten sich indes deutlich erholen und gehörten nach den deutlichen Anfangsverlusten zu Schluss teilweise zu den besten Werten im Dow. Zum Auftakt hatte ein Pressebericht über eine Volumenerhöhung toxischer Wertpapiere in den Bilanzen von Banken und Versicherungen auf bis zu vier Billionen US-Dollar belastet. «Die Summe vergifteter Wertpapiere mag zwar höher als erwartet sein», sagte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. «Doch eine gewisse Beruhigung zieht der Markt aus den veränderten Bilanzregeln, die es den Banken erlauben, vom Marktbewertungsgrundsatz abzuweichen und damit Abschreibungen zu verringern.» Citigroup verteuerten sich als Dow-Spitzenreiter 1,47 Prozent auf 2,76 US-Dollar und behaupteten damit als einziger Wert Kursgewine, Bank of America verloren unterdurchschnittliche 1,60 Prozent auf 7,36 Dollar.


Ein negativ aufgenommener Pressebericht liess dagegen American International Group (AIG) um deutlichere 4,55 Prozent auf 1,05 Dollar abrutschen. Der grösstenteils verstaatlichte US-Versicherer hat laut «Wall Street Journal» (WSJ) zwar etwa ein halbes Dutzend Interessenten für sein Vermögensverwaltungsgeschäft gefunden. Die Gebote für die Sparte lägen aber deutlich unter dem üblichen Preis, heisst es unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Statt ein bis zwei Milliarden US-Dollar, wie normalerweise für eine Sparte dieser Grösse üblich, hätten die Interessenten lediglich Gebote zwischen 400 und 800 Millionen Dollar abgegeben. AIG will mit dem Verkaufserlös einen kleinen Teil der 173 Milliarden Dollar umfassenden Staatshilfe zurückzahlen.


Sun Microsystems gaben nach dem Kurssturz vom Vortag um weitere 4,56 Prozent auf 6,28 Dollar nach. Nach dem Abbruch der Gespräche über eine Milliarden-Übernahme durch IBM gerät der Server-Spezialist zunehmend unter Druck. Einem künftigen Alleingang stehen eine sinkende Nachfrage nach Servern und wegbrechende Aufträge entgegen. Einen anderen Kaufinteressenten zu finden, dürfte Sun ebenfalls vorerst schwer fallen. Branchenbeobachter spekulieren bereits über einen möglicherweise anstehenden Führungswechsel in dem Unternehmen. IBM-Titel verloren 2,77 Prozent auf 98,75 Dollar.


Negative Nachrichten sorgten bei Applied Materials für Verluste von 8,74 Prozent auf 10,55 Dollar. Dem Chipausrüster hatte in seiner Solarsparte ein grosser Kunde aus China das Auftragsvolumen um mehr als 85 Prozent gekürzt. Biogen Idec profitierten dagegen laut Händlern von Übernahmefantasien und stiegen um 4,56 Prozent auf 52,09 Dollar. In Europa machten Gerüchte um ein Interesse von Sanofi-Aventis die Runde. Demnach wären der französische Pharmakonzern bereit, mindestens 75 Dollar je Aktie für das Biotech-Unternehmen zu zahlen. Beide Seiten waren bisher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (awp/mc/pg/30)

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