US-Sparkasse Washington Mutual bricht zusammen
Mit der Übernahme der Washington Mutual (WaMu) durch JPMorgan Chase dürfte die Käuferin den grössten Zusammenbruch eines Kreditinstituts in der US-Bankengeschichte auffangen. Die Transaktion kam am Donnerstagabend nach einem Auktionsprozess der US-Aufsichtsbehörden zustande. Die New Yorker Grossbank JPMorgan übernimmt die Einlagen, Kredite und die meisten Geschäftszweige von Washington Mutual.
Zu wenig liquide Mittel
Zuvor war WaMu von der Sparkassenaufsicht Office of Thrift Supervision (OTS) geschlossen und dem Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) als Konkursverwalter übertragen worden. Die Sparkasse mit Sitz in Seattle (US-Bundesstaat Washington) habe nicht mehr über ausreichend liquide Mittel verfügt, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, erklärte die Aufsicht. Der Aktienkurs von WaMu hatte in diesem Jahr 87 Prozent an Wert verloren. Neben JPMorgan Chase waren zuletzt offenbar unter anderem Wells Fargo, Citigroup, HSBC und Banco Santander aus Spanien an WaMu interessiert.
Zweiter Notkauf nach Bear Stearns-Übernahme
Für alle Einlagen, Aktiva und bestimmte Verbindlichkeiten zahlt JPMorgan der FDIC 1,9 Milliarden Dollar. Es war bereits das zweite Mal in sechs Monaten, dass JPMorgan Chase im Zuge der US-Finanzkrise ein Unternehmen übernimmt, das kurz vor den Aus steht. Im März hatte die Bank das Investmenthaus Bear Stearns aufgekauft. JPMorgan Chase erklärte, das Kreditgeschäft von WaMu von rund 31 Milliarden Dollar werde vermutlich abgeschrieben. Es würden Aktien für acht Milliarden Dollar verkauft, um die Kapitalposition zu verbessern.
2’200 Filialen in 15 US-Bundesstaaten
Washington Mutual hatte als einfache Sparkasse begonnen, mit dem Immobilienboom der vergangenen Jahre ihr Geschäft aber besonders auf den Hypothekenmarkt ausgerichtet. Im Zuge der Krise um faule Immobilienkredite verlor die Aktie von Washington Mutual seit Jahresanfang etwa 80 Prozent ihres Werts. Das Institut ist in 15 US-Bundesstaaten mit 2200 Filialen vertreten.
16,7 Milliarden Dollar innerhalb von zwei Wochen abgeflossen
Nach Angaben der Sparkassenaufsicht häufte das Institut seit dem 15. September einen Mittelabfluss von 16,7 Milliarden Dollar. In den vergangenen drei Monaten habe die Bank Verluste von 6,1 Milliarden Dollar angehäuft. Der Einlagensicherungsfonds wird bei der jetzt gefundenen Lösung nach eigenen Angaben nicht in Anspruch genommen. (mc/ps)