Valentin Chapero: «Phonak wird bei Hörgeräten die Nummer eins»


Seit einem halben Jahr schaltet und waltet Valentin Chapero als CEO an der Spitze von Phonak. Im Moneycab-Interview zieht er Bilanz und blickt in die Zukunft des Hörgeräteherstellers. Seine Ziele sind ambitioniert.

Von Lukas Schweizer


Valentin Chapero: «Phonak weiss wo es lang geht.» (keystone)
Moneycab: Herr Chapero, die ersten 100 Tage, in denen sich ein CEO einleben darf, haben Sie hinter sich. Wie gefällt es Ihnen bei Phonak?

Valentin Chapero: (Schmunzelt) Mir gefällt es sehr gut. Bei Phonak ist es genau so, wie ich es erwartet habe. Eine Firma mit hoher Lebens- und Arbeitsqualität. Wir haben uns sehr schnell auf einander eingespielt, so dass wir als Team jetzt schon erste Erfolge feiern können.


Mit den Halbjahreszahlen waren Sie nicht zufrieden, sind Sie es mit dem Jahresergebnis?
Ich bin immer noch nicht zufrieden. Positiv ist, dass die zweite Jahreshälfte besser ausgefallen ist, als die erste. Wir sind in der zweiten Hälfte währungsbereinigt um zehn Prozent gewachsen. Trotz stagnierendem Markt und einem nicht vollständigen Produkteportfolio. Es geht also in die richtige Richtung und diese Tendez wollen wir in diesem Geschäftsjahr fortsetzen.


«Phonak weiss, wo es lang geht», haben Sie an der Medienkonferenz gesagt. Man spührt Ihnen den Optimismus förmlich an. Bei den Analysten schneidet Ihr Unternehmen aber noch nicht so gut ab. Wer hat jetzt Recht, Sie oder die Analysten?
(Überlegt) Nun gut, ich glaube die Zweifel der Analysten sind auch etwas hausgemacht. Vor Jahren waren die Zahlen bei Phonak nicht so gut wie die Analysten erwarteten und heute ist es eben umgekehrt. Unsere Fundamentaldaten sind zwar nicht überragend, aber auch nicht so schlecht, wie die Analysten behaupten. Ich bin davon überzeugt, dass sie ihre Meinung zur Zeit ändern. Aber wir müssen natürlich die entsprechenden Zahlen dazu liefern.Sie sind ein Mann der sich genaue Ziele steckt. Phonak einfach nur auf Kurs zu bringen, reicht Ihnen nicht. Sie betonten heute wieder, Phonak soll im Hörgerätesegment die Nummer eins auf der Welt werden. Wann ist es so weit?
Das wird schon noch eine Weile dauern. Es ist nicht so trivial, dies im heutigen Marktumfeld zu erreichen. Ich möchte mich nicht auf einen Zeitpunkt festlegen. Wichtig ist zuerst, dass wir innert drei Jahren unsere Profitabilität deutlich verbessern können und dadurch die Kraft haben, unseren Konkurrenten Marktanteile wegzunehmen.Ich möchte zwei Fragezeichen der Analysten aufnehmen. Zum einen heisst es, dass der Preisdruck im «High-End-Bereich» zu einem tieferen Ebita führen könnte…
Ich bin nicht dieser Meinung. Da wird zu sehr vereinfacht. Es ist richtig, dass es einen erhöhten Preisdruck gibt, weil die Digitaltechnik auch im unteren Preissegment eine immer wichtigere Rolle spielt. Das hat aber witzigerweise genau das Gegenteil zur Folge – die Durchschnittspreise steigen. Wenn ich ein analoges Low-End-Gerät durch ein digitales ersetze, erziele ich einen leicht höheren Preis. Die Preissumme der diagitalen Geräte geht natürlich etwas zurück, weil ich plötzlich sehr viele Low-End-Digital-Geräte verkaufe. Aber das ganze ist in einem dynamischen Gleichgewicht. Bezogen auf die einzelnen Marktsegmente sehe ich keinen gravierenden Preiswettbewerb…. die Kostenstruktur ist der andere Kritikpunkt der Analysten.
Da gibt es zwei Punkte. Bei den Herstellungskosten konnten wir noch nicht viel verändern, ausser, dass wir mit unseren Lieferanten hart verhandeln. Bei der Produkteherstellung werden wir erst richtig sparen können, wenn wir sie entsprechend designed haben. Da gibt es noch zu tun. Auf der anderen Seite müssen wir im Bereich Marketing und Sales noch effizienter arbeiten.Welcher neue Wurf ist dieses Jahr zu erwarten?
Unitron wird mit einem vollständig neuen Produkt im «High-End-Bereich auf den Markt kommen, da freue ich mich schon sehr drauf. Seitens Phonak werden Sie noch einige Produktabrundungen sehen. So werden beim FM-Wellen-Empfang die Frequenzen in Zukunft frei einstellbar sein. Davon versprechen wir uns grosses Potenzial.Und wie sieht es aus mit der Erschliessung neuer Märkte aus?
Asien ist sehr interessant. Die Erschliessung mit Hörgeräten ist schlecht und Phonak ist in Asien nicht vertreten. Wir sind im Moment dabei in Japan eine Tochtergesellschaft zu gründen. Und wir werden auch in China tätig sein, ein Markt mit enormem Wachstumspotenzial.Eine andere Neuerung: Sie wollen den früheren JohnsonJohnson-Manager William D. Dearstyne in den Verwaltungsrat holen. Wird da eine Zusammenarbeit mit JohnsonJohnson angestrebt?
Nein, nein, es geht lediglich um die Person Dearstyne. Er ist eine wichtige Persönlichkeit und kommt aus einem Unternehmen mit einer sehr hohen Managementkultur. JohnsonJohnson wurde gerade eben als die am besten gemanagte Firma der Welt ausgezeichnet. Wir hoffen, dass wir von William Dearstynes Kompetenz und Erfahrung profitieren könnenInterview: Lukas Schweizer (swisscontent)

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