Vontobel erwirbt Commerzbank (Schweiz) AG

Die Transaktion zeige, dass Vontobel in der laufenden Branchenkonsolidierung eine aktive Rolle einnehme. Die übernommene Commerzbank (Schweiz) AG mit Sitz in Zürich und Niederlassungen in Genf sowie in Wien betreut Vermögen von rund 4,5 Mrd CHF. Sie verfügte per Ende 2008 über ein Eigenkapital von 214 Mio CHF und eine Bilanzsumme 706 Mio CHF. Mit der Übernahme steigen die betreuten Kundenvermögen im Private Banking der Vontobel Gruppe um 20% auf rund 28 Mrd CHF (Stand Ende 2008).


Aus Portokasse finanziert
Die Transaktion habe man in bar respektive aus der Portokasse finanziert, so Scheidt weiter. Nur dank der sehr hohen Eigenkapitalausstattung sei dies möglich gewesen. «In den Boomjahren haben wir unser Pulver trocken gehalten. Nun, da die Preise im Private Banking-Sektor gesunken sind, können wir Zukäufe tätigen.» Den Kaufpreis durfte Herbert Scheidt jedoch nicht nennen. «Da haben wir, vor allem auf Wunsch der Verkäuferin, Stillschweigen vereinbart.» Die Transaktion stehe zudem noch unter dem Vorbehalt aller erforderlichen Zustimmungen.


Kapitalbasis bleibt solid
Die Kapitalbasis werde auch nach der Übernahme «sehr solide» sein, betonte Finanzchef Martin Sieg an der Telefonkonferenz. Die für das Bankengeschäft massgebliche Kennzahl Tier 1, die Ende 2008 bei rund 18,4% lag, sei im ersten Halbjahr dank der verbesserten Risikosituation gestiegen und dürfte aufgrund der Übernahme nun nur leicht zurückkommen. Herbert Scheidt rechnet nach der Übernahme mit einer Tier-1-Ratio zwischen 18 und 20%. Die Vontobel Gruppe sei somit weiterhin gut kapitalisiert, um auch in Zukunft mögliche Übernahmen finanzieren zu können, sagte der CEO.


«Beidseits Win-Win-Situation»
Die Transaktion stelle für beide Unternehmen eine klassische Win-Win-Situation dar, so Scheidt. Zum einen würden die eigenen Private Banking Aktivitäten plangemäss dynamisiert und zum anderen würden die neu von der Commerzbank zu Vontobel stossenden Kunden von dem auf Solidität und Sicherheit ausgerichteten Geschäftsmodell von Vontobel profitieren. Um für die Kunden der Commerzbank (Schweiz) AG möglichst rasch Klarheit zu schaffen, sei die vollständige organisatorische Verschmelzung der beiden Privatkundeneinheiten im ersten Quartal 2010 vorgesehen. Die übernommenen Einheiten werden künftig ebenfalls unter dem Namen Vontobel auftreten.


Übernahme bietet Synergiepotenzial
Die Bank Vontobel rechnet nach der Übernahme der Commerzbank Schweiz aber auch mit einem signifikanten Synergiepotenzial. «Die Cost-Income-Ratio dürfte sich dank der Übernahme um zwei bis vier Prozentpunkte verbessern», erklärte der Finanzchef. Auch Herbert Scheidt zeigte sich zuversichtlich, dass die Synergiegewinne die mit der Integration der Commerzbank Schweiz verbundenen Kosten deutlich übersteigen werden.


Commerzbank verkauft auich Privatbank Reuschel
Die Commerzbank hat wie erwartet die Münchener Privatbank Reuschel & Co. an die Signal-Iduna-Tochter Conrad Hinrich Donner Bank verkauft. Die bisher von Reuschel gehaltenen 74 Prozent an der österreichischen Privatinvest Bank AG in Salzburg verbleiben zunächst bei der Commerzbank, wie die Bank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Sie sollen allerdings ebenfalls noch abgegeben werden. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Bereits am Donnerstag hatte das «manager magazin» berichtet, dass die Conrad Hinrich Donner den Zuschlag für Reuschel erhalten hat.


Teil der EU-Auflagen erüllt
Mit dem Verkauf erfüllte die Commerzbank einen Teil der EU-Auflagen infolge der erhaltenen Staatshilfen. 2008 erzielte Reuschel & Co. einen Gewinn von 8,8 Millionen Euro und beschäftigte 425 Mitarbeiter. Erst am Montag und Donnerstag hatte sich die Bank von dem grössten Teil des schweizerischen Geschäfts getrennt. Diese Transaktion stand jedoch nicht im Zusammenhang mit den EU-Auflagen. (awp/mc/ps/35)

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