VSE erwartet mit Öffnung des Strommarktes steigende Strompreise

Der Anstieg der internationalen Strommarktpreise einerseits und die «sehr hohen Aufwendungen zur Umstellung der Systeme» zusammen mit neuen Gesetzesauflagen – wie zur Finanzierung der erneuerbaren Energien – andererseits würden einen Strompreisanstieg bewirken, sagte VSE-Direktor Josef Dürr vor den Medien in Zürich.


«Wechsel vom Rechts- auf Linksverkehr»
Nachdem der Bundesrat die Verordnungen zur Strommarktöffnung per 1. April 2008 in Kraft gesetzt hat, wird die Marktöffnung per Anfang 2009 vorerst für Grosskunden Tatsache. Für die Strombranche sei das vergleichbar mit dem «Wechsel vom Rechts- auf Linksverkehr», sagte Dürr. Sie werde sich alle Mühe geben, ihre Verpflichtungen zeitgerecht zu erfüllen.


Relative Zufriedenheit
Mit den gesetzlichen Bestimmungen sei die Branche im Grossen und Ganzen zufrieden, so der VSE-Direktor. Um allerdings umgehend zu relativieren: Dass sich laut Verordnung der Stromtarif an den Gestehungskosten der Stromproduzenten und nicht an Marktpreisen orientieren soll, «heble den Wettbewerb in grossem Mass aus», sagte er.


Marktöffnung für Kleinkunden 2014
Im ersten Öffnungsschritt werden nur Stromkunden mit einem Jahresverbrauch von über 100 000 Kilowattstunden (kWh) ihre Stromlieferanten frei wählen können: In diese Kategorie falle bereits etwa eine Grossbäckerei oder die Filiale eines Grossverteilers. Für Kleinkunden soll der Markt ab 2014 geöffnet werden.


Mehr Transparenz bei den Rechnungen
Auf der Rechnung für die Kunden soll ab 2009 zudem deutlich mehr Transparenz herrschen. Getrennt ausgewiesen werden dann die Kosten für die Netznutzung, die Energielieferung, die Abgaben und Leistungen an das Gemeinwesen sowie Zuschläge auf die Übertragungskosten des Hochspannungsnetzes.


Neue Software- und Messsysteme
Für die Elektrizitätsunternehmen bedeuten die Umstellungen laut Dürr Investitionen von mehreren Dutzend Millionen Franken. So müssen sie bis Anfang nächstes Jahr neue Softwaresysteme und neue Messsysteme einführen und – zu Abrechnungszwecken bei der Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid – «Bilanzgruppen» einrichten.


Schlichtungsstelle ins Leben gerufen
Der Branchenverband VSE habe für die Unternehmen rund 30 Dokumente mit detaillierten technischen Angaben sowie Musterverträge zur Strommarktliberalisierung erarbeitet, sagte Dürr. Er biete für die Unternehmen zudem auch Schulungen an. Für Unstimmigkeiten hat der VSE zudem eine Schlichtungsstelle ins Leben gerufen. Sie steht unter der Leitung des Juristen und Alt-Ständerats Thomas Pfisterer. Die Stelle kann nicht nur von Stromunternehmen, sondern auch von anderen Beteiligten wie Privatpersonen oder Konsumentenorganisationen angerufen werden. (awp/mc/pg)

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