Wachsende Kriegsgefahr am Persischen Golf


 von Gérard Al-Fil


 


Die Gerüchteküche brodelt wieder einmal im Nahen Osten. Das Regime (gemeint war Israel), das Jerusalem besetzt halte, werde bald verschwinden, prophezeit Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad immer wieder, zuletzt auf dem Welternährungsgipfel in Rom vor zwei Wochen. Unzweideutig sind die Reaktionen aus aus Washington und Tel Aviv. «Niemals dürfe der Iran eine Atomwaffe besitzen», stellte US-Aussenministerin Condoleeza Rice klar. «Wir werden die iranische Bedrohung schon bald mit allen Mitteln beenden», drohte darauf der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert. 


 


Fischer sieht gefährliche Entwicklung
Deutschlands ehemaliger Aussenmister Joschka Fischer verfolgt die Situation mit Besorgins. Fischer schrieb  in einem Leitartikel in der israelischen Tageszeitung Ha’aretz Mitte Mai, dass Bush’s letzte Nahostreise anlässlich der Feier zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels auch der Koordinierung eines Militärschlags auf iranische Atomanlagen diente, falls der jüngste Vorschlag der fünf UN-Sicherheitsratsmitglieder plus Deutschlands in Teheran auf taube Ohren stösse. Danach soll der Iran poltische und wirtschaftliche Anreize erhalten, falls er die Urananreicherung stoppe. Letztere kann zum Bau einer Atombombe verwendetet werden. Doch der Iran beharrt auf sein Recht, eine Nuklearindustrie zur friedlichen harmlosen Stromerzeugung auszubauen, schliesslich sei die Nordkorea auch zugestanden worden. 


 


Fischer will auch den Grund zur Eile kennen: Bush’s Amtzeit läuft im Januar 2009 ab. Dieses knappe «Zeitfenster» wollten Bush und Olmert, wegen eines Korruptionsskandals gleichfalls angezählt, nunmehr nutzen, um im Iran Nägel mit Köpfen zu machen.


 


Syrien als Testlauf
Unter diesem Licht betrachtet, muss der Rücktritt des ehemaligen israelischen Präsidenten Mosche Katsav im Juni 2007 wegen angeblicher sexueller Belästigung am Arbeitsplatz neu bewertet werden. Wurde hier ein Störfaktor per Monica-Gate aus dem Amt entfernt? Katsav, der aus dem Iran stammt, wo heute noch 25’000 Juden relativ ungehindert leben, würde nur widerwillig gegen sein Heimatland in den Krieg ziehen. Dessen amtierender Nachfolger Shimon Peres gilt als treibende Kraft hinter der israelischen Atomindustrie.


 


Als Testlauf für einen Luftanagriff diene die israelische Aktion gegen einen angeblichen syrischen Atomreaktor am 6. September 2007. Israel beharrt dabei auf sein Recht auf Selbstverteidigung. Israel selbst ist nach Angaben von Ex-US-Präsiedent Jimmy Carter selbst mit rund 100 Atombomben ausgerüstet. Bereits Mitte Mai forderte Olmert eine Seeblockade gegen den Iran, weil die bisherigen drei UN-Sanktionen gegen Teheran so belächelnd wirkungslos blieben.  Zur gleichen Zeit bestätigten Damaskus und Tel Aviv seit Anfang 2008 mit türkischer Vermittlung indirekte Friedensgespräche miteinander zu führen. Syrien fordert die seit 1967 von Israel besetzten Golan-Höhen zurück und bietet dafür normale Beziehungen zu dem Judenstaat.


 


Quo vadis Ölpreis?
Die Folge: der Persische Golf, aus dem 40% des weltweiten Ölbedarfs fliessen, könnte durch den weltweit viertgrössten Erdölexporteur Iran geschlossen werden. So drohte bereits dessen religiöser Führer Ayatollah Chamenei. «Dann wären 200 Dollar pro Fass drin,» so die Analysten von Goldman Sachs. Die arabischen Golfstaaten, die sich mit einem nuklearen Iran längst abgefunden haben und seit Anfang 2008 selber eine Atomindustrie aufbauen, sähen ihren märchenhaften Wirtschaftsboom durch einen Krieg vor der Haustür gefährdet. «Ahmadinedschad sitzt am Ölhahn, sein Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr,» sagt Börsenguru Marc Faber. Er sieht die Gefahr eines weltweiten «Global Bust» nach Jahren des globalen Booms.

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