Walter Huber, CEO Emmi: «Wir wollen dieses Jahr mit der Produktion in den USA starten.»

Von André Schäppi


 


Moneycab: Herr Huber, mit dem Entscheid der Weko, welche den Zusammenschluss der AZM mit der Emmi genehmigte, steht der neuen Mittelland Molkerei nichts mehr im Weg. Damit ist man die Nummer 1 in der Schweiz für Milchprodukte und Käse. Kann man da noch zulegen, und wenn ja, wo?


 


Walter Huber: Kleinere Arrondierungen sind im Schweizer Markt allenfalls noch möglich, aber die grossen Schritte werden im Ausland stattfinden.


 


Allerdings ist schon bald eine Marktöffnung gegenüber der EU zu erwarten, womit die marktbeherrschende Stellung wieder hinfällig werden dürfte. Wie sind sie für diese Entwicklung vorbereitet?


 


Wir haben schon vor 10 Jahren damit begonnen, uns auf diese Öffnung vorzubereiten. Insofern haben wir uns frühzeitig positioniert. Beim Käse hat die Liberalisierung ja bereits stattgefunden und wir sind gut aufgestellt. Jetzt können wir die Innovationskraft der Frischprodukte auch auf den Käse übertragen und betreiben eine konsequente Markenpolitik. Alles in allem wir haben unsere Hausaufgaben gut gemacht. Wir sind der Ansicht, dass sich mit eine Öffnung für uns vor allem auch Chancen bieten.


 



«Wir sind im Premiumbereich von Molkereiprodukten europaweit führend» Walter Huber CEO Emmi


 


 Ist nicht zu erwarten, dass im niedermargigen Molkerei-Geschäft mit noch härteren Bandagen gekämpft wird?


 


Schon heute ist der Schweizer Markt hart umkämpft. Ich bin aber überzeugt, dass wir es insbesondere nach dem positiven Entscheid der WEKO zur Mittelland Molkerei AG auch in einem liberalisierten Markt mit dem europäischen Wettbewerb aufnehmen können.


 


Emmi hat tolle Zahlen präsentiert: Der Umsatz liegt mit 2.029 Mrd. CHF rund 5,4% über Vorjahr. Allerdings hat der margenstärkste Bereich Frischprodukte im zweiten Halbjahr nur ein Wachstum von 2,7% erzielt, nachdem der Hoffnungswachstumsträger in der ersten Jahreshälfte noch ein Umsatzplus von 10% erwirtschaftet hat. Was ist da falsch gelaufen?


 


Gar nichts. Das sind saisonale Effekte. Zu den Frischprodukten gehören neben Caffé Latte auch Produkte wie Mozarella und Glacé. Je nachdem wie die klimatischen Bedingungen sind, schlägt sich das sehr schnell auf den Absatz nieder. Wir sind mit den Frischprodukten gut auf Kurs und wir konnten mit unserer strategischen Ausrichtung die Anker so setzen, wie wir das beabsichtigt haben.


 


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Das Auslandswachstum schreitet weiter voran. Sie führen aus, was Verwaltungsratspräsident Fritz Wyss strategisch vorgegeben hat: Expandieren und investieren, bis «Emmi im Premiumbereich in Europa eine führende Rolle eingenommen haben wird.» Wie lange soll das dauern?


 


(lacht) Wir haben heute schon eine führende Rolle im Premiumbereich. Wenn man den europäischen Markt betrachtet, haben unsere Mitbewerber an Innovationskraft verloren. Dadurch ist auf der Premium-Ebene ein Vakuum entstanden, das wir gefüllt haben. Wenn gegenwärtig ein Grossverteiler wissen will, was läuft und wohin sich der Markt entwickelt, ist er schnell bei Emmi. Im Bereich hochwertiger Molkereiprodukte sind wir Marktleader.


 


Stichwort Harddiscounter: Sie haben Gespräche mit Aldi geführt. Wo stehen die aktuell?


 


Wir haben bei unseren Gesprächen mit Aldi gesehen, dass die Geschäftsmodelle zu weit auseinander liegen. Mit einem Harddiscounter zusammenzuarbeiten bedeutet, dass man über einen langen Zeithorizont über das Pricing arbeiten, also die Kostenführerschaft haben muss und die Prozesse bezüglich Kosten optimieren muss. Das geht aus unserer Sicht nicht, wenn wir punkto Innovation führend sein wollen. Denn sowohl Innovationen wie auch die entsprechende Marktbearbeitung hat seinen Preis.


 


Im Ausland will man mit 10% wachsen. Allerdings: Die Konkurrenz schläft nicht, ist in vielen Märkten schon heimisch und hat erst noch den Vorteil billigerer Produktionsstandorte. Wie wollen Sie das machen?


 


Das Ziel ist ambitiös, aber machbar. Wir zielen mit unserer Strategie auf ein Kundensegment im Premiumbereich. Die letzten Jahr haben gezeigt, dass das Potenzial vorhanden ist. Bei der Erschliessung geht vor allem um die Frage, wie wir diese Kunden erreichen können.


 


Ab wann möchten Sie denn im Ausland mehr Umsatz machen als in der Schweiz?


 


Wir möchten dieses Ziel natürlich schon so schnell wie möglich erreichen. Es wird auch noch das eine oder andere Akquisitionsmöglichkeit geben die uns hilft, schneller ans Ziel kommen. Daneben hängt es auch vom Erfolg unserer innovativen Produkte ab. So werden wir auch dieses Jahr wieder eine Weltneuheit präsentieren.


 


Darf man schon wissen, worum es sich handelt?


 


Die Neuheit liegt ist im Getränkebereich sein, die wir international mit einem Top-Imageträger positionieren.


 


Bei Produkten in der Schweiz wurden ja in der Schweiz Botschafter wie Roger Federer eingesetzt. Wie sieht da die Zukunft aus?


 


Wir wollen mit Roger Federer vermehrt international für Frischprodukte wie Café Latte zusammenarbeiten.


 


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Sie haben kürzlich einmal geäussert, dass man die Wachstumsmärkte in Asien genaustens beobachten und auch einige Ideen in der Pipeline haben. Würden Sie gerne in nächster Zeit auch nach Asien expandieren?


 


Das ist eher ein Frage des Zeithorizonts. Wir haben in Europa die Schlüsselländer definiert, in denen wir eine nachhaltige Marktposition aufbauen wollen. Dann haben wir in den USA interessante Projekte, die wir weiterverfolgen werden. Mittelfristig gesehen sind auch Schritte in Asien denkbar.


 


Das Auslandsengagement ist aber auch mit Risiken behaftet. Man könnte sich verzetteln, nicht erfolgreich sein. Weshalb sollte man trotzdem in Emmi investieren?


 


Wir haben eine erfolgreiche Geschichte, die nun über 10 Jahr andauert. Was wir angekündigt haben, haben wir bisher erreicht. So sind wir heute europaweit Innovationsführer und gewinnen internationale Preise mit unseren Produkten. Wir sind heute der grösste Lebensmittelexporteur der Schweiz und haben ein klare Strategie, nach welcher wir sehr selektiv Märkte bearbeiten und die entsprechenden Produkte einsetzen. Und wir investieren ganz klar in die Distributionskraft. Wir agieren also sehr zielorientiert und verfolgen die Umsetzung hartnäckig.


 


Wie sieht es mit Amerika mit Frischprodukten aus?


 


Die Idee ist, dass wir mit einem strategischen Partner für die Produktion zusammenarbeiten. Die Vermarktung wird über unsere starke Vermarktungsgesellschaft kontinuierlich ausgebaut.


 


Und wann soll die Produktion anlaufen?


 


Wir rechnen damit, dass wir dieses Jahr mit der Produktion starten.


 





Zur Person
Walter Huber ist 48jährig. Von 1987-1994 war Huber bei Motor-Columbus als Profit-Center-Leiter tätig, ab 1993 Mitglied der Geschäftsleitung. 1994-1999 ist Huber Spartenleiter Bandfix AG (Tesa) und Mitglied der Geschäftsleitung. Ab 2000 arbeitet er bei Emmi AG als Verantwortlicher für Emmi Interfrais, wird ab 2002 Mitglied Konzernleitung und ist seit Anfang 2004 CEO Emmi.

 


Zum Unternehmen


Emmi ist der führende Lebensmittelkonzern in der Schweizer Milchwirtschaft und produziert ein breites Spektrum an Molkerei-, Frisch- und Käseprodukten. Das seit Jahren anhaltende Wachstum auf einem Eigenkapitalgrad von über 40 Prozent erfolgt durch Innovationen, Marktanteilgewinne und Akquisitionen. Emmi fokussiert sich neben dem Heimmarkt Schweiz auf die Schlüsselmärkte Europas und auf Nordamerika. Im Jahr 2005 erzielte Emmi erstmals einen Umsatz von über CHF 2 Mrd. Das Unternehmen beschäftigt in der Schweiz, in Europa und den USA rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Emmi ist seit 2004 an der Schweizer Börse SWX kotiert.


 

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