Walter Kielholz, VR-Präsident CSG: «Die Credit Suisse hat Potenzial»


Walter Kielholz, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Group, nimmt im Moneycab-Interview Stellung zu den kürzlich gefällten strategischen und strukturellen Entscheiden mit Oswald J. Grübel an der Spitze.


Von Daniel Huber, Redaktion emagazine


Walter Kielholz, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Group
Moneycab: Der Abgang von John Mack per Mitte Juli kam trotz allem etwas überraschend. War es die Konsequenz eines internen Machtkampfes?
Walter Kielholz: Nein. Es war allen Beteiligten klar, dass wir zu gegebener Zeit wieder zu einer klassischen Struktur mit einem CEO zurückkehren werden. Jetzt, da wir wieder stabile Gewinne erzielen, hat der Verwaltungsrat wichtige strategische Entscheide gefällt: Wir setzen auf organisches Wachstum und wollen unsere Struktur vereinfachen. Deshalb sind wir mit John Mack übereingekommen, seinen Vertrag nicht zu verlängern.

Das Modell mit zwei Co-CEOs wurde anfangs in der Öffentlichkeit eher kritisch beurteilt. Was sagen Sie rückblickend?
Als es darum ging, die damaligen Probleme zu bewältigen und den Turnaround zu schaffen, war das Co-CEO-Modell das richtige. Und es hat funktioniert, wie der Erfolg zeigt. Jetzt, wo wir in eine neue Phase treten und weiteres Wachstum erreichen wollen, soll die Credit Suisse Group wieder durch einen CEO geführt werden.

Ist die alleinige Führung durch Oswald J. Grübel, der in Zürich seinen Arbeitsplatz hat, auch als Stärkung des Schweizer Standortes zu werten?
Die Credit Suisse Group will zu den weltweit führenden, global tätigen Finanzdienstleistungs-Unternehmen gehören, aber der Hauptsitz und die Führungszentrale sind in der Schweiz. Für unser Geschäft hatte die Schweiz immer eine sehr grosse Bedeutung, und das wird auch weiterhin so sein.

Wäre auch ein alleiniger CEO John Mack denkbar gewesen?
Die CEO-Ernennung war kein Entscheid gegen John Mack – er hat für unser Unternehmen sehr wichtige Arbeit geleistet, und dafür sind wir ihm zu grossem Dank verpflichtet. Wir haben uns für Oswald Grübel entschieden, weil er seit über dreissig Jahren bei der Credit Suisse Group tätig ist und in allen Bereichen des Unternehmens – im Private Banking, im Versicherungsbereich und bei der Credit Suisse First Boston – erfolgreich tätig war.

Nun fehlt eigentlich nur noch der Verkauf der Winterthur. Gibt es schon konkrete Interessenten?
Wir haben gesagt, dass wir für die Winterthur alle Optionen prüfen werden. Das ist nicht mit einem Verkaufsentscheid gleichzusetzen. Es geht uns darum, das Geld unserer Aktionäre richtig einzusetzen und eine Lösung zu finden, die für die Kunden und Mitarbeiter der Winterthur die besten Chancen bietet. Prioritär bleibt dabei, dass wir weiterhin alles tun, um die Winterthur profitabler zu machen und sie optimal im Markt zu positionieren.

Sind durch die neue Struktur Arbeitsplätze gefährdet?
Die jetzt angekündigten Änderungen bedeuten keinen Umbau der Organisation, und der Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht das Ziel. Durch eine Vereinfachung der Struktur und die Zusammenführung gewisser Stabsfunktionen wollen wir effizienter und transparenter werden und uns für die Wachstumsphase optimal positionieren.
Etwaige Pläne einer Fusion mit einer anderen europäischen Grossbank haben Sie immer wieder verneint und darauf hingewiesen, dass die Credit Suisse Group organisch wachsen wolle.

Was ist mit dem Schweizer Bankgeschäft und der Winterthur?
Im Firmenkunden-Geschäft und im Retailbanking, die wir nur in der Schweiz betreiben, befinden wir uns in einem Verdrängungswettbewerb, aber auch hier wollen wir Wachstumsmöglichkeiten wahrnehmen. Im Versicherungsgeschäft beschränken zurzeit gewisse Branchenprobleme das Wachstum, aber ich bin überzeugt, dass die Winterthur dank den Massnahmen, die wir eingeleitet haben, zu einem der besten europäischen Versicherungsunternehmen werden kann. Potenzial gibt es immer, und jetzt wollen wir es nutzen!

Oswald J. Grübel ist 60 Jahre alt – seine Amtszeit an der Spitze der Credit Suisse Group dürfte also von beschränkter Dauer sein. Was hindert den 53-jährigen Walter Kielholz, in zwei Jahren wieder ins aktive Management zurückzukehren?
Wir haben mit Oswald Grübel einen starken und sehr engagierten CEO. Jetzt schon wieder über seine Nachfolge zu spekulieren, finde ich unpassend. Dass ich ins aktive Management zurückkehren könnte, steht überhaupt nicht zur Debatte. Wir haben in der Credit Suisse Group zum Glück viele sehr talentierte jüngere Führungskräfte.


Moneycab Interviews Der Gesprächspartner 
Walter Kielholz, CSG
 
Geboren 1951
Schweizerischer Staatsangehöriger

Präsident des Verwaltungsrates der Credit Suisse Group

Walter Kielholz ist seit dem 1. Juni 2003 Präsident des Verwaltungsrates der Credit Suisse Group. Zuvor war er Vizepräsident vom 31. Mai 2002 bis zum 31. Dezember 2002. Er gehört dem Verwaltungsrat seit 1999 an.

Walter Kielholz studierte an der Universität St. Gallen (HSG) Wirtschaftswissenschaften.

Er war in den USA, Grossbritanien und Italien tätig bevor er 1986 zur Credit Suisse stiess.

1989 wechselte Walter Kielholz zur Swiss Re, wo er 1993 in die Geschäftsleitung aufstieg. Von 1997 bis 2002 war er CEO der Swiss Re. Im Juni 1998 wurde er in den Verwaltungsrat gewählt.

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