WEF 2006: Über 2’300 Prominente erwartet – Kritiker halten sich still

Das diesjährige World Economic Forum (WEF) gibt sich weniger politisch als auch schon. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer kommen aus der Wirtschaft, das sind so viele wie noch nie. Von den 1’000 führenden Konzerne dieser Welt versammeln sich 735 Vertreter der obersten Chefetagen in Davos.


Top-Manager aus 60 Schweizer Konzernen
Auch Top-Manager aus 60 Schweizer Konzernen reisen ans WEF, darunter Novartis-Chef Daniel Vasella, Nestlé-Chef Peter Brabeck oder der UBS-Bankier Marcel Ospel. Im Fokus der Diskussionen stehen die aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien. «In der Weltwirtschaft verschieben sich die Gewichte von West nach Ost», sagte WEF-Gründer Klaus Schwab im Vorfeld des fünftägigen Jahrestreffens.


Vertreter aus 89 Ländern erwartet
2’340 Teilnehmende aus 89 Ländern werden erwartet. In 244 Sitzungen diskutieren sie unter dem Motto «Kreativer Imperativ» – denn nur mit kreativen Lösungsansätzen könnten die heutigen globalen Herausforderungen gemeistert werden, lautet das Credo. Eine davon ist der Streit um das iranische Atomprogramm, das sicher auch am WEF zu reden geben wird. So sind alle Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats anwesend und auch Mohammed el Baradei, Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) und UNO-Generalsekretär Kofi Annan fehlen nicht.


15 Staats- und Regierungschefs sowie 60 Minister
Insgesamt werden 15 Staats- und Regierungschefs sowie 60 Minister am WEF erwartet. Unter den illustren Gästen befinden sich etwa der afghanische Präsident Hamid Karsai, Iraks Premierminister Ibrahim Dschafari und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf.


Eröffnung druch Bundespräsident Moritz Leuenberger
Eröffnet wird das Treffen am Mittwochabend von Bundespräsident Moritz Leuenberger. Gleichentags steht ein bilaterales Treffen zwischen Leuenberger und der neuen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Programm. Leuenberger nimmt zudem an einem Gipfel über Energiefragen sowie am Open Forum teil, wie die Bundeskanzlei am Montag mitteilte. Auf Einladung von Bundesrat Joseph Deiss findet am Samstag am Rande des WEF in Davos ein informelles Treffen von rund 30 Ministern statt, die für WTO-Fragen zuständig sind. Deiss wird am Freitagmorgen ausserdem die Präsidenten der sechs internationalen Entwicklungsbanken treffen. Bilaterale Gespräche wird der Volkswirtschaftsminister mit rund 20 Vertretern aus der internationalen Politik und Wirtschaft führen. Auch an Paneldiskussionen des WEF und des Open Forums nimmt Deiss teil. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey wird am WEF unter anderem den Workshop «Making Global Institutions Work» besuchen, wo sie auch das Einführungsreferat hält. In Davos wird Bundesrätin Calmy-Rey zudem diverse bilaterale Gespräche führen sowie an einer Veranstaltung des Open Forums zum Thema «Platz da?! – Frauen an die Spitzen der Macht!» teilnehmen. Bundesrat Hans-Rudolf Merz schliesslich weilt während zweier Tage am WEF. Er pflegt dort bilaterale Kontakte mit Finanzministern europäischer Länder und führt Gespräche mit Vertretern der Politik und der internationalen Finanz- und Versicherungsbranche.


Angelina Jolie an der Parallelveranstaltung Open Forum
Mit Spannung erwartet wird auch die Eröffnungsrede der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zum ersten Mal überhaupt hat das WEF auch Kaderleute aus der Welt des Sports eingeladen. Und auch ein Hauch von Glamour wird nicht fehlen: Neben Rocksänger Bono, Musiker Peter Gabriel und Autor Paulo Coelho wird wohl vor allem Angelina Jolie für mediale Aufmerksamkeit sorgen. Die US-Schauspielerin und Botschafterin des UNO- Flüchtlingshilfswerks UNHCR wird an der WEF-nahen Parallelveranstaltung Open Forum teilnehmen. Dort diskutiert sie mit dem Chef von Human Rights Watch, Kenneth Roth, und der US- Direktorin der Weltbank, Katherine Marshall, über Menschenrechte. Das Open Forum unter dem Motto «Grenzen respektieren – überschreiten – verschieben» versteht sich selber als Diskussions- Plattform zwischen WEF-Teilnehmern und der Öffentlichkeit.


Keine konzentrierte Demonstration gegen das WEF
Eine konzentrierte Demonstration gegen das WEF findet dieses Jahr nicht mehr statt. Obwohl die globaliserungskritischen Organisationen das Open Forum als «Soziales Feigenblatt des WEF» kritisieren, haben sie sich in diesem Jahr für den «dezentralen Widerstand» entschieden und Aktionstage in verschiedenen Schweizer Städten organisiert.


«Public Eye On Davos»
Und in Davos beschränkt sich das «Public Eye On Davos» noch auf die Verleihung seines Preises für besonders unverantwortlich handelnde Konzerne. Trotz des zu erwartenden ruhigeren Verlauf des WEF steht die Schweizer Armee auch dieses Jahr mit maximal 5’500 Militärangehörigen im Einsatz. Die Kosten belaufen sich auf rund 8,5 Mio CHF. (awp/mc/gh)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert