Weltgrösster Börsengang geglückt – Banken halfen der EDF-Aktie

Danach tat sich wenig. Dabei hatten die Händler vorbörslich noch einen Kursverlust von 20 Prozent notiert. «Die Emissionsbanken versuchen, den Kurs im Gewinnbereich zu halten», sagte der Börsenstratege Pierre Sabatier von JCF Facset. «Ein starker Kursrutsch wäre eine Katastrophe für den Staat.» Sieben Milliarden Euro fliessen EDF beim grössten französischen Börsengang aller Zeiten in die Kassen. Eine weitere Milliarde erhält der Staat aus der Abgabe von Aktien an die EDF-Belegschaft. Die Stromwerker, die zuvor heftig gegen die Teilprivatisierung gekämpft haben, sind die einzigen wirklichen Gewinner unter den Neuaktionären: Sie bekamen die Aktie billig für 25,60 Euro. Professionelle Anleger mussten 33 Euro zahlen und machten damit Verlust.

Vorbörslicher Verkauf von Kleinaktionären liess Kurs nach unten rutschen
Kleinanleger bekamen einen Euro Rabatt und blieben schadlos. «Der Staat und die Banken können den Kurs unmöglich unter den Ausgabekurs fallen lassen, denn bei den nächsten Privatisierungen sind die Sparer wieder gefragt», erklärt der Präsident von Malmy Finance, Robert de Vogüe. Analysten erklärten, viele Kleinanleger hätten einen schnellen Gewinn einfahren wollen und ihre Aktien vorbörslich zum Verkauf angeboten. Das habe den Kurs am Vormittag vor dem offiziellen Start wie Blei nach unten gezogen. Die Anleger wollten ihren Reibach vom Börsengang von Gaz de France im Juli wiederholen: Damals war die Aktie mit einem Kursgewinn von 23 Prozent in den Handel gestartet. Bei EDF sieht das anders aus. «In den nächsten Tagen dürfte der Titel sich dank der Banken kaum bewegen», meint Sabatier. Schon im Juli äusserten Analysten den Verdacht, der Staat lege mit «Garantiegewinnen» bei GDF einen Köder für den grössten Börsengang der französischen Geschichte aus: EDF.

Fünf Millionen private Zeichner
Und die «angefütterten» Anleger bissen in Scharen an: Fünf Millionen Privatleute zeichneten die EDF-Aktie. Das waren eine ganze Million mehr als beim legendären Börsengang von France Télécom zu den seligen Börsenboomzeiten 1997. Ganz anders die Profis: Analysten erklärten die Aktie für zu teuer. Denn EDF hat 20 Milliarden Euro Schulden, während sein grosser Konkurrent E.ON in diesem Jahr 3,9 Milliarden Euro in der Kasse haben dürfte. Der riesige Atomkraftwerk-Bestand – EDF betreibt 17,2 Prozent aller AKW-Kapazitäten weltweit – birgt ein gewaltiges Kostenrisiko für den Abbau. Und für die Profis am schlimmsten: EDF kann seine Preise nicht frei festlegen, sondern muss sie sich weiter vom Staat diktieren lassen, der mehr als 85 Prozent des Kapitals behält. Dennoch mussten auch viele Profis die Aktie zeichnen: EDF hat E.ON vom Start weg mit einem Börsenwert von 55 Milliarden Euro als schwerster Energiewert an einer europäischen Börse entthront und kommt damit automatisch in den Aktienindex CAC-40. Jeder Fonds, der diesen Index abbildet, muss auch EDF-Aktien kaufen.

Euronext half mit Korrektur des Ausgabekurses
Als sich am Morgen der Kurseinbruch abzeichnete, sprang auch die Börsengesellschaft Euronext der Aktie zur Seite. Euronext korrigierte den zum Vergleich genommenen Ausgabekurs von 33 auf 32 Euro. Damit gäbe es zwar theoretisch keinen Rabatt mehr für Privatanleger, sondern einen Strafaufschlag für die Fonds. Aber das half, die Aktie nicht im roten Bereich starten zu lassen. EDF hatte im ersten Halbjahr 2,13 Milliarden Euro verdient und 25,2 Milliarden Euro umgesetzt. Der Konzern versorgt 42 Millionen Kunden, hat bei der EnBW AG das Sagen und ist Nummer zwei in Italien.

(awp/mc/hfu)

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