Xstrata will mit Anglo American fusionieren

Der Zusammenschluss hätte einen Wert von fast 50 Mrd EUR. Analysten der Citigroup zufolge würde durch eine Fusion ein Weltmarktführer bei der Förderung von Grundmetallen entstehen: die Nummer eins bei Zink, zweiter bei Kupfer und vierter bei Nickel. Auch bei der Produktion von Platin, thermischer Exportkohle und bei Chromeisen würde sich das fusionierte Unternehmen an die Spitze setzen und unter die ersten Fünf bei Eisenerz und Kokskohle.


Anglo-Aktie legt deutlich zu
In einem schwachen Markt legte die Aktie von Anglo bis zum Mittag knapp 6% zu, während Xstrata 3,5% verloren. «Die Aktie von Anglo haben die Anleger nun wieder voll auf dem Radar, und das Management muss alle Möglichkeiten prüfen, um den Shareholder Value zu maximieren», sagte Analyst Michael Rawlinson von Liberum Capital. Auch wenn Anglo über den Vorstoss von Xstrata nicht erfreut sein dürfte, müssten doch alle Fusionsmöglichkeiten überprüft werden. Einige weitere Bewerber könnten nun aus dem Unterholz auftauchen wie beispielsweise die brasilianische Vale oder ein von China unterstütztes Konsortium um die südafrikanische BEE.


«Erhebliches Synergiepotenzial»
Xstrata hatte in seiner Mitteilung unter anderem damit geworben, dass ein Zusammenschluss ein erhebliches Synergiepotenzial biete, das keines der beiden Unternehmen allein realisieren könne. Dies werde die Rendite der Aktionäre erhöhen. Zahlen nannte das Unternehmen aber nicht. Analysten des japanischen Finanzhauses Nomura hatten kürzlich errechnet, dass eine Fusion Kostenvorteile von 700 Mio USD pro Jahr bedeuten könnte.


Anglo reagiert zurückhaltend
Anglo American reagierte auf die Offerte zurückhaltend. «Es muss festgehalten werden, dass wir uns an einem sehr frühen Zeitpunkt befinden und dass es keine Garantie gibt, dass irgendeine Transaktion umgesetzt wird», hiess es in einer Stellungnahme des Konzerns in London. Analysten und Insider verwiesen etwa darauf, dass die Vermögenswerte bei Anglo American höher seien als bei Xstrata. So hätten die Mienen eine höhere Restlaufzeit. Durch einen Zusammenschluss würde dies verwässert werden, hiess es aus Unternehmenskreisen.


Stolperstein Südafrika
Ein weiteres Hindernis für die Fusion ist nach Expertenmeinung Südafrika. Auch wenn Anglo an der Londoner Börse gehandelt wird, befindet sich ein Grossteil der Minen am Kap. Und die Regierung in Pretoria sieht Anglo weiter als eine Art «nationalen Champion», wie die «Financial Times» am Montag kommentierte. Übernahmen aus dem Ausland stehe Südafrika kritisch gegenüber – zumal dann, wenn Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. So gilt auch der erst im vergangenen Jahr von Xstrata übernommene 25%-Anteil am Platinförderer Lonmin als Hindernis für die Kartellbehörden in Südafrika.


Einsparpotenzial
Andererseits sehen viele Beobachter in der Fusion einen Weg, angesichts der schwierigen Lage der Branche Kosten zu sparen. Die Bergbauunternehmen haben seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise mit einem Preisverfall von 30 bis 50% zu kämpfen. Hinzu kommen durch milliardenschwere Zukäufe in der Boomzeit entstandene hohe Schulden. Nach einer Kapitalerhöhung im März befindet sich Xstrata in einer vergleichsweise komfortablen Position, wie etwa die «Financial Times» feststellte. Dagegen reagierte Anglo bislang konservativ auf den Preisverfall bei Rohstoffen, indem das Management auf die Refinanzierung der Schulden, das Einfrieren von Investitionen und die Kürzung der Dividende setzte.


Marktwert von Anglo eingebrochen
Noch vor zwei Jahren lehnte Xstarta eine Übernahme durch Anglo ab. Dass jetzt eine Fusion unter Gleichen überhaupt denkbar ist, hängt unter anderem mit dem auf 25,1 Mrd EUR eingebrochenen Marktwert von Anglo zusammen. Xstrata ist derzeit knapp 24 Mrd EUR wert. (awp/mc/ps/05)

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