Kurzarbeit steigt wegen Coronavirus sprunghaft an

Kurzarbeit steigt wegen Coronavirus sprunghaft an

Bern – Der Schweizer Arbeitsmarkt leidet zunehmend unter dem Coronavirus. In der ersten Woche des Monats März sind die genehmigten Voranmeldungen für Kurzarbeit sprunghaft angestiegen. Diese Woche soll der Bundesrat über Vereinfachungen dieses Instruments entscheiden.

Im Februar hätten 18 Betriebe mit 498 Mitarbeitern die Genehmigung für Kurzarbeit wegen «behördlich angeordneter Massnahmen» im Zusammenhang mit dem Coronavirus erhalten, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Montag an einer Telefonkonferenz.

Seit dem 1. März, nachdem der Bundesrat wegen der besonderen Lage durch das Coronavirus Massnahmen wie das Verbot von Grossveranstaltungen verfügt hatte, habe sich das Bild «vollständig verändert».

Neue Branchen nutzen Instrument
Seither seien Gesuche von 75 Betrieben mit 2’516 Mitarbeitern genehmigt worden. Der Hauptharst, fast 95 Prozent der Gesuche, kam laut Zürcher aus dem Kanton Zürich. Was die Branchen betreffe seien mehr als neun von zehn Gesuchen aus den Branchen Gastgewerbe, freiberufliche technische und wissenschaftliche Dienstleistungen, sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie Kunst und Unterhaltung gekommen.

Dies bedeute, dass insbesondere auch Reiseveranstalter und Eventorganisationen ein Gesuch gestellt hätten, so Zürcher. Über 1’000 Gesuche stammten laut den Angaben zudem von Künstlern und Musikern, die wegen des Veranstaltungsverbots wahrscheinlich nicht auftreten können. Traditionell stellen bekanntlich eher Firmen aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Gesuche für Kurzarbeit.

Somit zeige sich, dass das Instrument ausreichend flexibel sei, meinte Zürcher. Keine Sorgen müsse man sich auch wegen der finanziellen Folgen machen. Die Arbeitslosenversicherung sei in einem guten Zustand und verfüge über grossen Spielraum.

Bundesrat will vereinfachen
Zürcher betonte ausserdem, dass die aktuellen Zahlen weit von den Höchstständen entfernt seien, die während der Finanzkrise erreicht wurden. Er rechnet aber mit einem «weiteren und raschen Anstieg» von Gesuchen, je länger die besondere Lage anhalte.

Die Kantone seien daher bereit, Gesuche rasch zu genehmigen. Zudem werde der Bundesrat noch diese Woche über Vereinfachungen des Instruments entscheiden.

Unter anderem sei vorgesehen, die Zahl der Karenztage (von 3 auf 1 Tage) und die Frist zwischen Voranmeldung und der effektiven Kurzarbeit (von 10 auf 3 Tage) zu verringern. Zudem würden die Voranmeldungen vereinfacht geprüft. Und Zürcher stellte auch klar, dass Betrieben bei Gesuchen für Nacht- oder Sonntagsarbeit keine Steine in den Weg gelegt würden.

Unverändert sei das Ziel der Massnahme. «Es geht um den Erhalt von Arbeitsplätzen», so Zürcher. Es solle wegen des Virus nicht zu einer Entlassungswelle kommen. Vielmehr sei es das Ziel, dass der normale Betrieb nach dem Durchzug des Virus rasch wieder aufgenommen werden könne.

«In sehr guter Verfassung»
Zürcher hofft trotz der aktuellen steigenden Zahlen, dass sich die Lage dann wieder erholen wird. Und er betonte, dass sich der Schweizer Arbeitsmarkt bis zum Ausbruch der Coronavirus-Krise in einer sehr guten Verfassung befunden habe.

Die Arbeitslosenquote bildete sich im Februar auf 2,5 von 2,6 Prozent im Januar zurück. Einen tieferen Wert für den Februar wurde letztmals im Jahr 2002 gesehen.

Leicht rückläufig war die Arbeitslosenquote mit 2,3 Prozent bei den Jugendlichen (15 bis 24 Jahre), während sie bei den älteren Arbeitslosen mit 2,5 Prozent stabil blieb. Rückläufig war die Quote auch bei den Ausländern (4,6%), bei den Schweizerinnen und Schweizern verharrte sie hingegen bei 1,8 Prozent. (awp/mc/ps)

Seco

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