Arbeitslosigkeit nimmt vor allem bei den Jungen zu

Arbeitslosigkeit nimmt vor allem bei den Jungen zu

Bern – Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz hat im August zugenommen. Dies galt vor allem für die Jungen. Diese hatten nach dem Lehrabschluss dieses Jahr offensichtlich mehr Mühe, eine Stelle zu finden.

Die Arbeitslosenquote stieg gegenüber dem Vormonat insgesamt auf 3,3 von 3,2 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Mittwoch mitteilte.

Aufgeschlüsselt nach Alter nahm die Arbeitslosigkeit vor allem bei den Jungen zu. Die Quote bei den 15- bis 24-Jährigen stieg auf 3,9 Prozent, nachdem sie im Vormonat noch bei 3,4 Prozent gelegen hatte. Die absolute Zahl der jungen Arbeitslosen erhöhte sich auf gut 20’300 von knapp 17’900.

«Besonders starker Anstieg»
Zwar sei es üblich, dass die Quote bei dieser Altersgruppe im Sommer ansteige, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Die Begründung sei, dass der Lehrabschluss üblicherweise im Sommer stattfinde und die Jungen dann auf Jobsuche gingen.

«Dieser Anstieg ist aber einer der stärksten der letzten Jahre», so Zürcher weiter. Es werde wegen der Folgen der Coronakrise weniger rekrutiert.

Das Amt will die weitere Entwicklung nun im Auge behalten. Im Normalfall sei es nämlich so, dass die meisten dieser Lehrabgänger dann im Herbst und Winter eine Stelle fänden. Ob dies in Corona-Zeiten auch gelte, «wird zu beobachten sein», so Zürcher.

Niveau bleibt hoch
Auch wenn sich die Arbeitslosenquote über alle Altersgruppen hinweg im August gegenüber dem Vormonat nur leicht veränderte, gegenüber der Vor-Corona-Zeit ist sie deutlich erhöht. Die gemessene Quote sei für einen August die höchste seit zehn Jahren, sagte Zürcher.

Noch vor einem Jahr wurden mit einer Quote von 2,1 Prozent nämlich Rekordtiefstände gemessen. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich seither um knapp 52’000 erhöht, was knapp der Einwohnerzahl der Stadt Biel entspricht.

Kurzarbeit half enorm
Für Zürcher steht jedoch fest, dass die Arbeitslosigkeit ohne das Instrument der Kurzarbeit während der Krise viel stärker zugenommen hätte.

Der Seco-Experte bezifferte die entsprechenden geschätzten Quoten in einer «grobe Überschlagsrechnung» für die Monate März und April auf «über 10 Prozent» (statt 2,9%) rsp. auf «mehr als 20 Prozent» (statt 3,3%).

Danach habe sich diese geschätzte Quote wieder zurückgebildet, auf gut 8 Prozent im Juni. «Kurzarbeit hat also enorm geholfen, die Arbeitslosigkeit nicht explodieren zu lassen», sagte Zürcher.

«Hohe Schattenarbeitslosigkeit»
Die Ökonomen der Raiffeisen-Bankengruppe schreiben in diesem Zusammenhang aber von einer «hohen Schattenarbeitslosigkeit». Sie sehen ein Risiko, dass im Herbst doch noch ein permanenter Personalabbau stattfinden wird. Denn verschiedene finanzielle Entlastungen, die während der Krise gegolten hätten, liefen nun aus. Und gleichzeitig sei bei vielen Unternehmen die Auslastung der Produktion nach wie vor tief.

Das Seco sieht aber nach wie vor keine Anzeichen für eine anrollende Konkurs- und Entlassungswelle. Ein Indiz dafür sind laut Zürcher die Anmeldungen für Massenentlassungen. Zwischen März und August hätten 139 Unternehmen für rund 8’000 Jobs eine solche Massnahme angekündigt. Zum Vergleich: Ende August waren über 151’000 Personen arbeitslos gemeldet. (awp/mc/pg)

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