Aryzta zu organischem Wachstum zurückgekehrt

Aryzta zu organischem Wachstum zurückgekehrt
Owen Killian, abtretender Aryzta-CEO.

Aryzta-CEO Owen Killian.

Zürich  – Der Spezialitätenbackwaren-Hersteller Aryzta hat auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Vor allem in Europa legt das Geschäft zu, während aus Nordamerika noch klar negative Raten vermeldet werden. Für die weitere Zukunft will sich der Konzern vor allem auf das Wachstum aus eigener Kraft und den Cashflow konzentrieren, der Gewinn tritt derweil in den Hintergrund. Das wurde von Investoren allerdings schlecht aufgenommen, so dass die Aktie im Laufe des Morgens immer mehr einbrach.

«Das organische Wachstum ist ganz klar der wichtigste Treiber für die Marge und den Gewinn», begründete Konzernchef Owen Killian den neuen Fokus am Montag an einem Call für Investoren. Entsprechend habe die Gewinnprognose keine allzu grosse Bedeutung mehr, bis das Ziel eines stetigen und nachhaltigen Wachstums erreicht sei.

USA noch immer deutlich rückläufig
Ein erster Schritt dazu ist Aryzta schon mal gelungen. Nach vielen Quartalen mit negativen Raten ist der schweizerisch-irische Konzern nämlich zuletzt erstmals wieder gewachsen. Von November bis Januar 2015/16, dem zweiten Quartal des Geschäftsjahres, wurde organisch ein Plus von 0,8% ausgewiesen nach -0,4% noch im Quartal davor. Auf das Halbjahr gesehen ergibt sich mit 0,2% ebenfalls ein knapp positiver Wert. Insgesamt legte der Umsatz gar um 5,5% auf 1,96 Mrd EUR zu, wobei 5,0% davon dem starken US-Dollar (zum Euro) zu verdanken war.

Während die Regionen Europa und «Rest der Welt» in diesem Zeitraum mit organisch 4,7% bzw. 3,9% positiv ausfielen, war Nordamerika um 4,0% rückläufig. Aber auch hier erwartet CEO Killian eine weitere Verbesserung über die nächsten Quartale. Dabei gebe es aber gegenläufige Effekte; so sei etwa die Straffung des Produktsegmentes langsam abgeschlossen, aber im Bereich der Schnellimbiss-Restaurants (QSR) sei die Situation weiterhin schwierig. Die Kunden würden hier sehr schnell von einem Anbieter zu einem anderen wechseln, wobei der Preis nur ein Treiber unter mehreren sei.

Obwohl der Gewinn nicht mehr im Fokus steht, wurde die bisherige Gewinnprognose (EPS) für das Gesamtjahr 2015/16 von 365 bis 385 Euro-Cent (auf adjustierter Basis) mehr oder weniger bestätigt. Aufgrund von gewissen Devestitionen in der Grössenordnung von 100 Mio EUR in der ersten Jahreshälfte dürfte dieser Wert allerdings 5 bis 6 Cents tiefer ausfallen, hiess es.

Im ersten Halbjahr wurden bereits 158,4 Euro-Cent (+2,5%) davon erzielt. Dies entspricht für den Konzern einem adjustierten Reingewinn von rund 141,1 Mio EUR, bereinigt um diverse Sondereffekte waren es allerdings lediglich 24,6 Mio. Der Gruppen-EBITA (im fortgesetzten Geschäft) erreichte im Halbjahr 230,8 Mio EUR (+2,7%), die entsprechende Marge sank allerdings um 30 Basispunkte auf 11,8%. Dies wurde u.a. mit dem kurzfristig geringeren operativen Leverage im Zusammenhang mit den Anpassungen der Kapazitäten begründet.

Weitere schwierige Monate
Obwohl das erste Ziel mit der Rückkehr auf einen positiven Wachstumspfad erreicht wurde und die EPS-Entwicklung im Rahmen der Erwartungen läuft, bleibt das Management äusserst vorsichtig. Das Momentum sollte sich im zweiten Halbjahr zwar fortsetzen, aber die Marge dürfte unter Druck bleiben, hiess es.

Ausserdem sei weiter mit einer erratischen Umsatzentwicklung über die nächsten 18 Monate zu rechnen. Verschiedene Faktoren (Insourcing in Europa, Vertragserneuerungen in den USA) würden – wie bereits früher angekündigt – den Umsatz um rund 3% senken. In dieser Zeit seien daher der freie Cashflow und die organische Umsatzentwicklung das beste Barometer für Investoren.

Aktie sehr schwach
Obwohl die Halbjahres-Resultate in Analysten-Kommentaren zumeist gar nicht schlecht wegkamen, geriet der Aktienkurs nach einer stabilen Eröffnung schnell stark unter Druck und schloss am Ende 12% tiefer bei 43,21 CHF.

Laut Händlern haben vor allem ausländische Grossinvestoren verkauft. Begründet wurde dies vor allem damit, dass das Unternehmen den Umsatzrückgang nur durch Eingeständnisse bei den Margen habe stabilisieren können und der Weg zu einem gesunden nachhaltigen Wachstum offenbar noch lange sei. «Aryzta ist auf einem wackeligen Erholungskurs, mit Turbulenzen ist noch zu rechnen», heisst es treffend dazu in einem Kommentar der Bank Vontobel. (awp/mc/upd/ps)

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