Barry Callebaut bereitet sich auf Zeit nach Corona vor

Barry Callebaut bereitet sich auf Zeit nach Corona vor
Antoine de Saint-Affrique, ehemaliger CEO Barry Callebaut und designierter Danone-Chef. (Foto: BC)

Zürich – Der weltgrösste Schokoladenkonzern Barry Callebaut sieht sich gut aufgestellt für nach der Corona-Krise. Das Management um Konzernchef Antoine de Saint-Affrique wittert gar neue Chancen, etwa im Outsourcing-Geschäft.

«Viele unserer Kunden werden das Ende der Pandemie vermutlich zum Anlass nehmen, ihr Geschäftsmodell zu überdenken», meinte der CEO am Donnerstag an einer virtuellen Medien- und Analystenkonferenz zu den Halbjahreszahlen des Geschäftsjahres 2019/20. Und da könnte es durchaus sein, dass vermehrt Unternehmen ihre Schokoladenproduktion an Barry Callebaut auslagern werden.

Überhaupt gibt sich das Management trotz eines eher schwächeren zweiten Quartals optimistisch. Das Outsourcing-Geschäft sei ein wichtiger Treiber des Wachstums. Die Pipeline in diese Bereich sei weiter gut gefüllt, und man rechne mittelfristig weiterhin mit einem Wachstum von 30’000 bis 40’000 Tonnen pro Jahr, liess die Führungsspitze verlauten. Die Verhandlungen mit Kunden seien trotz Corona-Krise nicht irgendwie schwieriger geworden, sondern verliefen sehr konstruktiv.

Gourmet-Bereich unter Druck
Deutlich harziger läuft es – wegen des fast weltweiten Lockdowns der Wirtschaft – hingegen im Gourmet-und Spezialitätenbereich, also im Geschäft mit Konditoreien und Bäckereien, Restaurants oder Hotels. Die Verkaufsvolumen seien hier im März um bis zu 50 Prozent eingebrochen, sagte der Konzernchef.

Allerdings sei es schwierig, präzise Angaben oder Voraussagen zu machen, da die Situation je nach Land sehr verschieden sei. So dürften in einzelnen Ländern etwa Bäckereien und Konditoreien offen halten, in anderen seien Restaurants oder Hotels noch offen oder gingen bald wieder auf. «Ich hoffe, dass wir im Juli bei Bekanntgabe der Neunmonats-Zahlen mehr dazu sagen können», so der CEO.

Noch wenig Aufschluss über Corona-Einfluss
Die am Donnerstag bekannt gegebenen Halbjahreszahlen geben derweil noch wenig Aufschluss über die genauen Auswirkungen des Coronavirus, da es sich um die Periode von September 2019 bis Februar 2020 handelt. Diese endete also kurz bevor die Epidemie zur Pandemie wurde und die Ansteckungs- und Sterbezahlen vor allem in Europa und Amerika stark anstiegen.

Konkret stiegen die in dieser Periode abgesetzten Verkaufsvolumen für Schokoladen- und Kakaoprodukte um 5,4 Prozent auf 1,104 Millionen Tonnen bzw. der Umsatz um 2,4 Prozent auf 3,76 Milliarden Franken. Alle Regionen und wichtigen Wachstumstreiber hätten dabei zum Wachstum beigetragen, teilte das Zürcher Unternehmen mit. Unter dem Strich verblieb ein 3,1 Prozent höherer Konzerngewinn von 203,7 Millionen Franken, wobei ein Einmaleffekt sich noch mit 8 Millionen negativ auf das Ergebnis auswirkte.

Lernen von China
Gewisse Einblicke, wie schnell es nach der Krise gehen könnte, zeigen die Zahlen aus China. Dort habe es nach den von der dortigen Regierung getroffenen Massnahmen gegen das Coronavirus im Februar zwar einen scharfen Einbruch vor allem im Gourmet-Business gegeben.

Ab 20. Februar habe man dann aber die Produktion wieder hochfahren können – und binnen dreier Wochen sei die Produktion schon fast wieder bei 100 Prozent gewesen und praktisch alle Mitarbeiter hätten wieder gearbeitet. «Wir sind in China weitgehend ‹back to normal'», fasste der CEO die Situation im Reich der Mitte zusammen. Dass sich die Erholung in anderen Ländern gleich abspielen werde, das wollte er damit aber nicht gesagt haben. «Wir setzen aber alles daran, dass wir dann bereit sind, wenn die Nachfrage wieder anzieht», sagte er.

Zurückhaltung angesagt
Insgesamt gab sich das Management denn auch eher zurückhaltend in Bezug auf genaue Prognosen für die nächsten Monate. «Wir haben zwar Vorsichtsmassnahmen ergriffen, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Auswirkungen auf Wachstum und Profitabilität hängen aber von Dauer und Schwere der Pandemie ab», meinte der Konzernchef.

In der Zwischenzeit bleibe man aber den Mittelfristzielen verpflichtet. Diese sehen bis und mit nächstem Geschäftsjahr ein Volumenwachstum von 4 bis 6 Prozent sowie eine über diesem Wachstum liegende EBIT-Steigerung in Lokalwährungen vor. Die Barry-Callebaut-Aktie war leicht unter Druck und notierte am frühen Nachmittag 0,8 Prozent tiefer bei 1874 Franken. (awp/mc/pg)

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