Bierabsatz weiter gesunken – trotz starkem Wachstum alkoholfreier Biere
Zürich – Die Talfahrt am Schweizer Biermarkt geht weiter. Grund dafür ist, dass die Menschen weniger in der Öffentlichkeit feiern und weniger Alkohol trinken. Immerhin treibt dies den Absatz von alkoholfreien Bieren nach oben.
Im vergangenen Braujahr 2024/25 (per Ende September) schrumpfte der Bierabsatz inklusiv alkoholfreier Biere um 1,8 Prozent auf 4,72 Millionen Hektoliter. Die Kombination aus verhaltenem Konsum, Wettereffekten, veränderten Freizeitgewohnheiten und einer anspruchsvollen Wirtschaftslage belaste die Branche deutlich, sagte der Präsident des Schweizer Brauerei-Verbands (SBV), Nicolo Paganini, am Donnerstag vor den Medien in Zürich.
Alkoholfreies Bier stark gefragt
In den Zahlen ist erstmals alkoholfreies Bier eingerechnet. Im Gegensatz zum alkoholhaltigen Bier wuchs der Ausstoss des alkoholfreien Biers um 13 Prozent auf 353’307 Hektoliter. Damit kletterte der Marktanteil des alkoholfreien Biers auf 7,5 Prozent nach 7,0 Prozent im Vorjahr.
Das sei ein besonders erfreulicher Lichtblick, sagte Kreber. Die Brauereien des Verbands hätten den Trend früh erkannt und sich bereits vor einigen Jahren für die Produktion von alkoholfreiem Bier entschieden.
Craft-Boom schwächt sich ab
Ohne die alkoholfreien Biere sieht die Lage am Schweizer Biermarkt noch trüber aus. Der Absatz von Bier mit Alkohol ist um 2,8 Prozent auf 4,37 Millionen Hektoliter gesunken.
Dabei flache der Boom der Craft-Biere merklich ab, sagte SBV-Direktor Marcel Kreber. Die Gründungswelle neuer Brauereien vergangener Jahre werde schwächer. «Anstelle möglichst exotischer Innovationen rücken wieder klassische Bierstile und klare Positionierungen in den Vordergrund», sagte Kreber.
Statt Craft-Biere würden traditionelle Bierstile wie Lager, Helles und vermehrt Pils wieder an Terrain gewinnen und ein regelrechtes Comeback erleben. Die Craftbrauereien, die in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden seien, würden jetzt auch helles Bier brauen, sagte der SBV-Direktor.
Zudem sei der Markt mündig geworden nach dem Eldorado an Bierstilen in den letzten zehn Jahren. «Die Bevölkerung konnte sich durchprobieren. Jetzt hat sie sich eine Meinung gebildet», sagte Kreber. «Vielleicht ist diese Probierphase jetzt vorbei», sagte Paganini.
Gastronomie weiter gebremst
Weiter gelitten hat die Gastronomie. Der Gastronomie-Anteil im Bierabsatz sank von 31,4 Prozent im Vorjahr auf aktuell 30,7 Prozent. Die Leute kaufen also vermehrt ihr Bier im Laden. Allerdings sei der Hektoliterabsatz sowohl in der Gastronomie, als auch im Detailhandel gesunken.
«Zum Vergleich: Vor 20 Jahren war das Verhältnis von Gastronomie zu Detailhandel noch ungefähr ausgeglichen», sagte Paganini.
«Vor allem ländliche und getränkelastige Restaurants kämpfen mit schwindenden Gästezahlen und somit um das Überleben», sagte der SBV-Präsident. Wenn dann noch Coronakredite beglichen werden müssen, werde es für viele eng.
Hinzu komme, dass der Stammtisch generationenbedingt unter Druck sei und buchstäblich allmählich auszusterben drohe, ohne dass im gleichen Ausmass neue Formen der geselligen Treffpunkte entstehen würden, sagte Paganini. «Parallel dazu verändert sich das Freizeit-, Ausgangs- und Konsumverhalten: Mehr Aktivitäten finden zu Hause oder in privatem Rahmen statt, oft begleitet von Streaming, Gaming oder sozialen Medien.»
Gerade die 14- bis 29-Jährigen gingen weniger an Feste oder in Clubs. Nachtclub hätten seit 2014 und insbesondere seit der Pandemie rund ein Fünftel ihres Publikums eingebüsst, sagte Paganini: «Der Rückzug ins Private ist Realität.
Guter Start lässt hoffen
Das neue Braujahr 2025/26 habe gut begonnen, sagte Kreber. Die Oktober-Zahlen seien positiv. Viel wichtiger sei aber schönes Wetter im Frühling, damit man bei milden Temperaturen abends draussen ein Bier trinken könne. Zudem hoffe er auf ein gutes Abschneiden der Schweizer Fussballnationalmannschaft an der WM im kommenden Sommer, sagte Paganini. (awp/mc/pg)