CS Retail Outlook 2018: Der Detailhandel hinkt der Konjunktur hinterher

CS Retail Outlook 2018: Der Detailhandel hinkt der Konjunktur hinterher
(Bild: © Schlierner – Fotolia.com)

Zürich – Die Credit Suisse hat heute gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz die zehnte Ausgabe der jährlich erscheinenden Studie «Retail Outlook» veröffentlicht. Nach zwei Jahren Schrumpfungskurs dürfte der Umsatzrückgang 2017 im Schweizer Detailhandel zum Halt gekommen sein. Für das Jahr 2018 erwarten die Ökonomen der Credit Suisse dennoch nur ein kleines Umsatzplus. Die von Fuhrer & Hotz befragten Branchenvertreter sehen die Lage insgesamt etwas optimistischer: Rund 60 % gehen von steigenden Umsätzen aus. Eine grosse Herausforderung für stationäre Händler bleibt der weiterhin dynamisch wachsende Onlinehandel. Die Ökonomen der Credit Suisse schätzen, dass der deutsche Onlinehändler Zalando in der Schweiz inzwischen drei Mal so viel umsetzt wie noch 2012. Trotz Abwertung des Frankens dürfte 2017 der Kaufkraftabfluss durch den Einkaufstourismus weiterhin erheblich gewesen sein. Die Studie zeigt in diesem Kontext unter anderem, dass Konsumenten bei einem durchschnittlichen Auslandseinkauf rund eine Stunde mehr Wegzeit in Kauf nehmen, als bei Inlandseinkäufen.

Die Ökonomen der Credit Suisse analysieren in der heute publizierten Studie «Retail Outlook» die Perspektiven und die Lage des Schweizer Detailhandels und bestätigen, dass nach zwei Jahren Schrumpfungskurs dürfte der Umsatzrückgang im Schweizer Detailhandel 2017 zum Halt gekommen sein. Gemäss Schätzung der Ökonomen der Credit Suisse stagnierten die nominalen Umsätze. Positiv auf die Entwicklung im Detailhandel wirkte sich die Verbesserung am Arbeitsmarkt und bei der Konsumentenstimmung aus. Zudem sorgten der wirtschaftliche Aufschwung in vielen europäischen Volkswirtschaften und die verringerten politischen Risiken dafür, dass der Euro gegenüber dem Franken aufwertete. Dies dürfte sich einerseits leicht dämpfend auf den Einkaufstourismus ausgewirkt haben. Die verbesserte Konjunktur in Europa führte andererseits auch dazu, dass Einwanderer wieder vermehrt in ihre Herkunftsländer zurückkehrten. Das Wachstum der Anzahl Konsumenten verlangsamte sich dadurch im vergangenen Jahr weiter.

Umsätze im Bekleidungssegment waren erneut rückläufig
Die divergierende Umsatzentwicklung der letzten Jahre in den zwei Hauptsegmenten Food/Near-Food und Non-Food verringerte sich 2017. Die Händler von Food/Near-Food-Produkten verbuchten 2017 gemäss den Schätzungen der Credit Suisse-Ökonomen ein schwaches nominales Umsatzplus von 0,3 %, während der Umsatzrückgang im Non-Food-Markt mit -0,1 % (2016: -3,1 %) praktisch zum Halt kam. Innerhalb des Non-Food-Segments blieben die Unterschiede zwischen den einzelnen Produktegruppen allerdings weiterhin gross. So waren die Umsätze im Bekleidungshandel gemäss den Ökonomen der Credit Suisse mit 1,5% erneut rückläufig, wenn auch weniger stark als noch 2016 (-6,9 %).

Zalando dürfte in der Schweiz inzwischen mehr als CHF 600 Mio. Umsatz erzielen
Auch 2017 übertraf das Umsatzwachstum von heimischen und ausländischen Onlineanbietern dasjenige des stationären Handels bei Weitem. Nach Digitec Galaxus dürfte Zalando der grösste Onlinehändler der Schweiz sein. Gemäss den Schätzungen der Credit Suisse hat Zalando seit 2012 seinen Umsatz in der Schweiz mehr als verdreifacht und setzte 2017 schätzungsweise CHF 624 Mio. um. Der Anteil der Schweiz am gesamten Zalando-Umsatz in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) entsprach 2016 etwa einem Viertel, obwohl die Schweiz mit ihren 8,4 Millionen Einwohnern nur gerade 8 % der Bevölkerung der DACH-Region stellt. Die Schweizer Bevölkerung kauft also überdurchschnittlich viel bei Zalando ein.

Detailhandelsumsätze dürften 2018 nur leicht zulegen
Die Anzahl potentieller Konsumenten wird auch 2018 aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums weiter ansteigen – wenn auch erneut schwächer als in den Vorjahren. Das Wirtschaftswachstum wird sich gemäss den Ökonomen der Credit Suisse auf 1,7 % beschleunigen und sich entsprechend positiv auf die Lage am Arbeitsmarkt und die Konsumentenstimmung auswirken. Die Kaufkraft der Konsumenten dürfte 2018 aber nicht weiter ansteigen, da die prognostizierte Teuerung die höheren Nominallöhne voraussichtlich in etwa ausgleichen wird. Angesichts des schwächeren EUR/CHF-Wechselkurses dürfte sich der Preisdruck in der Branche etwas reduzieren. Für den gesamten Detailhandel gehen die Credit Suisse-Ökonomen für 2018 von einem leichten Umsatzwachstum von 0,3 % aus. Der wirtschaftliche Aufschwung dürfte die Erholung der Nachfrage insbesondere im konjunktursensitiveren Non-Food-Bereich stützen. Da aber einige Segmente 2017 von witterungsbedingten Sondereffekten profitierten und auch künftig ausländische Onlineanbieter in den Schweizer Markt vordringen werden, gehen die Ökonomen der Credit Suisse davon aus, dass die nominalen Umsätze 2018 in diesem Segment stagnieren werden. Im Food-Detailhandel erwarten sie hingegen ein Umsatzplus von 0,5 %. Die von Fuhrer & Hotz befragten Händler stehen dem gesamten Detailhandelsjahr 2018 derweil optimistischer gegenüber: Die Mehrheit (61 %) geht von höheren Verkaufszahlen aus, während bloss 15 % mit rückläufigen Umsätzen rechnen.

Abnehmende Zahl an Einkaufsgängen im Non-Food-Bereich
In der diesjährigen Studie untersuchen die Ökonomen der Credit Suisse auch das Einkaufs- und Mobilitätsverhalten der Schweizer Konsumenten. Diese begeben sich schweizweit jährlich über eine Milliarde Mal auf Einkaufswege. In der Hälfte der Fälle verwendeten sie dabei das Auto. Allerdings hat sich zwischen 2010 und 2015 die Anzahl Einkaufsgänge pro Kopf bei Non-Food-Produkten um 8 % verringert, unter anderem wegen der zunehmenden Verlagerung in den Onlinehandel. Zudem zeigen die Ökonomen auf, dass die kantonal geregelten Ladenöffnungszeiten verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich einschränken. So sind vor allem vollzeitbeschäftigte Personen von strengeren Ladenöffnungszeiten betroffen, während der Effekt für Teilzeitangestellte und Nichterwerbstätige deutlich geringer ist.

Einkaufstouristen sind eine Stunde länger unterwegs
Die Einkaufswege führten derweil auch gezielt ins Ausland – gemäss Schätzungen der Credit Suisse 2015 im Durchschnitt drei Mal pro Person und Jahr (aktuellste Erhebung: Mikrozensus Mobilität und Verkehr, 2015). Erwartungsgemäss haben Einkäufe im Ausland für Konsumenten nahe der Grenze eine überdurchschnittliche Bedeutung. 2015 wurden drei Viertel aller gezielter stationären Auslandeinkäufe von Einwohnern in Grenzregionen getätigt. Konsumenten mit eigenem Fahrzeug nahmen sich für diese Shoppingtrips ins Ausland rund eine Stunde mehr Zeit und 55 km zusätzliche Distanz in Kauf als für den durchschnittlichen gezielten Inlandeinkauf. Pro Auto lagen die Zeit- und Wegkosten bei einem Auslandeinkauf 2015 durchschnittlich CHF 137 höher als bei Einkäufen innerhalb der Schweiz. Da Shoppingtrips meist nicht alleine gemacht werden, belief sich der Kostenunterschied pro Person gerechnet auf geschätzte CHF 52. Unter Einbezug der Preisunterschiede zwischen dem Ausland und der Schweiz lohnte sich 2015 ein durchschnittlicher Auslandeinkauf ab einer Einkaufssumme von CHF 274 pro Auto oder CHF 105 pro Person. Für die erwähnten drei Viertel der grenznahen Einwohner lagen diese Werte allerdings deutlich tiefer, für den Grossteil der Bevölkerung jedoch wesentlich höher. Ein Luzerner Duo hätte z.B. in Waldshut für rund CHF 600 einkaufen müssen, damit sich die Reise im Vergleich zu einem durchschnittlichen inländischen Einkaufsweg finanziell lohnte. (CS/mc/ps)

Die Publikation «Retail Outlook 2018 – Der Detailhandel hinkt der Konjunktur hinterher» ist im Internet in Deutsch, Französisch und Italienisch verfügbar unter publications.credit-suisse.com (Märkte und Trends/Schweizer Wirtschaft)

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