Einkaufstourismus verliert an Bedeutung

Einkaufstourismus verliert an Bedeutung
(Photo by Markus Spiske on Unsplash)

St. Gallen – Der Schweizer Detailhandel verliert in diesem Jahr durch den Einkaufstourismus 8.43 Mrd. CHF. Dies zeigt die neue Ausgabe der Langzeitstudie «Einkaufstourismus» des Forschungszentrums für Handelsmanagement an der Universität St.Gallen. Im Jahr 2017 waren es noch 9.07 Mrd. CHF. Zwar legte der Online-Einkaufstourismus deutlich zu, jedoch war der Rückgang in stationären Geschäften im Ausland deutlich grösser.

Der Einkauf in stationären Geschäften im Ausland entwickelt sich rückläufig. Er ist seit 2017 über in den Detailhandelsbranchen Lebensmittel, Drogerie, Bekleidung, Sport und Einrichtung um mehr als 10% gesunken. So ist der durchschnittliche Betrag pro Einkauf in Geschäften im Ausland von 246 CHF auf 216 CHF gefallen. Dazu kommt, dass seltener im Ausland eingekauft wird, nämlich nur noch 4.8 Mal. Auch das ist ein Rückgang gegenüber 2017, damals lag die Einkaufshäufigkeit noch bei 5.2 Mal.

Online hingegen kaufen im Vergleich zu 2017 mehr Konsumenten im Ausland ein. Pro Online-Einkauf hat sich wenig geändert. So sind die Einkaufshäufigkeit und der Ausgabebetrag pro Person gleichgeblieben. Allerdings kaufen im Vergleich zu 2017 heute deutlich mehr Konsumenten online ein. 2022 waren es 41.9% der Konsumenten, 2017 noch 37%. So legt der Online-Einkaufstourismus seit 2017 um gute 20% auf 1.45 Mrd. CHF zu.

Hohe Inflation schreckt ab
Gute Ware für weniger Geld ist noch immer das Hauptmotiv für den Einkaufstourismus. Die hohe Inflation im Ausland schreckt jedoch ab. So bewirkt die inflationsbedingte Preissteigerung im benachbarten Ausland bei jedem fünften Einkaufsgast ein Umdenken. Viele kaufen wieder verstärkt in der Schweiz ein.

Mehrwertsteuerfreigrenze von 50 CHF und Zollabwicklung bremsen Einkaufstourismus
Die geforderte Beschränkung der Mehrwertsteuererstattung auf Einkäufe bis 50 CHF könnte den stationären Einkaufstourismus im grenznahen Ausland durchschnittlich um 32.6% reduzieren. Die Einführung einer Freigrenze von 50 CHF würde somit zu einer Reduktion des Einkaufstourismus im Umfang von 2.27 Mrd. CHF führen. Von den vielen weiteren Hindernissen, wie z.B. Wartezeiten an den Grenzen, überfüllte Züge oder die Gefahr, Freunde und Bekannte zu treffen, kritisieren Einkaufstouristen insbesondere die aufwändige Zollabfertigung.

Starke Unterschiede zwischen den Branchen
In vier von fünf Branchen überstieg die Abnahme des stationären Einkaufstourismus die Zunahme durch den Online-Einkaufstourismus. Besonders auffällig war hierbei die Bekleidungsbranche, in der sich das Gesamtvolumen seit 2017 um ca. 300 Mio. CHF reduziert hat. In der Einrichtungsbranche stieg der Online-Einkaufstourismus mit ca. 123 Mio. CHF zwar am stärksten, wurde jedoch von der Abnahme des stationären Einkaufstourismus mit ca. 180 Mio. CHF übertroffen. Einzig die Sportartikelbranche verzeichnete sowohl beim stationären Einkaufstourismus einen Rückgang um ca. 159 Mio. CHF als auch im Online-Einkaufstourismus mit ca. 21 Mio. CHF. (mc/pg)

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