Emmi trotzt der Teuerung und wird profitabler

Emmi trotzt der Teuerung und wird profitabler
Emmi-CEO Ricarda Demarmels. (Bild: Emmi)

Luzern – Die grassierende Teuerung hat Emmi im vergangenen Jahr deutlich getroffen. Die Kosten stiegen beim Innerschweizer Milchverarbeiter um fast 400 Millionen an – entsprechend wurden Caffè Latte und Co. teurer. 2024 will Emmi weiter an der Preisschraube drehen – auch auf die Gefahr hin, weniger zu verkaufen.

«Wir sahen in den letzten zwei Jahren eine enorme Inputkostenwelle», sagte Emmi-Chefin Ricarda Demarmels am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz des Unternehmens in Luzern. Und wie die Konkurrenz auch gab Emmi diese höheren Inputkosten in Form von höheren Preisen an seine Kunden weiter und diese wiederum an die Konsumenten. Emmi rechnet auch im laufenden Jahr mit anspruchsvollen Rahmenbedingungen und hohen Inputkosten, etwa für Kaffee oder Fracht, wegen der Probleme im Roten Meer.

Doch nicht jede Konsumentin ist bereit, plötzlich mehr Geld für den Lieblingskäse oder den Kaffee für unterwegs zu bezahlen. Und das spürt Emmi: «Wir haben letztes Jahr bewusst ein paar Volumenverluste in Kauf genommen», sagte die Chefin. Doch das sei nötig, um profitabel zu bleiben. Sprich: Man verkauft lieber etwas weniger Produkte, diese dafür zu höheren Preisen.

Kostenweitergabe in inflationsgewohnten Ländern einfacher
In Ländern, in denen schon länger ein inflationäres Umfeld herrsche, ist es laut Demarmels einfacher, Preiserhöhungen durchzusetzen. «In Brasilien beispielsweise ändern sich Preise teils im Tagesrhythmus. In Ländern hingegen, in denen es jahrelang kaum Inflation gab, sind Preisanpassungen schwieriger durchzubringen.» In manchen Länern münde die höhere Inflation auch sofort in Kaufkraftverluste.

Allgemein sehe man eine «massive Polarisierung» hin zu Produkten mit Preisen am unteren Ende des Spektrums und auch zu teuren Produkten, sagte Demarmels. Die goldene Mitte sei im aktuellen Umfeld weniger gefragt.

Emmi stärkt denn auch seine sogenannten strategischen Nischen, also die Produkte, bei denen das Unternehmen führend ist. Dazu gehören die Schüttelkaffees von Caffè Latte, gekühlte italienische Desserts, Spezialitätenkäse und pflanzliche Milch- und Joghurtalternativen.

Käsemarkt im Aus- und Inland schwach
Diese Fokussierung auf die margenstärkeren Produkte ist funktioniert allerdings nich in allen Kategorien gleich gut. Trotz Polarisierung sparen die Leute etwa beim teuren Käse. «Vor allem die Entwicklung im bedeutendsten Auslandmarkt USA im Segment Käse hemmte die Umsatzentwicklung in dieser Division», heisst es im Geschäftsbericht.

«An der Theke wird weniger Käse gekauft, weil die Leute den Preis kennen wollen, wenn sie einkaufen», erklärte Demarmels. Darum bewähre sich etwa die neue Fabrik, die Emmi letztes Jahr in Wisconsin eröffnet habe und in der Käse für den US-Markt konfektioniert und verpackt werde.

Der Export von Schweizer Käse sei aber auch in anderen Ländern sehr schwierig gewesen, insbesondere in Deutschland, wo die Menschen sparen. Und schliesslich habe Schweizer Käse auch im Inland Marktanteile verloren, 2023 wurde bekanntlich erstmals mehr Käse importiert als exportiert.

Insgesamt erzielte Emmi mit Käse noch 29,3 Prozent des Gesamtumsatzes von 4,242 Milliarden Franken nach 30,3 Prozent im Jahr davor. Dafür legten die Frischprodukte, wozu etwa Caffè Latte oder Energy Milk gehören, um 0,7 Prozentpunkte auf 27,0 Prozent zu. Diese beiden Kategorien nähern sich demnach umsatzmässig immer mehr an.

Mehr Gewinn
Emmi hat den Gewinn im vergangenen Jahr mehr Gewinn erzielt als im Vorjahr, sowohl betrieblich als auch unter dem Strich. Hier habe sich die Portfoliotransformation – dazu gehört etwa der Verkauf der unrentablen Gläsernen Molkerei – und die «Ausrichtung auf profitables Wachstum» ausgezahlt, sprich: die Konzentration auf Produkte, die mehr Gewinn abwerfen und Kostenweitergabe.

Der Betriebsgewinn (EBIT) lag um einen Einmaleffekt aus dem Verkauf der Gläsernen Molkerei bereinigt bei 295,4 Millionen Franken (+11%). Die entsprechende Marge als Mass für die Profitabilität stieg auf 7,0 Prozent nach 6,3 Prozent im Jahr 2022. Unter dem Strich blieb ein (nicht bereinigter) Reingewinn von 186,3 Millionen.

Die Aktionäre erhalten entsprechend eine um 1,00 Franken höhere Dividende von 15,50 Franken. An der Börse kamen die am Donnerstag vorgelegten Zahlen äusserst gut an. Die Emmi-Papiere steigen am Nachmittag um 5,2 Prozent auf 895 Franken. Zwischenzeitlich erklommen sie wieder die Marke von 900 Franken, über der sie zuletzt Anfang Februar notiert hatten. (awp/mc/ps)

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