Gategroup plant Börsengang bis spätestens Mitte Jahr

Gategroup plant Börsengang bis spätestens Mitte Jahr
(Foto: Gategroup)

Glattbrugg – Der chinesische Konzern HNA will sich von einer Mehrheit an Gategroup trennen. 65 Prozent der Aktien des Bordverpflegers sollen spätestens ab Mitte des Jahres wieder an der Schweizer Börse gehandelt werden. Unklar ist noch, wie viel Geld HNA aus diesem Börsengang ziehen wird. Gategroup will die eigenen Aktien Ende des ersten oder im zweiten Quartal nach nur einem Jahr Absenz wieder an die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange bringen, wie der Bordverpfleger am Dienstag mitteilte.

Im Zuge des Börsengangs (IPO) sollen einerseits neue Aktien geschaffen und ausgegeben werden. Die Einnahmen aus dieser Kapitalerhöhung, schätzungsweise 350 Millionen Franken, fliessen an Gategroup. Damit ist klar, in welchem Umfang Gategroup von dem Börsengang profitieren wird. Das Geld soll für den Kauf der restlichen Anteile der Bordverpflegungseinheit Servair von Air France-KLM, die teilweise Finanzierung von Pensionsplänen und andere Unternehmenszwecke verwendet werden.

Ende Dezember 2017 hatte Gategroup eine Mehrheit an Servair, dem Bordverpflegungsgeschäft von Air France-KLM, für 237,5 Millionen Euro übernommen. Im Gesamtjahr 2017 hat sich die Nettoverschuldung von Gategroup auf 712,4 Millionen Franken von 352,1 Millionen Franken im Vorjahr verdoppelt.

Einnahmen für HNA noch unklar
Darüber hinaus verkauft HNA anlässlich des Börsengangs die Mehrheit ihrer bestehenden Gategroup-Aktien, präzisiert Gategroup den Vorgang auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Erlös aus diesem Verkauf fliesst an HNA; Gategroup erhält davon nichts. Offen ist derzeit noch der Preis, zu dem diese Aktien gehandelt werden.

Deshalb ist auch noch offen, wie viel Geld aus dem IPO an die chinesische Besitzerin von Gategroup, die HNA Aviation Group, fliessen wird. Angestrebt wird laut Mitteilung, dass künftig rund 65 Prozent aller Aktien in Streubesitz sein werden, also an der Börse frei gehandelt werden. HNA wird demnach nach dem IPO 35 Prozent an Gategroup halten und, wie es in der Mitteilung heisst, «langfristiger Ankeraktionär» bleiben.

Gategroup höher bewertet
Gategroup-Chef Xavier Rossinyol sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass HNA einen Verlust aus dem Teilausstieg bei Gategroup «nicht zu befürchten» habe. «Die Bewertung des Unternehmens wird signifikant höher sein als in der Vergangenheit.»

Gategroup hat vor wenigen Tagen für 2017 saftige Umsatz- und Gewinnzuwächse bekannt gegeben. Der Umsatz stieg um 35 Prozent auf 4,6 Milliarden Franken, der Gewinn um über das Doppelte auf 85,2 Millionen Franken. Im laufenden Jahr dürfte der Umsatz um 5 bis 7 Prozent wachsen und die Gewinnmargen dürften verbessert werden.

Ende 2016 hatte HNA Gategroup für 1,4 Milliarden Franken übernommen und die Aktien erst im April 2017 von der SIX dekotiert. Der Bordverpfleger war 2001 aus der zusammengebrochenen Swissair hervorgegangen. Durch die Übernahme des französischen Konkurrenten Servair ist Gategroup zum Weltmarktführer aufgestiegen. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 43’000 Mitarbeitende.

Rossinyol sagte weiter gegenüber Reuters, dass Gategroup finanziell zu 100 Prozent unabhängig von HNA geblieben sei. Es habe keinen Geldfluss zwischen HNA und Gategroup gegeben, keine Kredite oder Garantien.

HNA im Visier von Banken und Behörden
Der chinesische Mischkonzern HNA, zu dem die HNA Aviation Group gehört, ist wegen seiner hohen Verschuldung und wegen seiner undurchsichtigen Besitzstruktur ins Visier von Banken und Behörden weltweit geraten. So hat sich die Bank of America Merill Lynch aus Geschäften mit HNA zurückgezogen.

Im Gegensatz dazu haben die UBS und die Credit Suisse sowie die US-Grossbank JP Morgan, der japanische Finanzkonzern Nomura und weitere Institute nach umfangreichen Prüfungen keine Bedenken, mit HNA Geschäfte zu machen, wie HNA Ende Januar mitteilte. An vorderster Front organisieren, laut Reuters, Credit Suisse und UBS als globale Koordinatoren den Börsengang von Gategroup. Mit an Bord sind zudem JP Morgan, Berenberg, ING, Banco Santander und Unicredit.

Nicht nur Bankhäuser stellen sich die Frage, ob mit HNA noch zu geschäften ist, der Mischkonzern ist auch ins Visier von Behörden weltweit geraten. So hat die Schweizer Übernahmekommission HNA zu einer Gebühr von 50’000 Franken verdonnert, weil der Konzern bei der Übernahme von Gategroup unwahre Angaben zu seinen Besitzern gemacht habe. Auch die Strafverfolgungsbehörden und die Finanzmarktaufsicht hat sie alarmiert.

EZB führt Inhaberkontrollverfahren durch
Die US-Regierung will einem Insider zufolge keine Investitionen von HNA genehmigen, solange die Asiaten nicht Informationen zu ihren Aktionären vorlegen. Und in Europa will die Europäische Zentralbank (EZB), die die Deutsche Bank beaufsichtigt, ein Inhaberkontrollverfahren bei HNA durchführen. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin verfolgt das Geschäftsgebaren der Chinesen mit Argusaugen.

Jüngst hat auch die Regionalregierung der chinesischen Provinz Hainan finanzielle Unterstützung für HNA ausgeschlossen. Die Regionalregierung werde sich nicht in die Geschäfte der in Hainan ansässigen HNA einmischen, sagte Vizegouverneur Mao Chaofeng gegenüber Reuters am Dienstag am Rande der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking.

Zur HNA-Gruppe gehören neben Gategroup die Flugzeugwartungsfirma SR Technics sowie der Flugzeug- und Flughafendienstleister Swissport. Ausserdem hält HNA eine Beteiligung von etwa einem Fünftel am Reisedetailhändler Dufry. Darüber hinaus ist HNA Grossaktionär bei der Deutschen Bank und hält Beteiligungen an der Hotelkette Hilton. (awp/mc/pg)

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