Geld sparen: Kaufen Sie Ihr Bahnbillett in Euro

Geld sparen: Kaufen Sie Ihr Bahnbillett in Euro
SBB-Billettautomat.

Bern – Von verschiedenen Seiten wird gefordert, dass Währungsgewinne aufgrund des schwachen Euros an die Schweizer Kunden weitergegeben werden. In vielen Fällen können die Konsumenten aber bereits heute vom starken Franken profitieren, indem sie im Inland mit Euro bezahlen.

Wer am SBB-Billetautomaten ein Ticket löst, achtet in der Regel nicht auf den Preis in Euro, der unauffällig unter dem Frankenpreis aufgeführt ist. Dabei kann sich der Blick aufs Kleingedruckte durchaus lohnen: Bis vergangenen Mittwoch bezahlte nämlich, wer Euro als Zahlungsmittel verwendete, an den Automaten deutlich weniger.

Grosszügige Restaurants und Gastrobetriebe
Während der offizielle Kurs des Euro an diesem Tag bei 1,03 Franken lag, rechneten die SBB noch immer mit einem Wechselkurs von 1,15. So verlangten sie für ein Retourbillet von Zürich nach Genf 164 Franken, bei Bezahlung in Euro dagegen umgerechnet nur 147 Franken. Das entspricht einer Einsparung von rund 10 Prozent, selbst wenn der etwas schlechtere Umrechnungskurs am Bancomat berücksichtigt wird. Die Ticketautomaten der SBB sind nicht die einzigen Orte, wo Konsumenten vom starken Franken profitieren können. Migros-Filialen in den Kantonen Bern, Aargau und Solothurn rechneten bis vor kurzem ebenfalls mit einem Wechselkurs von 1,15. Noch grosszügiger sind manche Restaurants und Gastrobetriebe, die dem Euro noch immer einen Wert von 1,3 oder gar 1,5 Franken beimessen.

Häufigere Anpassungen des Wechselkurses

SBB und Migros haben den Wechselkurs inzwischen angepasst. Der Wechselkurs werde regelmässig dem tagesaktuellen Kurs angeglichen, heisst es bei den SBB. Doch seit der letzten Änderung drei Wochen vorher habe der Euro derart stark an Wert verloren, dass kurzzeitig ein Vorteil entstanden sei für Kunden, die mit Euro bezahlten. Die Migros-Genossenschaft Aare passt den Wechselkurs deutlich häufiger an, bei Bedarf sogar täglich, wie Mediensprecher Thomas Bornhauser auf Anfrage erklärt. Der hohe Kurs der vergangenen Woche habe einen anderen Grund gehabt: Bei Wartungsarbeiten sei es zu einem Softwarefehler gekommen, den man zunächst nicht bemerkt habe.

Gastgewerbe schreckt vor Anpassungen zurück
Anders liegt der Fall im Gastgewerbe. Dort verzichteten viele Betriebe absichtlich darauf, den Wechselkurs anzupassen, sagt Bernhard Kuster, Direktor des Wirteverbands GastroSuisse. «Viele Betriebe arbeiten noch mit dem für sie ungünstigen Kurs. Sie fürchten, Kunden zu verlieren, wenn sie den Wechselkurs anpassen würden.» Insbesondere grenznahe Betriebe sowie solche in touristischen Regionen schrecken laut Kuster von einer Anpassung zurück. «Den Wechselkurs zu ändern bedeutet nichts anderes als die Preise für ausländische Gäste zu erhöhen», erklärt er. Eher nähme man eine kleinere Marge in Kauf, als ausländische Kunden zu vergraulen.

SKS rät zur Begleichung in Euro
Das Konzept funktioniert allerdings nur, solange die meisten Schweizer Konsumenten die Rechnung weiterhin mit Franken begleichen – und damit mehr bezahlen als die ausländischen Gäste. Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) empfiehlt, ein Auge auf die Preise in Euro zu behalten, um ebenfalls von vorteilhaften Kursen zu profitieren. «Wir raten den Konsumenten, falls möglich in Euro zu bezahlen, wenn sie einen besseren Kurs bekommen», sagt Geschäftsführerin Sara Stalder. Zwar bezahlten sie so immer noch höhere Preise als wenn sie jenseits der Grenze einkaufen würden, «aber es ist doch eine Verbesserung gegenüber den Preisen in Schweizer Franken.»

Migros und SBB wollen nicht profizieren
Im Gegensatz zu den Gastronomen ziehen Migros und SBB nach eigenen Angaben keinen Nutzen aus dem höheren Wechselkurs. «Wir haben grundsätzlich kein Interesse daran, Euro entgegenzunehmen, denn unsere Kassenssysteme rechnen in Franken ab», sagt Thomas Bornhauser von der Migros-Genossenschaft Aare. Bei Zahlungen in Euro habe das Unternehmen zusätzlichen Aufwand. Auch die SBB profitieren nicht vom fallenden Kurs des Euro – er schadet ihnen aber auch nicht, wie Mediensprecherin Lea Meyer betont. «Wir haben uns über Devisentermingeschäfte gegen Währungsschwankungen abgesichert. Dadurch haben wir weder Gewinne noch Verluste wegen Veränderungen des Wechselkurses.» (awp/mc/ps)

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