Georg Fischer lanciert Kaufofferte für finnische Uponor

Georg Fischer lanciert Kaufofferte für finnische Uponor
Hauptsitz GF Piping Systems in Schaffhausen. (Foto: Georg Fischer / © Roger Frei)

Schaffhausen – Der Industriekonzern Georg Fischer (GF) blickt auf eine mehr als 220-jährige Geschichte zurück. 1802 als Giesserei gegründet und später um Stahlwerke ergänzt, bildet heute die Herstellung von Abwasser-Rohrleitungssystemen das wichtigste Standbein der Schaffhauser. Ein milliardenschwerer Zukauf soll den Bereich weiter stärken.

2,2 Milliarden Euro will Georg Fischer in die Hand nehmen, um in den Besitz der finnischen Uponor zu gelangen, die Wasserrohre, Heiz- und Kühlsysteme sowie Lösungen zur Trinkwasserinstallation herstellt. Dazu lanciert GF ein öffentliches Übernahmeangebot von 28,85 Euro für die Uponor-Aktien, die an der Nasdaq Helsinki kotiert sind.

Mit dem Kauf würde sich der Umsatz von Georg Fischer um rund 1,4 Milliarden Euro oder um rund 35 Prozent erhöhen, erklärte der Konzern am Montag in einem Communiqué. Künftig würden zwei von drei Umsatzfranken mit Rohrleitungssystemen erwirtschaftet, von denen man sich eine bessere Widerstandkraft gegen konjunkturelle Zyklen verspreche.

«Wir würden zur weltweiten Nummer zwei in dem Bereich» erklärte GF-Chef Andreas Müller an einer Telefonkonferenz. Das Produktangebot von GF und Uponor ergänze sich «perfekt».

Neue, vierte Divison im Konzern
Uponor soll jedoch nicht in die eigene Sparte «Piping Systems» integriert werden, sondern eine neue, vierte Division im Konzern werden. Daneben stellt GF in Schaffhausen, Singen und in Italien Gussteile für Autos sowie in Genf Werkzeugmaschinen her.

Konkurrenz überboten
Mit der Offerte hat Georg Fischer das konkurrierende Angebot der belgischen Aliaxis, die 25,75 Euro je Aktie bietet, deutlich übertroffen. Aliaxis preschte Mitte April vor und hat seither, zur Bekräftigung des Interesses, den Anteil an Uponor auf rund 20 Prozent aufgestockt. Uponor sagte jedoch jedes Mal «nein».

Als «Weissen Ritter» will CEO Müller Georg Fischer aber nicht sehen. «Der erste Kontakt mit Uponor wurde bereits vor eineinhalb Jahren aufgenommen», sagte er.

Und die Verhandlungen liefen ganz offensichtlich im Sinne der Schaffhauser: Von Uponor gibt es ein klares «ja». Der Verwaltungsrat empfiehlt die Offerte anzunehmen und der grösste Aktionär Oras Invest hat versprochen, seinen Anteil von fast 26 Prozent anzudienen.

Insgesamt hat sich GF bereits knapp 37 Prozent der Aktien gesichert – bis zur Mindestandienungsschwelle (50% plus eine Aktie) fehlt also nicht mehr viel. Kommen die Schaffhauser zum Zug, wollen sie die Übernahme im vierten Quartal 2023 abschliessen.

«Ich gehe davon aus, dass wir mit unserem Übernahmeangebot für Uponor auf einen Anteil von 90 Prozent oder mehr kommen», sagte Müller. Dieser beantwortete damit auch indirekt die Frage nach einer möglichen Bieterschlacht mit Aliaxis.

Neuen Aktionär gewonnen
Und Georg Fischer hat sich nicht nur die Unterstützung von Oras gesichert, der Infrastrukturfonds will auch bei den Schaffhausern einsteigen. Man strebe an, GF-Aktionär zu werden und prüfe verschiedene Alternativen, teilte Oras in einem eigenen Communiqué mit.

Wie GF-Finanzchef Mads Joergensen erklärte, werde Oras daher bei der vorgesehenen Kapitalerhöhung über 8 Millionen neue Anteile mitziehen. Zudem denke der Fonds darüber nach, GF-Aktien am Markt zu kaufen. (awp/mc/pg)

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