Gute Noten für das Schweizer Gesundheitssystem

Gute Noten für das Schweizer Gesundheitssystem
(Foto: Tobilander - Fotolia.com)

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Bern – Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung fühlt sich gesund. Sie ist zudem der Meinung, dass unser Gesundheitssystem gut bis sehr gut funktioniert und deshalb keine grundlegenden Reformen nötig sind. Dies hat eine breite internationale Bevölkerungsbefragung ergeben, die unter der Schirmherrschaft des Commonwealth Funds in 11 Ländern durchgeführt wurde, wie das Bundesamt für Gesundheit mitteilt. Neben der insgesamt guten Bewertung gab es aber punktuell auch Kritik, etwa an der Anzahl überflüssiger medizinischer Tests und an der mangelnden Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Spezialisten.

Die Mehrheit der Menschen, die in der Schweiz leben, bezeichnen ihren Gesundheitszustand als gut bis ausgezeichnet. Von den 1500 befragten Personen sind 54 Prozent der Ansicht, dass das schweizerische Gesundheitssystem im Grossen und Ganzen gut funktioniert und nur kleine Änderungen nötig sind. Im internationalen Vergleich steht die Schweiz damit gut da. Nur Grossbritannien besitzt mit 61 Prozent einen höheren Anteil. In den übrigen Ländern liegt dieser Wert deutlich tiefer als in der Schweiz.

Guter Zugang zu medizinischen Leistungen
Sehr positiv wird auch der Zugang zu medizinischen Leistungen bewertet. Mit den kurzen Wartezeiten für eine Behandlung im Spital liegt die Schweiz hinter Deutschland auf dem zweiten Platz. Die Meinung zum Gesundheitssystem ist jedoch teilweise vom Gesundheitszustand abhängig. Personen mit mittelmässigem oder schlechtem Gesundheitszustand haben meist eine weniger gute Meinung über das Gesundheitssystem (40 Prozent) als Personen mit sehr gutem oder ausgezeichnetem Gesundheitszustand (60 Prozent).

Hausärzte werden gut benotet
Bei der medizinischen Grundversorgung durch Hausärzte liegt die Schweiz im internationalen Vergleich ebenfalls weit vorne. Von den befragten Personen wenden sich über 96 Prozent bei einem gesundheitlichen Problem zuerst an die Hausärztin bzw. den Hausarzt. Der weitaus grösste Teil (94 Prozent) gibt den Hausärzten gute bis ausgezeichnete Noten. Rund vier von fünf befragten Personen erhalten bei einem medizinischen Anliegen oft oder immer am selben Tag eine Antwort von ihrer Hausärztin bzw. ihrem Hausarzt (78 Prozent). Mit einem Anteil von fast 30 Prozent hat die Schweiz zudem den zweithöchsten Anteil von Personen, die sich bei einem medizinischen Anliegen per Email beim Arzt melden können. Rund die Hälfte davon hat diese Möglichkeit in den zwei Jahren vor der Befragung auch tatsächlich genutzt.

Ausführungen des Hausarztes nicht immer verständlich
In einem Punkt hat die Zufriedenheit etwas abgenommen, und zwar bei der Frage, ob die Ausführungen des Hausarztes verständlich sind. Waren im Jahr 2010 noch 94 Prozent zufrieden darüber, wie der Hausarzt die medizinischen Sachverhalte erklärt, sind es 2013 noch 87 Prozent. Die Schweiz fällt damit im internationalen Vergleich vom ersten Platz im Jahr 2010 auf den neunten Platz im Jahr 2013.

Koordination zwischen Hausarzt und Spezialist verbesserungswürdig
Eine wachsende Unzufriedenheit ist zudem bei der Koordination zwischen Hausärztin/Hausarzt und Spezialistin/Spezialist zu verzeichnen. Rund ein Viertel (24 Prozent) der befragten Personen, die in den zwei Jahren vor der Befragung eine spezialärztliche Behandlung hatten, berichten, dass der Spezialist vom Hausarzt keine medizinischen Informationen über den Grund für die Behandlung bekommen hatte. Dieser Anteil ist der höchste unter den elf beteiligten Ländern und ist in der Schweiz zwischen 2010 und 2013 signifikant von 15 Prozent auf 24 Prozent gestiegen.

Kritischer als bei der letzten Befragung im Jahre 2010 ist auch die Einschätzung zur Anzahl überflüssiger medizinischer Tests. Rund 19 Prozent der befragten Personen in der Schweiz haben das Gefühl, dass in den zwei Jahren vor der Befragung überflüssige medizinische Tests angeordnet wurden.

«Gewisser Handlungsbedarf»
Die Resultate der Bevölkerungsbefragung bestätigen dem Bundesamt für Gesundheit, dass im Bereich der Grundversorgung und der medizinischen Vernetzung ein «gewisser Handlungsbedarf» besteht. In der Strategie «Gesundheit2020» des Bundesrates sind die Förderung zeitgemässer Versorgungsangebote, die Erhöhung der Versorgungsqualität und der vermehrte Einsatz elektronischer Hilfsmittel denn auch als Ziele verankert. Erste Massnahmen seien ergriffen worden oder bereits in der Umsetzung, so das BAG. Dazu gehören der Masterplan «Hausarztmedizin und medizinische Grundversorgung» und die Umsetzung der Qualitätsstrategie des Bundes, mit denen der Stellenwert der Hausarztmedizin und  die Sicherheit und Qualität bei medizinischen Behandlungen erhöht werden sollen. Zudem soll der Einsatz elektronischer Patientendossiers mit einem neuen Gesetz aktiv gefördert werden, um die Zusammenarbeit und den Informationsfluss zwischen den verschiedenen Akteuren und den Patienten zu verbessern. (BAG/mc/pg)

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