Zürich – Rund zwei Millionen Ausländer leben in der Schweiz und pflegen ihre Kontakte zu Familie und Freunden nicht zuletzt via Smartphone. Einige Mobilfunkanbieter wenden sich seit Jahren mit ihren Angeboten speziell an diese Zielgruppe, seit kurzem auch mit Flatrates für Auslandsgespräche. Der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch hat ausgerechnet, mit welchem Angebot man am besten fährt.
Das Geschäft mit den Auslandsgesprächen ist für die Schweizer Telecom-Anbieter keineswegs bloss ein Nischenmarkt: Gemäss Fernmeldestatistik werden von Schweizer Festnetzen aus im Jahr rund 2,4 Milliarden Minuten ins Ausland telefoniert, von Handys aus weitere 1,7 Milliarden Minuten. Insbesondere kleinere Marken wie Yallo und Lebara positionieren sich mit Angeboten für Ausländer, die in der Schweiz leben und regelmässig mit Freunden und Verwandten in der Heimat telefonieren. Seit kurzem gibt es auch Abos mit einer Auslands-Flatrate. Die Sunrise-Marke Yallo hat mit «Postpaid» heute eine solche lanciert. Das Angebot wird ausschliesslich in Postfilialen verkauft, genauso wie «Das Abo» von Orange.
comparis.ch hat den Markt sondiert und die entsprechenden Abo- und Prepaid-Angebote verglichen. Das Ergebnis zeigt: «Schon für pauschal 40 Franken im Monat kann man nonstop ins Ausland telefonieren», sagt der Telecom-Experte von comparis.ch, Ralf Beyeler. Die Marktführer Swisscom und Sunrise sind jedoch massiv teurer als die kleinen Anbieter. Mit Ausnahme von «Yallo Flat» (Prepaid) beinhalten alle Flatrates auch SMS ins Ausland.
Vergleich der Flatrate-Angebote unlimitierte Anrufe in die Schweiz und ins europäische Ausland, auf Fest- und Mobilnetz
- Je nach Anbieter und Angebot unterscheiden sich die Netzabdeckung und die Datengeschwindigkeit.
- Preis von Swisscom gilt für Neuabschlüsse bis 12. April 2015. Ab dem 13. April 2015 verlangt Swisscom für das Infinity Plus XL 179 Franken im Monat.
- Bei Swisscom sind beim Internet bei einer überdurchschnittlichen Nutzung Einschränkungen möglich.
- Bei Yallo und Orange können die Kunden nach Verbrauch des Datenvolumens ein zusätzliches Datenpaket kaufen.
- Bei Orange Me können die Kunden auch grössere Datenpakete als 250 MB wählen.
- * Die Orange Me Preise sind gültig ohne Gerät und ohne Mindestvertragslaufzeit oder mit Gerät und mit Mindestvertragslaufzeit von 12 oder 24 Monaten.
Telecom-Experte Beyeler weist darauf hin, dass man sich das Kleingedruckte ganz genau anschauen sollte. Denn die Listen der Länder, in denen Flatrates für Auslandstelefonate gültig sind, unterscheiden sich je nach Anbieter, weil diese das «europäische Ausland» verschieden definieren. Anrufe in die Nachbarländer sowie nach Spanien, Portugal, Grossbritannien und die Niederlande sind zwar in allen Angeboten enthalten. Sunrise zum Beispiel bietet seine Pauschalangebot aber nicht flächendeckend nach Europa an und schliesst Länder wie Griechenland, Ungarn und Polen aus. Ein grosses Manko ist laut Beyeler generell: «Viele Balkanländer sind nicht enthalten, weil es sich wegen zu hoher Gebühren nicht rechnet. Die Anbieter ignorieren damit, dass viele in der Schweiz lebende Ausländer jedoch aus diesen
Staaten stammen und gerne in ihre Heimat telefonieren.» Zudem gibt Beyeler zu bedenken: «Wer das Internet mit einem hohen Datenverbrauch nutzt, ist mit vielen Angeboten, die eine Ausland-Flatrate beinhalten, nicht gut bedient. Denn das enthaltene Datenvolumen ist oftmals zu klein.»
Nicht immer ist die Flatrate am günstigsten
Für viele Kunden lohnt es sich aber, auch Nicht-Flatrate-Angebote zu berücksichtigen. Telecom-Experte Beyeler: «Als Faustregel gilt: Bis 4,5 Stunden Telefonie in die Heimat ist das Prepaid-Angebot von Aldi günstiger als die Flatrates.»
Welche Angebote für Auslandstelefonierer noch interessant sein können, zeigt folgender Vergleich: Ein Beispielkunde telefoniert im Monat 240 Minuten, ein Drittel davon in die Schweiz, zwei Drittel nach Deutschland. Der Vergleich berücksichtigt das jeweils günstigste Angebot der drei grossen Anbieter Swisscom, Orange und Sunrise, ausserdem das günstigste Angebot insgesamt sowie weitere ausgewählte Angebote.
Interessante Angebote für Auslandstelefonie : Beispiel-Profil
Berechnungsgrundlagen Profil:
- 80 Minuten pro Monat in die Schweiz telefonieren, durchschnittliche Anrufdauer: 2 Minuten (gemäss Fernmeldestatistik des Bundesamtes für Kommunikation). Verteilung der Anrufe: 25% Schweizer Festnetz (davon 70% ins Swisscom-Festnetz), 30% Swisscom-Mobilnetz, 10% Sunrise-Mobilnetz, 10% Orange-Mobilnetz und 25% zusätzlich ins eigene Mobilnetz.
- 160 Minuten pro Monat nach Deutschland telefonieren, durchschnittliche Anrufdauer: 5 Minuten. Verteilung der Anrufe: 50% Festnetz, 50% Mobilfunknetz
Effekte durch die Taktung sind berücksichtigt. Pro Anruf wird eine halbe Taktungseinheit zusätzlich berechnet. - 60 SMS pro Monat in die Schweiz verschicken
- 500 MB Daten pro Monat
- Je nach Anbieter und Angebot unterscheiden sich die Netzabdeckung und die Datengeschwindigkeit.
- Preis von Swisscom gilt für Neuabschlüsse bis 12. April 2015. Ab dem 13. April 2015 verlangt Swisscom für das Infinity Plus XL 179 Franken im Monat.
Das Ergebnis: Der Beispielkunde kommt am günstigsten weg, wenn er das Aldi-Prepaid-Angebot mit den Paketen «Smart 50» und «Eurocall» wählt. Im Monat zahlt er damit 26 Franken – gut 13 Franken weniger als mit der neuen «Postpaid»-Flatrate von Yallo oder mit «Das Abo» von Orange (ohne Gerät). Rund sechsmal mehr müsste er mit dem Swisscom-Abo «Natel Infinity XL» zahlen, nämlich 169 Franken. Dass es ratsam ist, auf Details zu achten, macht Beyeler anhand des Beispiels M-Budget «Mobile One» deutlich: Das Abo beinhaltet 500 Freiminuten und kostet eine Grundgebühr von 29 Franken, jedoch gelten diese Minuten nicht auf ausländische Handynetze. Wer also ins Ausland nur auf das Festnetz telefoniert, für den kann dieses Angebot sehr interessant sein. Mit Gesprächen auf ausländische Handynummern belaufen sich die Gesamtkosten auf 50 Franken. (comparis.ch/mc/ps)
