Keine Entspannung im Einkaufstourismus – Schweizer geben weiterhin Milliarden im Ausland aus

Keine Entspannung im Einkaufstourismus – Schweizer geben weiterhin Milliarden im Ausland aus
Der Verlust für den Schweizer Detailhandel durch Einkaufstourismus beläuft sich 2017 auf rund 9 Mrd CHF.

St. Gallen – Trotz dem nicht mehr ganz so starken Schweizer Franken kaufen Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten auch 2017 – nach dem Höhepunkt in 2016 – weiterhin gerne im Ausland ein. Insbesondere der Online-Einkaufstourismus hat im Vergleich zu 2015 deutlich zugenommen. Der geschätzte Verlust für den Schweizer Detailhandel beläuft sich 2017 auf rund 9,1 Milliarden Franken und ist damit im Vergleich zu 2015 (8,3 Milliarden Franken) um fast 10 Prozent gestiegen. Dies zeigt die jüngste Erhebung des Forschungszentrums für Handelsmanagement an der Universität St.Gallen.

Prof. Dr. Thomas Rudolph, Dr. Liane Nagengast und Frauke Nitsch vom Forschungszentrum für Handelsmanagement an der Universität St.Gallen (IRM-HSG) haben nach 2015 auch in diesem Jahr die stark betroffenen fünf Schweizer Detailhandelsbranchen Lebensmittel, Drogerie, Bekleidung, Sport und Einrichtung untersucht. Gemäss der Hochrechnung verliert der Schweizer Detailhandel durch den Einkaufstourismus in diesen Branchen mehr als 9 Milliarden Franken. Dies ist ein Anstieg von fast 10% im Vergleich zu 2015. Vor allem der zunehmende Online-Einkaufstourismus stellt die Schweizer Händler vor neue Herausforderungen.

Anzahlmässig fahren Schweizer Konsumenten seltener ins Ausland, wo sie aber mehr einkaufen
Im Jahr 2017 fahren zwar insgesamt etwas weniger Konsumenten (insbesondere aus der Innerschweiz) ins Ausland zum Einkaufen, der durchschnittliche Warenkorb hat jedoch zugenommen. Insbesondere für ältere Konsumenten ist es populärer geworden, im Ausland einzukaufen. Das Einkommen hat keinen Einfluss auf die Affinität, im Ausland einzukaufen.

Für 40 Prozent der Einkaufstouristen ist der Einkauf im Ausland zur Routine geworden
In den grenznahen Kantonen kauft bereits mehr als die Hälfte der Schweizer Konsumenten aus Gewohnheit im Ausland ein. Vor allem bei Drogerieartikeln ist der Gewohnheitseffekt besonders hoch. Diese Zunahme an Gewohnheitskäufen ist für Schweizer Anbieter bedenklich, da Gewohnheiten entstehen, die langfristig nur schwer wieder zu ändern sind.

Der Online-Einkaufstourismus ist stark auf dem Vormarsch
Während 2015 nur knapp 30 Prozent der Konsumenten bei ausländischen Anbietern im Internet bestellt haben, waren es 2017 bereits 37 Prozent. Auch hier bestellen Konsumenten – vor allem aus den Kantonen der Innerschweiz – häufiger und mehr. Durchschnittlich betrachtet kaufen sie in den fünf besonders betroffenen Branchen schon 23 Prozent ihres Bedarfs bei ausländischen Online-Anbietern. Aber auch in den grenznahen Kantonen ist der Online-Einkaufstourismus stark angestiegen. Besonders beliebt sind Kleidung und Sportartikel.

Die Senkung der Mehrwertsteuer-Freigrenze auf 50 CHF würde den Einkaufstourismus erheblich abschwächen
Mittelfristig könnte eine Senkung der Mehrwertsteuer-Freigrenze den Einkaufstourismus eindämmen. Aktuell beträgt der MwSt.-Freibetrag für die Einfuhr von Waren in die Schweiz 300 Franken (Nettowarenwert). Die Ergebnisse der Studie prognostizieren einen Rückgang des Einkaufstourismus um bis zu ein Drittel, sollte die MwSt.-Freigrenze auf 50 CHF abgesenkt werden. (HSG/mc/ps)

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