KOF: Starker Franken belastet Konjunktur

KOF: Starker Franken belastet Konjunktur

Zürich – Die KOF rechnet für dieses Jahr mit einem Schweizer Wirtschaftswachstum von 2.8%. Dahinter stehen steigende Exporte (5.4%), eine stabile Konsumentwicklung (1.0%) sowie ein anhaltend hohes Bevölkerungswachstum. Im nächsten Jahr dürfte das BIP-Wachstum noch 1.9% betragen.

Verantwortlich für das tiefere Wachstum sind der starke Franken sowie die schwächere weltweite und insbesondere europäische Konjunkturentwicklung.

Weltkonjunktur: schlingernde Entwicklung
Die Weltwirtschaft befindet sich zwar weiterhin in einer konjunkturellen Aufschwungphase, doch die Belastungen dieses Aufschwungs haben im Vergleich zur KOF Frühjahrsprognose nicht abgenommen. Europa kämpft mit der Schuldenkrise: Eine Umschuldung Griechenlands wird immer wahrscheinlicher – mit den entsprechend negativen Konsequenzen für die öffentlichen Haushalte, den Bankensektor und das Vertrauen in die Europäische Währungsunion. Die Aussichten für die weitere Wirtschaftsentwicklung Europas sind auch deswegen nicht allzu rosig, obwohl einzelne Länder, wie etwa Deutschland, mit sehr hohen Wachstumsraten in dieses Jahr gestartet sind. Die USA dürften etwas an Dynamik zulegen, der Abbau der immensen Staatsschulden wird sich jedoch negativ auswirken. Japan steckt faktisch in einer Rezession, ausgelöst durch die Natur- und Nuklearkatastrophe von Fukushima. Optimistischer sind die Aussichten für die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und Lateinamerikas. Allerdings wirkt vielerorts die restriktivere Geldpolitik – als Reaktion auf die hohen Inflationsraten – bereits dämpfend.

Schweizer Konjunktur: vom Frankenkurs bestimmt
Die Schweizer Wirtschaft konnte nach der Finanzkrise schnell Tritt fassen und ist seither beachtlich gewachsen. Auch im ersten Halbjahr 2011 entwickelte sich die Konjunktur auf den ersten Blick positiv. Der starke Franken hat bislang unerwartet schwach auf die Exporte und somit auch auf das Wirtschaftswachstum durchgeschlagen. Die Schweizer Unternehmen beurteilen gemäss den KOF Konjunkturumfragen ihre Situation positiv. Auch das KOF Konjunkturbarometer befindet sich nach wie vor auf einem hohen Stand, wobei die Aufwärtsbewegung der letzten Monate mittlerweile zum Stillstand gekommen ist. Bei den Exporten, besonders den Warenexporten, dürfte sich die Dynamik jedoch aufgrund des starken Frankens und der nur noch moderaten Konjunkturaussichten der bedeutendsten Handelspartner verlangsamen. Die Gesamtexporte werden in diesem Jahr noch um 5.4% zunehmen. 2012 dürfte sich das Wachstum auf 3.5% reduzieren. Die Importe wachsen zwar in diesem Jahr (4.6%) noch etwas schwächer als die Exporte. Dies dürfte sich aber 2012 (8.8%) ändern. Begünstigt wird diese Entwicklung durch die sinkenden Preise für Importgüter.

Widersprüchliche Signale von Konsumentenseite
Die Signale vom privaten Konsum sind derzeit etwas widersprüchlich. So stiegen die Neuimmatrikulationen von Personenwagen auf Höchststände, gleichzeitig sanken die realen Detailhandelsumsätze. Dank einer besseren Einkommensentwicklung und der weiter wachsenden Bevölkerung dürfte sich der Konsum in Zukunft weiterhin positiv entwickeln. Die KOF erwartet Wachstumsraten von 1.0% (2011) und 1.6% (2012). Der öffentliche Konsum wächst relativ moderat mit Raten von 0.6% (2011) beziehungsweise 0.2% (2012). Eine Stütze der Konjunktur sind die Bauinvestitionen, die 2011 mit 2.9% wachsen dürften. Insbesondere der private Wohnbau legt stark zu (2011: 3.5%). Der Infrastrukturbau dürfte sich hingegen negativ entwickeln. Ausrüstungsinvestitionen werden derzeit aufgrund der unsicheren Wechsel kursentwicklung tendenziell eher verschoben. In diesem Jahr ist mit einer Zunahme von 4.8% zu rechnen. 2012 dürfte das Wachstum im Zuge der von der KOF erwarteten leichten Abwertung des Frankens auf 6.9% steigen.

Höherer Beschäftigungszuwachs 2012 erwartet
Auf dem Arbeitsmarkt dürfte die Beschäftigung weiter zunehmen. Allerdings fällt der Beschäftigungszuwachs im laufenden Jahr relativ niedrig aus (0.8%). 2012 dürfte er stärker sein (1.5%). Mit der steigenden Beschäftigung sinkt auch die Arbeitslosigkeit. Die KOF prognos tiziert eine Arbeitslosenquote von 3.1% in diesem und 2.7% im nächsten Jahr, wobei der Rückgang im Verlauf verflacht. Inflation ist in der Schweiz nach wie vor kein Thema. Für 2011 rechnet die KOF mit einer Inflations rate von 0.7%. Mit der leichten Abwertung des Frankens dürfte sie im kommenden Jahr etwas höher ausfallen. Die tiefe Inflationsrate würde an und für sich die gegenwärtige expansive Politik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stützen. Jedoch sollten eine «Norma lisierung» des Zinsniveaus sowie die steigenden Preise auf den Immobilienmärkten Grund genug sein, um allmählich aus der expansiven Ausrichtung auszusteigen.

2012: Schwächeres Wachstum
Insgesamt erwartet die KOF – wie bereits in der Frühjahrsprognose – 2011 ein BIP-Wachstum von 2.8%. Die aktuelle Einschätzung der Wirtschatsentwicklung beinhaltet gegenüber der letzten Prognose jedoch ein wesentlich stärkeres Wachstum des Transithandels und eine schwächere Entwicklung der übrigen Wirtschaft. Die KOF geht davon aus, dass der Transithandel das bereits hohe Niveau nicht noch weiter steigern wird. Zudem dürfte die Stärke des Frankens das Wachstum in den nächsten Monaten drücken. Und nicht zuletzt macht sich im Laufe des Prognosezeitraums auch der schwächere Gang der Weltwirtschaft bemerkbar. Das Schweizer BIP-Wachstum wird 2012 noch 1.9% betragen. Pro Kopf ergeben sich für die Jahre 2011 und 2012 BIP-Wachstumsraten von 1.5% beziehungsweise 0.6%. (KOF/mc/ps)

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