Krankenkassen-Prämien dürften um über 2 % steigen

Krankenkassen-Prämien dürften um über 2 % steigen

Der mit der Fallpauschalen-Einführung versprochene Wettbewerb, der die Spitalkosten senken sollte, findet nicht statt. (Foto: Martin Büdenbender/pixelio.de)

Zürich – Die Schweizerinnen und Schweizer müssen sich für 2014 auf eine leicht stärkere Erhöhung der Krankenkassen-Prämien gefasst machen als in diesem Jahr. Die Kassen werden die Beiträge für die obligatorische Grundversicherung voraussichtlich um über 2 Prozent anheben, wie eine Prognose des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch zeigt. Auf dieses Jahr waren die Prämien um 1,5 Prozent erhöht worden. Eine genaue Berechnung ist aber erst möglich, wenn das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die detaillierten Prämien geprüft hat.

Basis der jährlich erstellten Comparis-Prognose sind Auskünfte der grössten Krankenkassen. Bei diesen sind mehr als 70 Prozent aller Einwohner der Schweiz versichert. Zudem stützt sich Krankenkassen-Experte von comparis.ch, Felix Schneuwly, auf die Kostenentwicklung in den Arztpraxen, bei den Spitalbehandlungen, den Medikamenten und neuen Pflichtleistungen.

Reserven-Geld bremst Prämien-Anstieg
Mit der Prämienerhöhung reagieren die Kassen auf die enorm steigenden Gesundheitskosten: Laut der Santésuisse-Tochter Sasis AG schnellten diese im ersten Quartal 2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9 Prozent nach oben. In diesen Ausgaben der ersten drei Monate 2013 schlagen sich wegen der Einführung des Fallpauschalen-Systems in den Spitälern 2012 auch Leistungen nieder, die schon im Vorjahr erbracht wurden. Zum Vergleich: In den Vorjahren lag das Kostenplus im Schnitt bei 3 bis 4 Prozent. Schneuwly betont dennoch: «Das Kostenwachstum wird selbst ohne diesen einmaligen Sondereffekt so hoch sein, dass die Prämien nicht zur Deckung ausreichen werden.»

Fürs nächste Jahr wollen die Kassen den Auskünften zufolge daher einige Hundert Millionen Franken aus ihren Rücklagen entnehmen. Schneuwly: «Mit Reserven subventionierte Prä-mien lassen die Versicherten im Glauben, man habe jetzt die Ausgaben für die medizinischen Pflichtleistungen besser im Griff. Das ist eine tickende Zeitbombe, wenn die Politik nicht endlich handelt und Kosten senkt.»

Stärkste Prämienanstiege bei HMO-Modellen zu erwarten
Besonders betroffen von höheren Prämien werden wohl wegen der vom BAG gekürzten Rabatte die Versicherten mit HMO-Modell sein. Zudem kann in manchen Regionen der prozentuale Beitragsanstieg je nach Modell überdurchschnittlich hoch ausfallen.

Kostenexplosion vor allem in Spitälern
Die starke Zunahme der Gesundheitskosten entsteht vor allem in den Spitälern, die seit Einführung der Fallpauschale Anfang 2012 deutlich mehr Geld erhalten. «Der Systemwechsel verursachte im ersten Quartal 2013 – verglichen mit dem Vorjahresquartal – einen massiven Kostenschub von 36 Prozent. Ein Jahr zuvor gab es in diesem Bereich ein Minus von 16 Prozent», sagt Schneuwly. Die Gründe dafür sind vielfältig: höhere Tarife, ein stetiges Mengenwachstum und mangelnde Rechnungskontrolle. Hinzu kommt, dass Abrechnungen noch nicht konsequent und einheitlich verbucht werden. Und solange Gerichtsentscheide zur Fallpauschale ausstehen, bleibt die Situation unsicher.

Schneuwlys Bilanz: «Der mit der Fallpauschalen-Einführung versprochene Wettbewerb, der die Spitalkosten senken sollte, findet nicht statt. Es braucht wohl noch einige Jahre, bis die Prämienzahler davon profitieren, und zwar in Form tieferer Behandlungskosten und transparenter Qualität.»

Teure Medikamente und kleine Geschenke
Die Kostenexplosion hat aber noch weitere Ursachen. Bei den Medikamenten verpufft ein Teil der Spareffekte durch Preissenkungen für bereits zugelassene Arzneimittel, weil für Neuzulassungen massiv höhere Preise zu Buche schlagen. Aber noch stärker als von den Preiserhöhungen wird der Kostendruck laut Schneuwlys Analyse auch 2014 vom Mengenwachstum beeinflusst.

«Ein weiterer Kostentreiber sind die kleinen Geschenke des Gesundheitsministers und des Parlaments: etwa die Abschaffung des Selbstbehalts bei Schwangerschaftskomplikationen, die höheren Labortarife in Arztpraxen oder die Finanzierung Raucherentwöhnung mit dem Medikament Champix», fügt er hinzu. (comparis.ch/mc/pg)

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