Holcim und Lafarge passen Bedingungen für Fusion an

Holcim und Lafarge passen Bedingungen für Fusion an

Holcim-VRP Wolfgang Reitzle. (Foto: Holcim)

Zürich / Paris – Der Weg zur Grossfusion zwischen den Zementherstellern Holcim und Lafarge ist wieder frei. Die beiden Unternehmen haben sich in Nachverhandlungen auf neue Bedingungen für ihren Zusammenschluss geeinigt und damit die vor dem Aus stehende Elefantenhochzeit gerettet. Dabei hat sich Holcim durchgesetzt. Lafarge muss zwei Kröten schlucken.

Zum einen wird das Austauschverhältnis zugunsten von Holcim angepasst: Nun erhalten Lafarge-Aktionäre für 10 eigene Titel nur noch 9 Aktien von Holcim, wie beide Konzerne am Freitag in einem Communiqué mitteilten. Ursprünglich war ein Austauschverhältnis von eins zu eins vereinbart worden. Zum anderen wird Bruno Lafont wird nicht wie ursprünglich vorgesehen Chef des fusionierten Konzerns. Holcim hatte gemäss Insidern den Franzosen wegen seines Führungsstils abgelehnt.

Lafont büsst an Vertrauen ein
Ein grösserer Holcim-Aktionär hatte erklärt, Lafont habe nach der Veröffentlichung des Jahresabschlusses bei vielen Investoren Vertrauen eingebüsst. Seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr von Lafarge seien bei vielen Investoren als allzu optimistisch eingestuft worden. Zudem bezweifelten sie, dass die bei einem Zusammenschluss mit Holcim angepeilten Einsparungen erreicht werden können. Lafont ist seit 2007 sowohl Konzernchef als auf Verwaltungsratspräsident von Lafarge und gilt als Architekt der Übernahme des ägyptischen Zementherstellers Orascom, die dem Konzern hohe Schulden aufgebürdet hat.

Trostpreis für Lafont
Lafont erhält nun als Trostpreis den Posten des Co-Verwaltungsratspräsidenten, den er zusammen mit dem jetzigen Holcim-Präsidenten Wolfgang Reitzle ausüben wird. Holcim-Verwaltungsrat Beat Hess soll Vize-Verwaltungsratspräsident werden. «Ich bin zuversichtlicher denn je, dass ich mit Wolfgang Reitzle gut zusammenarbeiten werde», sagte Lafont zu der neuen Situation in einem Interview mit dem «Handelsblatt» (Online-Ausgabe 20.03.)

Chef von ausserhalb?
Damit hat die Schweizer Seite ihre Vorstellungen weitgehend durchgesetzt. Unter dem Druck von Grossaktionären hatte Holcim am vergangenen Montag eine Nachbesserung der Fusionsvereinbarungen verlangt. Während Lafarge daraufhin beim Austauschverhältnis der Aktien Entgegenkommen signalisierte, lehnten die Franzosen Änderungen beim Chefposten zunächst kategorisch ab. Erst der Druck der eigenen Grossaktionäre leitete dann aber gemäss Insidern ein Umdenken ein, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.

Immerhin dürfen die Franzosen weiterhin einen Kandidaten für den Konzernchef ernennen. Der Holcim-Verwaltungsrat muss dann noch zustimmen. Nun suche man wahrscheinlich einen neuen Chef von ausserhalb, meinte ein Analyst der ZKB. Dies würde die Chance bergen, dass diese Person unbefangen den entstehenden Zementmulti führen könnte.

Prämie für Holcim-Aktionäre
Als weiteres Zückerchen für die Aktionäre bieten Holcim und Lafarge einen Bonusaktienplan an. Nach dem Vollzug des Zusammenschlusses soll es eine neue LafargeHolcim-Aktie für jeweils 20 vorhandene Aktien geben. Der Lafarge-CEO gibt sich im Handelsblatt-Interview zuversichtlich im Hinblick auf die Fusion: «Der Weg ist nun frei für die endgültige Entscheidung». Im weiteren bezeichnete er die Wahrscheinlichkeit, dass die angestrebte Fusion vollzogen wird als «nun sehr hoch». Die Parität werde häufig angepasst, das liege einfach daran, dass die Zeit nicht stillstehe und die Unternehmen sich unterschiedlich entwickelten. «Alle direkt oder indirekt betroffenen Parteien sind einverstanden, umso mehr, als wir ja eine Fusion unter Gleichen vollziehen», so Lafont.

Mit dem neuen Austauschverhältnis kämen die Holcim-Aktionäre in den Genuss einer Prämie von 11%, rechnete die ZKB vor. Damit werde dem Umstand Rechnung getragen, dass Holcim besser in Form sei als die Franzosen und somit mehr Substanz in die neue Gesellschaft einbringe. Auch die Aufwertung des Schweizer Frankens spiele eine gewichtige Rolle, hiess es.

Sehr unterschiedliche Geschäftszahlen als Auslöser
Die Diskussion um das Austauschverhältnis war entbrannt, nachdem die beiden Unternehmen im Februar sehr unterschiedliche Geschäftszahlen präsentiert hatten. So konnte Holcim den Reingewinn 2014 um 1,2% auf knapp 1,3 Mrd CHF steigern, während Lafarge mit 143 Mio EUR nur noch auf einen Viertel des Gewinns von 2013 kam. Auch bei der operativen Marge schnitt Lafarge deutlich schlechter ab als Holcim.

Zu den neu ausgehandelten Bedingungen sollte die Firmentransaktion aus heutiger Sicht zustande kommen, hiess es in Händlerkreisen. Allerdings sei am Markt in den letzten Tagen zum Teil auf ein noch besseres Umtauschverhältnis für die Aktionäre von Holcim spekuliert worden sei. Die Rede war von 0,875 Holcim-Aktien für einen Lafarge-Anteil. Daher reagiere die Lafarge-Aktie jetzt noch stärker als jene von Holcim, hiess es.

Thomas Schmidheiny zeigt sich erfreut
Der grösste Aktionär das Schweizer Zementkonzerns Holcim steht jedenfalls hinter der überarbeiteten Fusionsvereinbarung mit Lafarge. «Thomas Schmidheiny ist erfreut, dass es gelungen ist, die in den letzten Wochen aufgetretenen Diskrepanzen zu klären», erklärte ein Sprecher am Freitag. (awp/mc/pg)

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