MEM-Industrie erwartet Umsatzrückgang und Margenverlust

MEM-Industrie erwartet Umsatzrückgang und Margenverlust
Hans Hess, Präsident Swissmem, VR Dormakaba Holding AG. (Foto: Kaba)

Swissmem-Präsident Hans Hess. (Foto: Kaba)

Zürich – Die Geschäftsentwicklung der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) stagnierte im zweiten Halbjahr 2014 aufgrund der schwachen Konjunktur im Hauptmarkt Europa. Gepaart mit der «schockartigen Aufwertung des Schweizer Frankens» sowie der Unsicherheit bezüglich der Zukunft der Bilateralen Verträge habe der Werkplatz Schweiz spürbar an Attraktivität eingebüsst, schreibt der Branchenverband Swissmem in einer Mitteilung.

Die Geschäftserwartungen der Unternehmer für die kommenden zwölf Monate haben sich entsprechend verschlechtert und die Margen sind wieder massiv unter Druck geraten. Die Betriebe würden dennoch alles tun, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zurück zu gewinnen. Swissmem fordert  Politik und Sozialpartner mit Nachdruck dazu auf, ebenfalls alles zu  tun, um die Firmen darin zu unterstützen sowie den Werkplatz Schweiz wieder attraktiver zu machen.

Die Auftragseingänge in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) nahmen 2014 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um +4.9 Prozent zu. Diese Zunahme gründet ausschliesslich auf dem ersten Halbjahr. Im dritten Quartal 2014 stagnierten die Bestellungseingänge und im vierten Quartal nahmen sie im Vergleich zur Vorjahresperiode um -1.8 Prozent ab. Die Umsatzentwicklung zeigt ein analoges Bild. Es resultierte übers ganze Jahr betrachtet zwar noch eine schwache  Zunahme von +0.3 Prozent. Die Umsätze reduzierten sich im Vergleich  zur Vorjahresperiode im dritten Quartal um -4.2 Prozent und im  vierten Quartal um -2.4 Prozent. Die Kapazitätsauslastung der MEM-Betriebe lag 2014 mit durchschnittlich 88.2 Prozent über dem  langfristigen Mittel (86.1%). Den höchsten Stand erreichte sie im vierten Quartal mit 88.8 Prozent.

Moderates Exportwachstum
Die MEM-Industrie exportierte 2014 Waren im Wert von 66.2 Milliarden Franken, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme von +1.3 Prozent entspricht. Mit Ausnahme der Elektrotechnik-/Elektronik-Ausfuhren  (-4.4%) erhöhten sich die Exporte gegenüber 2013 in sämtlichen  Produktbereichen. Am stärksten profitierten die Ausfuhren bei den Metallen (+3.2%), gefolgt vom Maschinenbau (+2.3%) und den Präzisionsinstrumenten (+0.2%). Der derzeit mit Abstand dynamischste Absatzmarkt ist die USA. Die Exporte der MEM-Branche in diesen Markt  stiegen im vierten Quartal 2014 im Vergleich zur Vorjahresperiode um  +21.5 Prozent. Über das gesamte Jahr betrachtet liegt die Zunahme bei +7.8 Prozent.

Auch die Ausfuhren nach Asien zogen in 2014 um +6.1 Prozent an. Im vierten Quartal betrug die Zunahme +6.4 Prozent. Hingegen stagnierten die Exporte in die EU im Jahr 2014 vollständig (Veränderungsrate 2014: 0.0% / im 4. Quartal +1.0%).

Margeneinbruch bei den Unternehmen
Die Geschäftsentwicklung der MEM-Branche im zweiten Halbjahr 2014 legt nahe, dass sie selbst dann in eine Stagnationsphase gekommen wäre, wenn der Mindestkurs zum Euro nicht aufgegeben worden wäre. Der Entscheid der SNB vom 15. Januar hat nun zu einem teilweise massiven  Margeneinbruch geführt. Viele industrielle KMU sind wieder in die Verlustzone geraten. Die Unternehmen hatten es zuvor auf der Basis eines «verlässlichen Mindestkurses und mit Hilfe einer veritablen Fitnesskur» seit 2011 geschafft, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zurück zu gewinnen, schreibt Swissmem weiter. Viele Effizienzsteigerungspotenziale seien dabei ausgeschöpft worden. Die Anstrengungen der Firmen in den letzten Jahren seien nicht umsonst gewesen, aber deren positive Auswirkungen hätten sich nach dem SNB-Entscheid wieder zerschlagen. Der Kampf um Konkurrenzfähigkeit – und bisweilen um die Existenz – beginne von neuem.

Die erneute Aufwertung des Schweizer Frankens drückt entsprechend auf die Stimmung in den Betrieben. In der jüngsten Befragung der Unternehmer im Januar 2015 zu den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate rechnen 48.6 Prozent mit weniger Aufträgen aus dem Ausland. Gegenüber der Umfrage im Herbst 2014 haben sich die pessimistischen Rückmeldungen damit fast verdreifacht. Angesichts des starken Frankens, der schwachen Konjunktur im Hauptmarkt Europa, der Unsicherheit bezüglich der Zukunft der  Bilateralen Verträge und der ungenügenden Zahl an Fachkräften hat der Werkplatz Schweiz spürbar an Attraktivität eingebüsst. Dies beeinflusst Investitionsentscheide und könnte mittelfristig sichtbare Spuren im Arbeitsmarkt hinterlassen.

Umdenken der Politik zwingend erforderlich
«Die Unternehmen werden alles tun, um den erneuten Aufwertungsschock des Schweizer Frankens einmal mehr zu absorbieren», sagt Hans Hess, Präsident Swissmem. «Wir fordern mit Nachdruck, dass auch die Politik und die Sozialpartner alles tun, um die Unternehmer im Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen und die Attraktivität des Werkplatzes Schweiz wieder zu verbessern.» Zentral sind für Swissmem eine Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative unter Erhaltung der Bilateralen Verträge, ein Freihandelsabkommen mit den USA, die Nutzung der Spielräume des GAVs der MEM-Industrie, Massnahmen des Bundes zur weiteren Innovationsförderung und Massnahmen zur Attraktivierung des Werkplatzes Schweiz. (Swissmem/mc/pg)

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