Nestlé leidet nach wie vor unter Kapazitätsproblemen

Nestlé leidet nach wie vor unter Kapazitätsproblemen
Nestlé-Hauptsitz in Vevey. (Foto: Nestlé/Flickr)

Vevey – Nestlé hat im dritten Quartal des laufenden Jahres schon zum fünften Mal weniger Waren verkauft. Nebst der schwachen Kauflaune machen dem Unternehmen auch Kapazitätsengpässe und IT-Probleme zu schaffen. Das Unternehmen will zum Jahresende aber einen Schlussspurt hinlegen und wieder in positives Terrain kommen.

Von Januar bis September hat Nestlé volumenmässig 0,6 Prozent weniger verkauft, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Im dritten Quartal beläuft sich der Rückgang des sogenannten RIG (Real Internal Growth), das Volumen- und Mixeffekte zusammenfasst, noch auf 0,3 Prozent. Der Volumenrückgang hält schon das fünfte Quartal in Folge an – das hat es im letzten Jahrzehnt noch nie gegeben.

Zwar hat sich Nestlé im dritten Quartal deutlich vom zweiten Quartal und dem damaligen RIG-Minus von 1,1 Prozent erholt. Doch viele Analysten hätten sich zumindest wieder ein flaches RIG gewünscht – oder noch besser wieder höhere Verkaufsmengen.

Lieferschwierigkeiten bei Perrier-Wasser
Nestlé begründet die nach wie vor negative Volumenentwicklung unter anderem damit, dass das dritte Quartal einen Handelstag weniger aufwies als im Vorjahr. Bereinigt um diesen Effekt wäre das Mengenwachstum positiv gewesen, heisst es.

Das Unternehmen kämpft zudem nach wie vor mit Kapazitätsschwierigkeiten, etwa beim Perrier-Wasser. In der Folge sank das RIG in der Neunmonatsperiode im Wassergeschäft um 6,9 Prozent. Die Kapazitätsprobleme dürften noch bis Ende Jahr anhalten, wie Nestlé-Chef Mark Schneider bei einem Telefonat mit Journalisten erläuterte.

Auch bei Produkten, die in der Gesundheitssparte Nestlé Health Science zusammengefasst sind, gab es gemäss dem Communiqué im August kurzfristige Lieferengpässe. Grund war hier ein IT-Integrationsproblem, das allerdings Anfang 2024 behoben sein sollte. Dank Mehrverkäufen bei der Spezialnahrung betrug der RIG-Rückgang am Ende jedoch nur 0,8 Prozent.

Negativ war die Entwicklung der Verkaufsvolumen auch im Bereich der Fertiggerichte und Kochhilfen (-3,2%) sowie bei Milchprodukten und Glace (-3,0%). Bei den Getränken in Pulverform ging das RIG hingegen nur um 0,3 Prozent zurück. In diese Kategorie gehört auch das nach wie vor sehr wachstumsstarke Kaffeegeschäft.

Zweites Halbjahr mit positivem RIG
Der grösste Wachstumstreiber, das Tierfutter, legte mengenmässig sogar um 2,6 Prozent zu. Das Verkaufsvolumen der Süsswaren wuchs ebenfalls um 2,2 Prozent, obwohl dort jüngst Gerüchte über Appetitverluste bei Menschen, die Schlankheitsspritzen nehmen, für Angst und Schrecken unter den Anlegern gesorgt hatten.

Für das finale Quartal, das aktuell läuft, gab sich der Firmenchef positiv, dass Nestlé auch konzernweit mengenmässig wieder mehr verkaufen wird. Somit dürfte auch das gesamte zweite Halbjahr wieder in positives Terrain kommen.

Preiserhöhungen gezielter einsetzen
Dass Nestlé trotz des nach wie vor rückläufigen Verkaufsvolumens in den ersten neun Monaten den Umsatz organisch um 7,8 Prozent steigerte, liegt in erster Linie an höheren Verkaufspreisen. Nestlé schraubte die Preise um 8,4 Prozent hoch.

Im dritten Quartal lag das sogenannte Pricing noch bei +6,3 Prozent. «Die Preisentwicklung hat begonnen, sich zu beruhigen», führte CEO Schneider aus. Besonders in Regionen wie den USA oder Lateinamerika, wo die Preiserhöhungen im letzten Jahr früher begonnen haben und inflationsbedingt stärker waren, werde die Preisentwicklung nun deutlich moderater. «Das könnte dazu beitragen, dass sich die Preise im Jahresvergleich nun etwas abschwächen», so Schneider.

Zudem wolle er die Preise auch gezielter nach Kategorie, Marke und Land anpassen. Artikel, die nach wie vor teurer werden könnten, sind also solche, die von Rohstoffen abhängen, die in letzter Zeit wieder teurer wurden. Als Beispiel nannte Schneider Kaffee, Zucker und Kakao.

Insgesamt erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 68,8 Milliarden Franken, was einem Minus von 0,4 Prozent entspricht. Dabei drückte jedoch der starke Schweizer Franken mit 7,4 Prozent auf das Resultat, wie es hiess. (awp/mc/ps)

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